26.01.2021
Wien (OTS) - Nach dem Frequenzabfall, der das europäische Stromnetz
an seine Grenzen gebracht hat, stellt Oesterreichs Energie fünf
Grundsätze zur Wahrung der Versorgungssicherheit vor. Die
E-Wirtschaft hat Themenfelder identifiziert, die in Zukunft eine
zentrale Rolle bei der Stabilisierung des Stromsystems spielen
werden. Kernaussage: Die Versorgungssicherheit liegt derzeit auf
einem sehr hohen Niveau. Damit das auch im Zuge der aktuellen
Transformation des Stromsystems so bleibt, braucht es einen
ganzheitlichen Ansatz und die Zusammenarbeit aller Verantwortlichen.
Im Rahmen des Medientermins präsentierte APG (Austrian Power Grid)
außerdem neueste Erkenntnisse über die Ursache der Frequenzstörung.
„Im Bereich der Versorgungssicherheit liegt Österreich derzeit
weltweit im Spitzenfeld. Durch die fortschreitende Transformation des
Stromsystems in Richtung Erneuerbare wachsen jedoch die Anforderungen
an unsere Netze, Kraftwerke und Speicher – gleichzeitig schwinden
unsere gesicherten Kapazitäten“, erklärt
Michael Strugl, Präsident
von Oesterreichs Energie. „Die Dekarbonisierung des Energiesystems
ist gut und richtig – die Versorgungssicherheit muss aber jedenfalls
mitgedacht werden“, so Strugl mit Hinweis auf die Kosten von 1,18
Milliarden € pro Tag, die ein großflächiger Stromausfall in
Österreich verursachen würde.
Versorgungssicherheit strukturell verankern
Um das Stromsystem bereits jetzt auf die systemischen
Anforderungen der Zukunft vorzubereiten, haben die Unternehmen der
österreichischen E-Wirtschaft nun Themenfelder definiert bei denen
dringender Handlungsbedarf besteht. „Zu allererst müssen wir das
öffentliche Bewusstsein für das Thema Versorgungssicherheit schärfen
und es als einen wesentlichen Eckpfeiler unseres energiepolitischen
Handelns verankern“, so Strugl.
„Zudem brauchen wir Rahmenbedingungen, die es uns ermöglichen jene
Infrastruktur zu planen und zu errichten, die es brauchen wird, um
das System sicher und stabil durch die Energiewende zu bringen“, sagt
Strugl. „Um diese neuen Kapazitäten bestmöglich in unser Stromsystem
zu integrieren, müssen Flexibilitäts- und Speicheroptionen,
Sektorkopplung sowie der dafür notwendige Netzausbau, aus einer
ganzheitlichen Perspektive gedacht, geplant und umgesetzt werden.“
Einsatz grüner Gase für Versorgungssicherheit prüfen
Weiters betont Strugl die künftige Bedeutung von grünen Gasen:
„Gaskraftwerke und hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlangen
spielen als gesicherte Kapazitäten auch mittelfristig eine wichtige
Rolle bei der Versorgungssicherheit. Damit diese Anlagen ihre
Funktion auch im Rahmen der Dekarbonisierung des Energiesystems
wahrnehmen können, muss jetzt mit der Entwicklung realistischer
Szenarien für den Einsatz und die Verfügbarkeit grüner Gase, etwa auf
Basis von Wasserstoff begonnen werden.“
Eine weitere wichtige Forderung ist ein stärkerer Fokus auf die
Bereiche Forschung und Innovation – etwa durch das Vorantreiben der
Digitalisierung im Energiebereich oder die Schaffung von „Regulatory
Sandboxes“, die es Unternehmen erlauben innovative Ansätze unter
realen Bedingungen zu erproben.
Abschließend hebt Strugl die Bedeutung des Bereichs Cybersecurity
hervor: „Österreichs E-Wirtschaft beschäftigt sich seit vielen Jahren
intensiv mit dem Thema Cybersecurity. Um sicherzustellen, dass wir
diese Vorreiterrolle weiter ausbauen können, müssen die Initiativen
in diesem Bereich verstärkt werden.“
„Absolute Sicherheit gibt es nicht. Aber wenn es uns gelingt, die
Bedeutung der Versorgungssicherheit stärker ins Bewusstsein zu
rücken, die Investitionen in den Ausbau der notwendigen Infrastruktur
zu ermöglichen und auf dem Gebiet der Cybersecurity weiterhin wachsam
zu bleiben, werden wir unser Niveau bei der Versorgungssicherheit
langfristig halten – davon bin ich überzeugt“, so Strugl.
APG: Internationaler Zwischenbericht zu Frequenzabfall
Nach den ersten Ermittlungen bzw. laut aktuellem Zwischenbericht
der ENTSO-E (26. 01. 2021) war der Auslöser eine Kettenreaktion
(„Kaskade“) von Ausfällen eines/mehrerer Betriebsmittel (z.B.
Stromleitung oder Schaltanlage) in Südosteuropa um 14:05 Uhr. Diese
Ausfälle zogen eine Trennlinie („Split“) im Raum südöstlich von
Österreich und das kontinentale Stromnetz wurde in zwei Teile
(„Synchroninseln“) geteilt. Die Trennlinie führte durch die Länder
Kroatien, Serbien und Rumänien.
Die Kette der Ereignisse im Detail (Quelle: ENTSO-E):
Das auslösende Ereignis: Ausfall einer 400 kV Sammelschienenkupplung im Umspannwerk Ernestinovo (Kroatien) durch Überstromschutzauslösung um 14:04:25.9\ndies führte zu einer Entkopplung der beiden Sammelschienen im Umspannwerk Ernestinovo, wodurch die Stromflüsse im Nordwesten und Südosten des Umspannwerks getrennt wurden (Graphik 1: Ursprung der Frequenzstörung) (Entkoppelung der Sammelschiene im UW Ernestinovo)\nTrennung der Ströme im Umspannwerk Ernestinovo führte zur Verlagerung der Stromflüsse auf benachbarte Leitungen, die dadurch überlastet wurden\n14:04: 48.9 Uhr Ausfall der Leitung Subotica - Novi Sad (Serbien) wegen Überstromschutzauslösung\nAusfallen von weiteren Leitungen (insgesamt 14) aufgrund des Überstrom- und Distanzschutzauslösung (Graphik 2: Kettenreaktion)\nTrennung des Systems in zwei Teile um 14:05:08.6 Uhr\nDie Resynchronisierung der beiden Teile konnte um 15:08 wiederhergestellt werden\n Das Gebiet südlich der Trennlinie (Grafik 3_Trennlinie) hatte zu
diesem Zeitpunkt Erzeugungsüberschüsse, welche aufgrund der
ausgefallenen Leitungsverbindungen nicht mehr in den Zentralraum
Europas transportiert werden konnten. Ein Frequenzanstieg in
Südosteuropa auf bis zu 50,6 Hertz (Abweichung um 600 mHz) mit
anschließender Reduktion der lokalen Erzeugungsleitung war die Folge.
In der westlichen Insel, zu der auch Österreich gehörte, fehlten
nach dem Netzsplit die Erzeugungsmengen aus Südosteuropa.
In ganz Europa kam es zu Über- und Unterfrequenzen (Grafik 4:
Frequenz), die durch Europäische Schutzmechanismen sowie durch die
von den nationalen Übertragungsnetzbetreibern gesetzten Maßnahmen,
zur Stabilisierung und Rückführung in den Normalbetrieb, innerhalb
einer Stunde behoben werden konnten.
„Die Europäischen Schutzmechanismen sowie die von der APG
gesetzten Maßnahmen haben bei der Behebung der europaweiten Störung
im Stromnetz voll gegriffen. In Österreich wurden beispielsweise
erfolgreich die Primär- und Tertiärregelreserven mit 57MW bzw. 280MW
ganzheitlich aktiviert und abgerufen. Dabei spielte die Wasserkraft
mit jeweils über 80 Prozent die zentrale Rolle.“, bestätigt
Technischer Vorstand der APG Gerhard Christiner. „Für eine sichere
Stromversorgung sowie die Integration der Erneuerbaren Energien in
den kommenden Jahren brauchen wir ausreichend Reserven in allen
Bereichen des Stromsystems. Der Um- und Ausbau der Stromnetze ist
dabei eine der zentralen Säulen“, so Christiner abschließend.
Aktien auf dem Radar:Zumtobel, CA Immo, Erste Group, Warimpex, Addiko Bank, UBM, Cleen Energy, Polytec Group, VIG, ATX, ATX Prime, ATX TR, Wienerberger, FACC, Marinomed Biotech, Frequentis, voestalpine, OMV, AMS, Lenzing, RBI, Verbund, Wolford, Rosenbauer, RHI Magnesita, Agrana, Oberbank AG Stamm, EVN, Österreichische Post.
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