24.05.2022,
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Düsseldorf (ots) - Die Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen
birgt eine 42 Mrd. Euro-Chance - pro Jahr. Das entspricht rund 12%
der gesamten jährlichen Gesundheits- und Versorgungskosten von
zuletzt 343 Mrd. Euro. Durch den Einsatz digitaler Technologien
können Versorgungsqualität und Kosteneffizienz erhöht und
gleichzeitig Behandlung und Betreuung von Patienten sowie die
Arbeitssituation des Personals im Gesundheitswesen verbessert werden.
Das größte Potenzial bieten dabei die elektronische Patientenakte
(ePA), Online Interaktionen und -Terminvereinbarungen zwischen Arzt
und Patient sowie die Fernüberwachung und -unterstützung von
chronisch Erkrankten. Dies sind die zentralen Ergebnisse einer neuen
Studie von McKinsey & Company mit dem Titel "Digitalisierung im
Gesundheitswesen: die 42-Miliarden-Euro-Chance für Deutschland".
"Richtig eingesetzt kann die Digitalisierung im Gesundheitsbereich
massiven Nutzen stiften. Wir reden von einer
42-Milliarden-Euro-Chance, von der alle im Gesundheitswesen
profitieren könnten", sagte McKinsey-Partner Stefan Biesdorf,
Co-Autor der Studie, bei der Vorstellung der Ergebnisse am Dienstag
in einer Online-Präsentation vor Journalisten.
"Das Potenzial der Digitalisierung im Gesundheitswesen hat sich
innerhalb von vier Jahren um rund 8 Mrd. Euro oder 24% erhöht",
erläuterte McKinsey Junior Partnerin Kristin Tuot, ebenfalls
Co-Autorin der Studie, das aktuelle Ergebnis. Sie verwies dabei auf
die Vorgängerstudie von 2018, für die McKinsey erstmals auf Basis von
mehr als 500 internationalen Forschungsdokumenten das finanzielle
Potenzial von 26 verfügbaren digitalen Gesundheitstechnologien in
Deutschland auf 34 Mrd. Euro beziffert hatte. "Davon wurden in den
vergangenen Jahren nur rund 1,4 Mrd. Euro realisiert", stellte
Kristin Tuot fest. Das seien zwar erste, aber noch keine
einschneidenden Erfolge. Zudem sei das Potenzial angesichts weiter
steigender Gesundheitsausgaben und der dynamischen Entwicklung der
Digitalisierung seither gestiegen. So habe sich beispielsweise durch
die Corona-Pandemie gezeigt, dass einige Technologien wie z.B.
Online-Sprechstunden und -Terminvergaben einen erheblich größeren
Nutzen hätten als 2018 vermutet.
Digitalisierung der Patientendaten bringt den größten Nutzen
Für die Studie hat McKinsey das Nutzenpotenzial von 26 digitalen
Gesundheitstechnologien analysiert und in sechs Lösungskategorien
zusammengefasst:
(1) Online-Interaktionen, z.B. durch Telekonsultation oder
Fernüberwachung und Managment chronisch Erkrankter. Diese Lösungen
reduzieren vor allem den Zeitaufwand bei Patienten und Ärzteschaft.:
12,0 Mrd. Euro (2018: 8,9 Mrd. Euro)
(2) Umstellung auf papierlose Datenverarbeitung, z.B. durch die
eletronische Patientenakte und eRezept: 9,9 Mrd. Euro (2018: 9,0 Mrd.
Euro)
(3) Arbeitsabläufe/Automatisierung, z.B. durch die mobile Vernetzung
von Pflegepersonal oder die auf Barcodes basierte Verabreichung von
Medikamenten: 6,7 Mrd. Euro (2018: 6,1 Mrd. Euro)
(4) Entscheidungsunterstützung durch Datentransparenz, z.B. durch den
Einsatz von Software, um Doppeluntersuchungen von Patienten zu
vermeiden: 6,4 Mrd. Euro (2018: 5,6 Mrd. Euro)
(5) Patientenselbstbehandlung, z.B. durch Gesundheits-Apps oder
digitale Diagnosetools: 4,6 Mrd. Euro (2018: ebenfalls 4,6 Mrd. Euro)
(6) Patienten-Self-Service , etwa Onlineportale zur
Terminvereinbarung: 2,5 Mrd. Euro (2018: ebenfalls 2,5 Mrd. Euro).
Produktivitätssteigerung einerseits - Nachfragereduzierung
andererseits
Das Potenzial von 42 Mrd. Euro setzt sich McKinsey zufolge aus
verschiedenen Komponenten zusammen, von denen alle Akteure im
Gesundheitswesen profitieren - durch Produktivitätssteigerung
einerseits bei den Leistungserbringern (61%) und und durch
Nachfragereduzierung (39%) andererseits. Die
Produktivitätssteigerungen bei den Leistungserbringern (25,8 Mrd.
EUR) verteilen sich auf die stationäre Krankenhausversorgung (12,4
Mrd. EUR), die ambulante (hausärztliche) Versorgung (11,1 Mrd. EUR)
und andere Bereiche (2,3 Mrd. EUR), z.B. die Langzeitpflege. Die
Ressourcenverwaltung durch Radiofrequenz-Identifikation (RFID) etwa
verbessere die Effizienz des Personals und reduziere Inventarverluste
in Akutkrankenhäusern. "Das kommt den Patienten zugute, da ärztliches
und anderes medizinisches Personal mehr Zeit für wertschöpfende
Tätigkeiten hat", stellte Stefan Biesdorf fest.
Die Verringerung des medizinischen Bedarfs (16,4 Mrd. EUR) resultiere
aus der Vermeidung unnötiger Doppeluntersuchungen oder einer
Verlagerung hin zu weniger invasiven Untersuchungsmethoden. Das
verbessere gleichzeitig die Qualität der Behandlung und die
Patientenerfahrung. Als Beispiel nannte Kristin Tuot die Reduzierung
der stationären Krankenhausaufenthalte chronisch kranker Menschen
dank Fernüberwachung.
Die Digitalisierung verspreche darüber hinaus einen Nutzen auch für
angrenzende Bereiche der Wertschöpfungskette. Ein besserer
Datenaustausch z.B. eröffne die Möglichkeit einer gezielteren
pharmazeutischen Forschung und Entwicklung mit einer entsprechend
höheren Wirksamkeit von Therapien.
Fünf Technologien erschließen zusammen mehr als die Hälfte des
Potenzials
Betrachtet man die 26 digitalen Technologien im Einzelnen, sind wie
2018 einige Technologien besonders relevant: Fünf der 26
priorisierten Technologien machen mit fast 22 Mrd. EUR über die
Hälfte des gesamten Nutzenpotenzials von 42 Mrd. EUR aus. An der
Spitze steht wie schon 2018 die ePA. Ihr flächendeckender Einsatz
ermöglicht McKinsey zufolge einen Nutzen in Höhe von 7,0 Mrd. EUR,
das sind noch einmal 9% mehr als 2018. Auf den weiteren Plätzen
folgen Telekonsultation (5,7 Mrd. EUR), Fernüberwachung chronisch
kranker Menschen (4,3 Mrd. EUR), elektronische Terminvereinbarung
(2,5 Mrd. EUR) und Tools für das Management chronisch Erkrankter (2,4
Mrd. EUR).
Die Studie zum Download finden Sie unter
https://mck.de/42mrdeurochance.
Über McKinsey
McKinsey ist eine weltweit tätige Unternehmensberatung, die
Organisationen dabei unterstützt, nachhaltiges, integratives Wachstum
zu erzielen. Wir arbeiten mit Klienten aus dem privaten, öffentlichen
und sozialen Sektor zusammen, um komplexe Probleme zu lösen und
positive Veränderungen für alle Beteiligten zu schaffen. Wir
kombinieren mutige Strategien und transformative Technologien, um
Unternehmen dabei zu helfen, Innovationen nachhaltiger zu gestalten,
dauerhafte Leistungssteigerungen zu erzielen und Belegschaften
aufzubauen, die für diese und die nächste Generation erfolgreich sein
werden. In Deutschland und Österreich hat McKinsey Büros in Berlin,
Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München, Stuttgart und
Wien. Weltweit arbeiten McKinsey Teams in mehr als 130 Städten und 65
Ländern. Gegründet wurde McKinsey 1926, das deutsche Büro 1964.
Globaler Managing Partner ist seit 2021 Bob Sternfels. Managing
Partner für Deutschland und Österreich ist seit 2021 Fabian Billing.
Erfahren Sie mehr unter:
https://www.mckinsey.de/uber-uns
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