25.09.2024, 7990 Zeichen
Wien (OTS) - Sand, Kies und Naturstein aus der Region bleiben der
Schlüssel für
Versorgungssicherheit ohne Abhängigkeiten. Doch rund um mineralische
Rohstoffe und deren Gewinnung tauchen immer wieder Vorbehalte auf.
Dabei gab es selten so viele gute Nachrichten aus der Roh- und
Baustoffbranche:
1. Das Recyclingzeitalter hat begonnen
Mineralische Rohstoffe bleiben unverzichtbar für Bauwesen und
Industrie. Moderne Recyclinganlagen, die Abbruchmaterialien wie Beton
und Asphalt wiederaufbereiten, ermöglichen es jedoch wertvolle
Rohstoffe einzusparen und Sekundärrohstoffe gemäß den gesetzlichen
Vorgaben wieder in den Kreislauf einzubringen. Wenn man zudem den
Bodenaushub als wertvollen Rohstoff begreift, wird nicht nur die
Umwelt geschont, sondern können gleichzeitig auch ökonomische
Vorteile erzielt werden. Denn Bodenaushub ist zu schade für die
Deponie.
Lebenszyklusanalyse
Bei Ziegeln und Beton sind die Recyclingquoten übrigens heute
schon sehr hoch. Weniger als 1 % des Altbetons wird derzeit
deponiert, so der aktuelle Statusbericht zum
Bundesabfallwirtschaftsplan. Noch wird das Material allerdings kaum
im Wohnbau verwendet, sondern im Straßenbau, für den Unterbau oder
Schüttungen. Eine ausgewiesene Lebenszyklusanalyse auf jedem Baustoff
könnte in Zukunft den Konsumenten die Entscheidungen für die Wahl des
nachhaltigsten Produktes erleichtern.
Primärrohstoffe für Langlebigkeit
Indem Materialien recycelt, wiederverwendet und im Kreislauf
gehalten werden, kann der Lebenszyklus von Gebäuden weiter optimiert
werden. Wichtig: Das für Recycling zur Verfügung stehende Material
reicht nicht annähernd aus, um den allgemeinen Bedarf in Österreich
zu decken. Auch um die Qualitätsansprüche, der erzeugten Produkte zu
garantieren, sind Primärrohstoffe unverzichtbar. Gerade bei Bauwerken
sind Langlebigkeit und Sicherheit besonders wichtige Faktoren.
2. Helden der grünen Transformation
Die von der Gesellschaft angestrebte Energiewende kann mit Hilfe
von mineralischen Rohstoffen gelingen. Für dieses Ziel im
öffentlichen Interesse braucht es aber Weitblick. In der derzeitigen
Übergangsphase werden für Klima- und Umweltschutz große Mengen an
Baurohstoffen benötigt. Sogar mehr als zuvor. Denn der Ausbau
erneuerbarer Energien wie Wind- und Solarenergie erfordert
umfangreiche Infrastrukturprojekte. Es zeichnet sich bereits heute
ab, dass die Rohstoff-Nachfrage deutlich größer als das Angebot sein
wird. Die Lösung: Den Zugang zu Lagerstätten in Österreich
langfristig sichern. Nur so werden die benötigten mineralischen
Baurohstoffe und hochwertige Industrieminerale wie Quarzsande,
Kaolin, Tone und Flussspat ausreichend zur Verfügung stehen.
Als Beispiel: Für den Bau einer durchschnittlichen
Windkraftanlage werden etwa 1.200 Tonnen Beton benötigt.
Gesteinskörnungen (Sand, Kies, Schotter) sind mit einem Anteil von
ca. 70 Volumenprozent der Hauptbestandteil des Betons. Zur
Betonherstellung wird neben Gesteinskörnungen und Wasser ein
Bindemittel benötigt: der Zement. Auch für Zement braucht es die
mineralischen Rohstoffe Kalkstein, Ton und Sand.
3. Klimaschutz durch Innovation
Von thermischer Bauteilaktivierung, CO₂-reduziertem Zement, Urban
Mining über Ökobeton bis hin zu energetischer Sanierung von Altbauten
und innovative Bautechnologien wie modulare Bauweisen und
demontierbare Strukturen. Wissenschaft und Industrie forschen
intensiv an neuen Möglichkeiten, um Energie und Ressourcen zu sparen.
Die Mission ist klar: nur klimaneutrale Produkte sind zukunftsfähig.
Die Weichen für die Pariser Klimaziele sind gestellt. In der
aktuellen Übergangsphase können wir - trotz vielversprechender
Initiativen - nicht gänzlich auf Primärrohstoffe verzichten.
Österreich braucht daher ein klares Bekenntnis zur Gewinnung
mineralischer Rohstoffe.
4. Comeback der Artenvielfalt
Biodiversitätsmanagement ist in Österreichs Rohstoffbetrieben
gelebte Praxis. Steinbrüche, Sand- und Kiesgruben bieten überraschend
wertvolle Lebensräume für viele gefährdete Pflanzen- und Tierarten.
Einen österreichweites LE-Projekt von BirdLife Österreich und dem
Forum mineralische Rohstoffe bestätigt, dass Abbaustätten sich zu
regelrechten Hotspots der Artenvielfalt entwickeln, wenn sie gut
gemanagt werden. Im Zuge des Projekts wurde ein Netzwerk an Biotopen
für gefährdete Arten und Lebensräume geschaffen.
In Kiesgruben finden sich oft vegetationsarme Rohbodenstandorte
und Kleingewässer, die für viele seltene Arten lebenswichtig sind.
Zum Beispiel können seltene und unter Naturschutz stehende Blüten-,
Farn- und Moospflanzen dort gedeihen. Auch seltene Vögel, wie
Bienenfresser und Uhu, Fledermäuse, Insekten und unterschiedliche
Krötenarten nutzen diese künstlich geschaffenen Biotope als neues
Zuhause und Brutstätten. Durch gezielte Maßnahmen werden diese
Lebensräume während und nach der Rohstoffgewinnung erhalten und
gefördert, was einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der biologischen
Vielfalt leistet.
5. Die Region wächst stärker zusammen
Die Rohstoffgewinnung und -verarbeitung in Österreich sichert
Arbeitsplätze. Allein die Berufsgruppe Sand, Kies und Naturstein
erzielt 95,7 Millionen Euro an Wertschöpfung und erhält rund 1.300
Arbeitsplätze. Das geht aus der Erhebung „Regionalwirtschaftliche
Effekte der mineralischen Baustofferzeugung in Österreich“ des
Forschungsinstituts STUDIA aus dem Jahr 2024 hervor. Die
Studienautoren analysierten dazu die regionalwirtschaftlichen Effekte
österreichischer Werksstandorte. Sie kamen zu dem Schluss, dass eine
regionale Versorgung der Bauwirtschaft einen wichtigen Beitrag zu
einer langfristig positiven Entwicklung ganzer ländlicher Regionen
leistet. Die regionalwirtschaftlichen Auswirkungen sind beachtlich:
So bewirkt der vor- und nachgelagerte Bereich der
Massivbaustoffherstellung ca. 7,5 Milliarden Euro Wertschöpfung in
Österreich.
6. Die Welt ist besser geworden
Rohstoffknappheit, Lieferengpässe, gestörte Lieferketten und
Versorgungsunsicherheit. Österreich kennt das bei mineralischen
Baurohstoffen nicht. Der Bedarf an mineralischen Rohstoffen wie Kies,
Sand, Quarzkies, Naturstein, Gips, Kalk, Kaolin oder Ton kann
vollständig aus heimischen Quellen gedeckt werden. Damit das so
bleibt, gibt es den Masterplan Rohstoffe 2030. Um die
verantwortungsvolle und sichere Versorgung Österreichs mit primären
und sekundären mineralischen Rohstoffen weiter zu gewährleisten, hat
das zuständige Bundesministerium diese Rohstoffstrategie erarbeitet.
In der Praxis ist das Tauziehen mit der Bürokratie jedoch eine
wachsende Hürde. Anzahl, Umfang sowie Anforderungen an die fachliche
Tiefe von Gutachten sind deutlich gestiegen. Die komplexen
Genehmigungsverfahren dauern heute oft doppelt so lang wie vorgesehen
- teils vergehen Jahre. Solche Verzögerungen blockieren
Milliardeninvestitionen in den klimafreundlichen Umbau der Industrie
und wirken sich auch auf Österreichs Wettbewerbsfähigkeit aus.
Wissen - Mineralische Rohstoffe in Österreich
Österreich ist rohstoffreich. Unser Land verfügt über reiche
Vorkommen an Natursteinen. Auf das ganze Land verteilt gibt es rund
950 Sand- und Kiesgruben und 350 Steinbrüche . Dort werden Granit,
Gneis, Kalkstein, Marmor, Dolomit, Mergel, Quarz, Quarzit,
Konglomerat und Sandstein etc. gewonnen. Das ist auch gut so, denn
damit kann Österreich seinen Bedarf aus eigener Produktion decken und
kurze Transportwege garantieren. Das schont vor allem die Umwelt. Die
durchschnittliche Transportweite - also von Gewinnungsstätte bis zum
Einsatzort - liegt hierzulande unter 25 Kilometer.
Über das Forum mineralische Rohstoffe
Das Forum mineralische Rohstoffe ist eine Plattform freiwilliger
Mitglieder in der Wirtschaftskammer Österreich. Es werden die
Interessen von über 110 Sand, Kies und Naturstein gewinnenden
Unternehmen vertreten. Die heimische Rohstoffbranche deckt den
jährlichen Bedarf an mineralischen Rohstoffen in Österreich von 100
Millionen Tonnen ab. Unser wichtigstes Ziel ist es, die
Rahmenbedingungen zu schaffen, um eine regionale Versorgung mit
mineralischen Rohstoffen in Österreich zu gewährleisten.
Karrieren & Kurse: Silvia Resnik, Simple Life Expertin (und das Wifi Wien hat einen Kurs dazu)
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