28.03.2023,
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Wien (OTS) - Die Position des ÖAMTC in Hinblick auf die Erreichung
der Klimaziele im Verkehrssektor ist klar: "Um Mobilität für alle bei
leistbaren Kosten zu erhalten, braucht es neben der Elektromobilität
auch alternative Kraftstoffe, insbesondere E-Fuels", fasst Bernhard
Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessenvertretung, zusammen. "Ein
Elektro-only-Ansatz führt zu einer Verfehlung der Klimaziele, erhöht
die Kosten für die Bevölkerung und reduziert deren Mobilität
signifikant. Es braucht daher unbedingt ein rasches Bekenntnis zu
nachhaltig hergestellten Kraftstoffen, egal ob auf synthetischer oder
biogener Basis."
Den Standpunkt des Mobilitätsclubs untermauert eine aktuelle Studie
von Economica. "Wir haben drei mögliche Szenarien und deren
Auswirkungen auf CO2-Emissionen, Verfügbarkeit individueller
Mobilität und Kosten für Konsument:innen untersucht", fasst Christian
Helmenstein von Economica die Eckpunkte zusammen. Zentral für alle
drei Varianten sind – basierend auf einer eigenen Prognose mit Inputs
des Beratungsunternehmens Arthur D. Little und der Europäischen
Kommission – durchaus optimistische Annahmen zur Entwicklung der
E-Mobilität, die knapp über eine Million zugelassener E-Autos im
Jahre 2030 erwarten lassen. Zum Vergleich: Der aktuelle Bestand liegt
bei 116.000 Stromern.
Zwtl.: Szenario 1: "E-Mobilität Only" – Verfehlung der Klimaziele
2030 zu erwarten
Mit dem Ansatz, allein auf E-Mobilität zu setzen, sind weder das
verbindliche EU-Klimaziel 2030 noch die Klimaneutralität im
österreichischen Verkehrssektor bis 2040 zu schaffen. "Pkw sind
Anschaffungen mit einer langen Nutzungsdauer", erklärt Helmenstein.
"Das führt dazu, dass die CO2-Emissionen des privaten Pkw-Verkehrs
beim Elektro-only-Ansatz im Jahr 2030 auch mit unseren
E-Mobilitäts-freundlichen Annahmen bei 7,25 Millionen Tonnen pro Jahr
liegen. Der Zielwert liegt aber bei 6,9 Millionen Tonnen." Auch für
2040 ist bei diesem Ansatz zu erwarten, dass sich der CO2-Ausstoß
aufgrund der langsamen Erneuerung der Pkw-Flotte immer noch im
Bereich von 2,18 Millionen Tonnen bewegen wird.
Zwtl.: Szenario 2: E-Mobilität plus verschärfte CO2-Bepreisung –
Klimaziel 2030 erreichbar, nicht jedoch CO2-Neutralität 2040
Nachdem bei Szenario 1 weder 2030 noch 2040 die Klimaziele erreicht
werden, wurde in einem weiteren Szenario der Elektro-only-Ansatz um
eine verschärfte CO2-Bepreisung ergänzt. Hier zeigt die
Modellrechnung, dass auch dadurch bis 2040 keine Klimaneutralität
erreicht wird, obwohl in diesem Szenario die Benzinpreise (inklusive
der verschärften CO2-Bepreisung) auf über 5,70 Euro ansteigen. Denn
selbst bei derart hohen Spritpreisen werden 2040 weiterhin
verkehrstüchtige Verbrenner im Bestand sein, die ohne E-Fuels die
CO2-Bilanz belasten.
"Abgesehen davon, dass CO2-Neutralität abermals nicht erreicht wird,
hat das Drehen an der Kostenschraube gravierende Folgen: Für viele
Menschen, die sich weder ein E-Auto noch die in diesem Fall
exorbitanten Spritpreise leisten können, bleibt dann nur der Verzicht
auf individuelle Mobilität", betont Helmenstein. Die Fahrleistung bei
Verbrennern geht in diesem Szenario bis 2040 um rund 20 Prozent
zurück. Ob dieser Rückgang, vor allem im ländlichen Raum, durch den
öffentlichen Verkehr aufgefangen werden kann, ist fraglich. Die Folge
wäre ein erzwungener Rückgang von Mobilität und wahrscheinlich auch
der Wirtschaftsleistung.
Zwtl.: Szenario 3: E-Mobilität plus E-Fuels – Klimaziele 2030 und
2040 erreichbar, geringe Einschränkung der Mobilität
In Szenario 3 wurde der sukzessiv zunehmende Einsatz von E-Fuels
untersucht. Diese synthetisch hergestellten Kraftstoffe ersetzen
Benzin und Diesel und sind – bei Nachhaltigkeit bei Herstellung und
Transport – klimaneutral im Verbrenner-Bestand einsetzbar. Die
Economica-Studie berücksichtigt in diesem Szenario auch die langen
Vorlaufzeiten für den Aufbau einer signifikanten E-Fuels-Produktion.
So beginnt erst mit 2031 eine Beimengung von synthetischen Anteilen
zu Benzin und Diesel. Bis zu diesem Zeitpunkt bleibt die
Modellrechnung – zur Erreichung der Klimaziele – bei einer
Verschärfung der CO2-Bepreisung. "Diese kann mit Hochlaufen der
E-Fuels allerdings deutlich moderater als in Szenario 2 ausfallen,
weil die synthetischen Kraftstoffe sukzessive die CO2-Emissionen der
Bestandsflotte reduzieren. Die Kilometerleistung von Verbrennern
würde um etwa zehn Prozent sinken", erklärt Helmenstein. "Zudem ist
zu erwarten, dass die Preise an den Zapfsäulen bis 2040 lediglich auf
3,30 Euro pro Liter ansteigen, sofern unverzüglich die notwendigen
Rahmenbedingungen für Investitionen angestoßen werden. Auf diese
Weise wird die Beimengung zu fossilem Sprit so weit gesteigert, dass
letzterer schließlich vollständig ersetzt werden kann. " Die Folge:
Die Kombination aus E-Mobilität und E-Fuels bringt für die privaten
Haushalte die geringsten Kosten bei sogar höherer Mobilität.
Zwtl.: EU-Kompromiss ist erster Schritt, Produktion von synthetischem
Diesel und Benzin unerlässlich
Der am Wochenende auf EU-Ebene erzielte Kompromiss in Hinblick auf
ein etwaiges Verbrennerverbot ist aus Sicht des Mobilitätsclubs ein
erster Schritt. Wiesinger: "Für das Erreichen der Klimaziele im
Verkehr werden E-Fuels nur dann etwas bringen, wenn sie im
Pkw-Bestand Wirkung entfalten. Es ist noch immer unklar, ob der
politische Kompromiss vom Wochenende dazu führen wird, dass
tatsächlich in die Erzeugung von synthetischem Benzin und Diesel
investiert wird. Die Formel 'Verbrenner, die ausschließlich mit
E-Fuels betrieben werden können', deutet auf eine neue Kraftstoffart
hin. Eine solche würde eine Nischenlösung bleiben. Wir brauchen eine
Lösung für die breite Masse, die dazu führt, dass auch heutige
Bestandsfahrzeuge klimafreundlich betrieben werden können."
Weitere Infos zu dieser Aussendung - Zusammenfassung der Studie sowie
eine Präsentation - stehen unter www.oeamtc.at/presse zum Download
zur Verfügung.
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