13.11.2018, 3200 Zeichen
10 fette Jahre. Den Satz habe ich vor einigen Tagen auf der Geld-Seite einer Tageszeitung gelesen, na, immerhin ein paar Worte über die Börse: „Die Aktionäre haben prächtig verdient, der ATX hat sich in den letzten 10 Jahren verdoppelt.“
Schmerzhaft, so einen Satz ohne jede weitere Erklärung lesen zu müssen. Soll er die Neidgesellschaft bedienen? Nein, liebe Neider, wir haben nicht nur 100% in 10 Jahren, sondern auch noch bis zu 5% Dividende pro Jahr, gerechnet vom niedrigen Niveau 2008 waren es sogar 10%. In Summe sind wir also viel viel reicher geworden als die Zeitung sagt! Oder soll das letzte Milchmädchen endlich gierig werden und alles Ersparte an die Börse werfen, um 2018 bis 2028 die nächsten 100% abzuräumen?´
Man hätte ehrlicherweise dazusagen sollen, dass kaum jemand am absoluten Tiefpunkt 2008 voll eingestiegen ist und die vollen 100% in 10 Jahren verdient hat. Die meisten von uns waren schon vor dem Crash investiert, und mühsam gewinnen viele ihren Einsatz zurück. Der Crash kam schnell, der Anstieg langsam. Einige Blue Chips haben damals 80% verloren, kann ich mich erinnern, und freilich habe ich damals mein Pulver viel zu früh verschossen, es sah ja schon vor dem Tiefpunkt nach Schnäppchen aus. Möglich, dass einige gar nicht mehr eingestiegen sind, die den Crash mitgemacht haben und möglicherweise sogar per Margin Call rausgekickt worden sind.
Plus 100% und danach minus 50%, bleiben immer noch 50%? Leider nicht. Wer 50% verliert, muss 100% verdienen, um sein Investiertes zurück zu gewinnen. Wer 80% verliert, muss 400% verdienen, und das schaffen viele ihr Leben lang nicht. Man sollte schon ehrlich sagen, dass es an der Börse auch viele Verlierer gibt, insbesondere nach Crashes. Abgesehen davon hat es an der Wiener Börse in den letzten Jahren auch einige Totalausfälle durch Insolvenz gegeben, und wer so etwas zu stark gewichtet hatte, der wird wohl in diesem Leben sein Kapital nicht mehr zurück gewinnen.
Ich finde die Börse zur Zeit nicht teuer. Den meisten Gesellschaften, deren Aktien im ATX notieren, geht es gut. Aber selbst wenn es ihnen in 10 Jahren noch besser geht: oft regiert an der Börse die Angst vor der Zukunft, und wenn es plötzlich irgendwelche schlechten Konjunkturaussichten gibt, fehlen die Käufer, das heißt ein Crash ist sogar möglich, wenn es allen gut geht. Der Crash wird die Wiener Auktionswerte vielleicht weniger tangieren, weil da sind keine Stop-Loss-Orders drin, und die Aktien liegen in Händen braver inländischer Aktiensparer, nicht in Händen nervöser Fonds.
Jedenfalls bin ich der Meinung, zum obigen Satz hätte es näherer Erklärungen bedurft: „Die Aktionäre, die 2008 das Geld und den Mut gehabt haben, um voll in ATX-Werte zu investieren, und die noch immer drin sind, die haben 100% machen können. Sehr wahrscheinlich ist aber, dass sie zu einem großen Teil schon vorher investiert haben, das heißt der Anstieg der letzten Jahre entschädigt etwas für die Verluste davor. Die Börse ist keine Einbahnstraße. Und Einlagensicherung gibt es bei Aktien auch nicht, die Aktionäre müssen für ihre höhere Rendite auch höheres Risiko eingehen.“
(Der Input von Günter Luntsch für den http://www.boerse-social.com/gabb vom 13.11.)
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Agrana
Die Agrana Beteiligungs-AG ist ein Nahrungsmittel-Konzern mit Sitz in Wien. Agrana erzeugt Zucker, Stärke, sogenannte Fruchtzubereitungen und Fruchtsaftkonzentrate sowie Bioethanol. Das Unternehmen veredelt landwirtschaftliche Rohstoffe zu vielseitigen industriellen Produkten und beliefert sowohl lokale Produzenten als auch internationale Konzerne, speziell die Nahrungsmittelindustrie.
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