02.03.2021
Wien (OTS) - Seit 2013 erfasst Standort + Markt in den 20 größten
Städten Österreichs sämtliche Shopflächen und verfügt damit über ein
unabhängiges Monitoring zum Zustand und den Veränderungen der
österreichischen Cities. Der jährliche "S+M City-Retail Health Check"
geht mittlerweile in seine achte Runde. Durch die Analyse von 24
Geschäftsbereichen plus 16 ausgewählten Kleinstädten mit insgesamt
13.327 Shops auf einer Fläche von über zwei Millionen Quadratmetern
liegt eine sehr hohe Transparenz zum Shopflächen-Geschehen in
Österreich vor. Wie sehen die Ergebnisse für 2021 nun im Detail aus?
"Die rückläufige Flächenentwicklung der letzten 10 Jahre ist
stiller Zeuge der veränderten Konsumgewohnheiten. Der Modehandel
verliert an den eCommerce und Corona verstärkt diese Entwicklung.
Gleichzeitig nimmt der Bekleidungssektor in den innerstädtischen
Toplagen noch immer fast die Hälfte der Handelsflächen ein. Die
Gastronomie konnte in den letzten Jahren ordentlich zulegen, leidet
seit 2020 aber ebenfalls stark unter den Corona-Lockdowns.
Wachstumskaiser ist der Leerstand. Die Leerstandsquote in den
österreichischen Innenstädten liegt mittlerweile bei 7,5%. Und: Die
tatsächlichen Auswirkungen von Covid-19 werden wir erst ab der
zweiten Jahreshälfte 2021 sehen", fasst
Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will die wichtigsten
Studienergebnisse zusammen.
Zwtl.: Shopflächenrückgang hält an
Mittlerweile finden sich nur mehr 10 Geschäftsbereiche, die eine
positive Shopflächenentwicklung aufweisen. Der Flächenverlust war
insbesondere in den letzten beiden Jahren deutlich spürbarer als in
den Jahren zuvor. Die größten Flächenzugewinne sind in Dornbirn, der
Wiener Landstraßer Hauptstraße, in Amstetten und in der Wiener
Mariahilfer Straße zu verzeichnen. Krisengeschüttelte Innenstädte der
letzten Jahre mit hohen Leerstands- und Fluktuationsraten wie Steyr,
Villach und Wiener Neustadt haben auch 2020 eine
Gesamtverkaufsflächenreduktion erfahren.
Angesichts der Veränderung des Branchenmix bei Primär- und
Sekundärstädten wird deutlich, dass das Kurzfristbedarfsangebot in
den österreichischen Cities – wenn auch nur leicht – zunimmt. "Die
Bekleidungsbranche hingegen hat deutliche Verluste hinnehmen müssen,
seit 2014 ist deren Anteil auf 29% gefallen. Diese Veränderung fiel
signifikanter aus als in jeder anderen Branche. Der Bekleidungssektor
hat rund 72.500 m² Verkaufsfläche in den letzten 7 Jahren verloren,
ist aber weiterhin die mit Abstand dominanteste Branche im Mix",
erklärt Standort + Markt Geschäftsführer Hannes Lindner.
Zwtl.: Leerstandsrate steigt moderat auf 7,5%
Die Leerstandsrate der Innenstadtbereiche liegt mit 5,9% etwas
höher als in Österreichs Shoppingcentern (4,5%). "Die
durchschnittliche Leerstandsquote inkl. Kleinstädte-Sample erhöht
sich auf 7,5%, da Kleinstädte grundsätzlich eine signifikant höhere
Leerstandsrate aufweisen und daher auch nur bedingt mit den Groß- und
Sekundarstädten vergleichbar sind. Insgesamt hat sich die
Leerstandsrate in Primär- und Sekundärstädten seit dem letzten Jahr
kaum erhöht, in den A-Lagen kam es sogar zu einer leichten
Verbesserung. Es bleibt allerdings abzuwarten, welche Auswirkungen
die Covid-19 Pandemie auf das Shopflächengerüst der Cities haben
wird", sagt Standort + Markt Gesellschafter Roman Schwarzenecker.
Traditionell liegen Salzburg, Innsbruck und die Wiener City –
allesamt Tourismus-Hochburgen mit entsprechend hoher
Passantenfrequenz – auf den vorderen Plätzen des Städtevergleiches.
Im Corona-Jahr 2020 sind es genau diese Cities, die die höchsten
Leerstandszugewinne zu verzeichnen haben. Als problembehaftet werden
auch Sekundarstädte mit hohem Verkaufsflächenaufkommen respektive
dezentralen Einzelhandelsentwicklungen an der Peripherie angesehen,
etwa Wiener Neustadt, Steyr und Krems. Kleinstädte mit hoher
innerstädtischer Leerstandsquote wie Bruck an der Leitha, Knittelfeld
oder Liezen fallen ebenso in diese Kategorie.
Zu den diesjährigen "Gewinnern" zählen die Geschäftsbereiche der
Wiener Favoritenstraße und Mariahilfer Straße sowie die Innenstadt
von Leoben. Zu den "Verlierern" zählen Krems, Dornbirn und Wiener
Neustadt, welche mit den stärksten Zugewinnen von Leerständen in der
diesjährigen Studie konfrontiert sind. "Generell ist zu beobachten,
dass sich die Einzelhandelsensembles tendenziell von der Mitte
wegbewegen, es ist somit ein Auseinanderdriften der Städte
feststellbar. Die gesunde Mitte geht mehr und mehr verloren, während
die Konzentration an den Rändern zunimmt. Die Extreme werden somit
immer größer", so Schwarzenecker.
Zwtl.: Die Ruhe vor dem Sturm?
Was leiten wir aus den umfangreichen Zahlen ab? "Zum einen hat
sich herausgestellt, dass die Auswirkungen der Pandemie noch nicht
auf der stationären Shopfläche angekommen sind, die Leerstandsquote
in den Cities blieb gegenüber dem Vorjahr im Durchschnitt betrachtet
nahezu unverändert. Erst nach dem Stopp von staatlicher
Unterstützungsleistungen wird sich zeigen, welche Shops tatsächlich
weiterhin offenbleiben oder aber von der Bildfläche verschwinden.
Hier erwarten wir in den kommenden Beobachtungsperioden definitiv
eine erhöhte Dynamik, die sich sowohl im Leerstand als auch in einer
deutlich erhöhten Fluktuationsrate bemerkbar machen", ist Hannes
Lindner überzeugt.
Zwtl.: Was erwartet der Handel von den Regulatoren?
"Corona befeuert nicht nur den eCommerce, sondern mittelfristig
auch die Stadt- und Ortskernverödung. Der Handelsverband hat bereits
zum Jahreswechsel das Motto für 2021 mit "Leben und Wirtschaften mit
dem Virus" ausgegeben. Durch eine Branchendifferenzierung sollen
Kollateralschäden bestmöglich eingedämmt werden. Neben der
Arbeitsplatzsicherheit sind hier auch soziale und psychologische
Faktoren zu nennen. Die staatlichen Hilfen federn zwar das Schlimmste
ab, jetzt braucht es aber auch Planungssicherheit und damit eine
Strategie für den Weg in die Zukunft. Nur so können wir verhindern,
dass die Coronakrise unsere Städte ökonomisch leerfegt", gibt Rainer
Will die Marschrichtung vor.
Zwtl.: Daher hat der Handelsverband das AID-Modell ausgearbeitet –
einen umfassenden Corona-Masterplan mit 3 Schwerpunkten:
1. Arbeitsplätze retten, Arbeitsplätze sichern & Arbeitsplätze
schaffen
Entscheidend ist, die 600.000 Arbeitsplätze im österreichischen
Handel nachhaltig abzusichern und zukunftssicher aufzustellen. Die
Kurzarbeit ist essenziell, um Jobs zu retten. Flankierend dazu
braucht es einen befristeten Covid-Arbeitsplatzsicherungs-Bonus für
die Zeit nach dem Ende der Kurzarbeit, um Jobs dauerhaft zu sichern.
Zur Förderung neuer Beschäftigungsverhältnisse empfiehlt der HV einen
temporären Covid-Arbeitsplatzschaffungs-Bonus in Form eines
finanziellen Zuschusses oder eines Erlasses der
Sozialversicherungsbeiträge für Arbeitgeber.
2. Insolvenzen verhindern, Eigenkapital stärken &
Investitionsanreize setzen
Die Politik hat durch staatliche Hilfen wesentlich zum Erhalt des
Wirtschaftsstandortes beigetragen. Mit einer stärkeren Verankerung
der 'zweiten Chance' in den staatlichen Corona-Maßnahmen, präventiven
Restrukturierungsmöglichkeiten und einem leichteren Zugang zu
Eigenkapital würde man ein wichtiges Signal setzen, idealerweise
schon bevor die Insolvenzregelungen wieder in Kraft gesetzt werden.
Das wäre ein win-win für den österreichischen Wirtschaftsstandort und
alle Beteiligten – Arbeitnehmer, Arbeitgeber, Banken, Gläubiger und
Zulieferbetriebe. Mit dieser Maßnahme sollen 7.500 Handelsbetriebe,
die coronabedingt mit dem Geschäftsbetrieb in Schieflage geraten sind
und heuer aufgeben müssten, aufgefangen werden.
3. Digitalisierung vorantreiben & digitales Fair Play schaffen
Die heimische Wirtschaft bewegt sich in einem Korsett an strengen
Vorgaben, während die internationalen Online-Giganten frei wie ein
Vogel agieren können. Wir müssen sicherstellen, dass Europa seine
Verbraucherinnen und Verbraucher nicht länger als Kunden an digitale
Giganten anderer Regionen der Welt verliert und obendrein noch
Steuergutschriften nachschickt und den Abfall der
Drittstaatensendungen auf eigene Kosten entsorgt. Die Einführung der
digitalen Betriebsstätte in der Europäischen Union ist daher
überfällig, wenn die EU-Kommission will, dass unsere Wirtschaft im
digitalen, globalen Wettbewerb morgen noch eine Rolle spielen soll.
Diese Maßnahme soll einen Beitrag leisten, um Österreich unter die EU
Top 10 im Bereich der Digitalisierung zu katapultieren und zum
Innovation-Leader zu machen. Gleichzeitig soll damit dem
Kaufkraftabfluss von fast 60% im Onlinehandel entgegengewirkt und die
steuerliche Gleichstellung von Old Economy (23%) und New Economy (9%)
erreicht werden.
"Darüber hinaus ist es jetzt an der Zeit, endlich die
Vereinfachung des Zuschlagswesens im Handelskollektivvertrag und die
Abschaffung der Mietvertragsgebühr anzugehen", so Rainer Will
abschließend.
Der vollständige "S+M City-Retail Health Check 2021" kann ab
9.3.2021 auf [www.handelsverband.at] (
http://www.handelsverband.at/)
bestellt werden.
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