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„Die Kommunikation mit dem Vorstand war grossartig“

22.04.2019, 6102 Zeichen

Vor wenigen Tagen teiltest Du mit, dass Du Wienerberger verlassen hast. Für mich kam das überraschend, wie lange hast Du mit dem Entschluss gerungen?

Karin Steinbichler: Der Entschluss kam natürlich nicht so überraschend, wie es nach außen hin vielleicht erschienen ist. Eines meiner Lieblingsgedichte ist „Die Stufen“ von Hermann Hesse und handelt von Veränderung - ich halte Veränderung für etwas ganz Wichtiges. Sie erlaubt einem, seinen Horizont zu weiten und öffnen. 

2007 bis 2019 warst Du dabei und da war alles dabei: Zu Beginn der ATX-Rekord mit anschließendem Jahrhundert-Absturz. Wie hast Du das miterlebt? Die jahrzehntelange Erfahrung mancher KollegInnen hatte da nichts geholfen, so was wie 2008 war neu …

Du sagst es, damit hat niemand gerechnet. Ich war damals Anfang Dreißig, hatte schon mehrere Jahre in der Beratung in einer der größten PR-Agenturen des Landes gearbeitet und bin bei Wienerberger im Boomjahr 2007 eingestiegen. Die ersten Jahre waren von Wachstum, Akquisitionen, Werkseröffnungen und einer positiven Meldung nach der anderen gekennzeichnet. Dann kamen 2008/2009 und über Nacht war alles ganz anders. Die Politik, die Finanzwelt und die Medien waren von Krisenszenarien geprägt, Unsicherheit war überall spürbar, keiner wusste was noch kommt, die Stimmung war durchwegs negativ - das beeinflusste jeden privat aber natürlich auch das Arbeitsumfeld. Für mich persönlich war das eine ganz neue Situation, die ich in der Kommunikation noch nie erlebt hatte. Als Kommunikatorin habe ich damals sehr schnell gelernt, dass es wichtig ist, seine eigenen Gefühle und Perspektiven hintanzustellen und einen professionellen Standpunkt einzunehmen, ohne dabei seine Fähigkeit zur Empathie zu verlieren. Ich denke diese professionelle Äquidistanz ist wichtig.

Wie kommuniziert man, wenn der eigene CEO sagt, dass man keinen Ausblick geben kann und das Wort Restrukturierung im Zentrum steht?

Ich muss an dieser Stelle sagen, dass ich von meinem Boss - damals wie zuletzt Heimo Scheuch - unglaublich viel gelernt habe. Er hat in einer schwierigen Zeit die Leitung des Unternehmens übernommen. Es war klar, dass es harte Einschnitte geben und dass die Wienerberger neu aufgestellt werden muss. Ich kann mich erinnern, dass er auch damals schon immer transparent in der Kommunikation war. Dazu muss ich aber auch sagen, dass Heimo Scheuch sich der Notwendigkeit und Rolle von Kommunikation nicht nur nach außen, sondern auch nach innen bewusst ist - insbesondere in einer solch schwierigen Situation. Für ihn war es selbstverständlich, die eigene Mannschaft mit an Bord zu holen und ihr mitzuteilen, wohin die Reise geht. Um Deine Frage zu beantworten: Auch wenn man nicht weiß, wie sich die Märkte in den nächsten Monaten entwickeln werden oder wann die Krise zu Ende ist, man kann zu jedem Zeitpunkt kommunizieren, welche Schritte man setzt. Wobei Restrukturierungen zu den schwierigsten Themen in der Kommunikation zählen, denn dahinter stehen die Schicksale vieler Menschen und Familien. Wienerberger hat in dieser Zeit keinen einzigen Streiktag erlebt. 

Und wie ging‘s Dir generell mit dem Vorstand?

Großartig. 

Nun zu Deinem Steckenpferd Digitalisierung ...  

Wienerberger hat in den letzten 5 Jahren sehr viel in die Digitalisierung der Kommunikation investiert, die Anzahl der zu bespielenden Kanäle vervielfachte sich,  die Geschwindigkeit, mit der kommuniziert werden muss, ebenso. Wir stellten die Konzernkommunikation nach innen und auch nach außen vollkommen neu auf, neue Rollen und neue Fertigkeiten waren und sind gefragt. Für mich waren immer Generalisten mit einem hohen Grad an professionellem Anspruch wichtig. In einem schlanken Team ist Hands-On-Mentalität und Teamspirit gefragt. Ich habe immer darauf geachtet, dass wir uns  mit den neuesten Trends auseinandersetzen und uns laufend weiterbilden - sei es im Storytelling oder im Filmen mit dem Mobiltelefon. So haben wir es in den letzten Jahren nicht nur geschafft, professionelle Social Media Kanäle aufzubauen, die kontinuierlich organisch wachsen, sondern auch ein Social Enterprise Network im Unternehmen zu etablieren, die Website neu zu launchen, verstärkt mit Videos zu arbeiten und fast alle Kanäle nach innen und nach außen simultan zu bespielen - 360° Kommunikation für ein börsennotiertes Unternehmen ist für mich heute selbstverständlich gelebte Realität.

Welches war Dein Lieblingsprojekt?

Der Aufbau der iComm, das Intranet der Wienerberger Gruppe. Es gab lange keine unternehmensweite Plattform, nur Insellösungen. Seit meinem Einstieg 2007 wurde immer wieder davon gesprochen, die Zeit war aber erst vor fünf Jahren reif. Mir war von Anfang an klar, dass es kein „gewöhnliches“, statisches, top-down-Tool werden sollte. Trotz anfänglicher Skepsis haben wir den Vorstand schnell davon überzeugt, dass die Zukunft der internen Kommunikation in der Nutzung social media ähnlicher Kanäle liegt und ein Intranet ein Tool sein muss, das sich laufend verändert und sich stetig den Bedürfnissen der Mitarbeiter anpassen soll. Das wurde von allen Beteiligten mit einem unglaublichen Drive getragen. Darüber hinaus bin ich aber auch auf eines der letzten Projekte wahnsinnig stolz. Den Relaunch der Website. Nicht nur, dass ich mich über das gelungene Ergebnis freue; die Website holte sich zuletzt Platz 2 unter den Webauftritten der ATX-Unternehmen im etablierten Lundquist-Ranking, zudem wurden wir zum „Best Improver“ 2019 gekürt.

Was wird Dir am meisten fehlen?

Natürlich die Kolleginnen und Kollegen  - Teamgeist, Professionalität, Miteinander und  Ergebnis stehen immer im Vordergrund. Aus vielen Arbeitsverhältnissen bei Wienerberger sind Freundschaften geworden, und die digitalen Netzwerke machen es leicht in Kontakt zu bleiben.

Und was wirst Du machen?

Ich werde mich weiterbilden und meine Expertise in anderen Projekten einbringen - da sind einige spannende Dinge dabei.

Auch Projekte mit Wienerberger?  

Jetzt freue ich mich einmal, bei den großen Wienerberger-Jubiläen 2019 als Gast dabei zu sein. 

Aus dem "Börse Social Magazine #27" - 1 Jahr, 12 Augaben, 77 Euro. Ca. 100 Seiten im Monat, ca. 1200 Seiten Print A4



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1. BSM #27



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