11.05.2022, 4602 Zeichen
Viele fragen sich anlässlich der aktuellen Kursbewegungen, ob man hier nicht Parallelen zu vergangenen Perioden ziehen kann. Ob die Energiekrise in den 70er Jahren, Tschernobyl, Internetblase oder globale Finanzkrise in 2007 (Sars-CoV-2 wird als zu kurz und zu prägnant abgehakt), die Suche nach der historischen Blaupause ist im Gange.
Nun, 2007 ist es zwar nicht, weil da sind die Finanzierungsstrukturen am Globus weggebrochen und das ist derzeit definitiv nicht der Fall, aber in Punkto Perspektive ähnelt es eigentlich all diesen Szenarien. Wir üben uns darin, die depressiven Momente eines Krieges „in Rufweite“ nicht zu nahe an uns herankommen zu lassen, müssen aber eingestehen, dass die Effekte aus diesem Umstand schon längst bei uns angekommen sind und uns in Form von Inflation, Lieferkettenverlangsamung und Energiebeschaffung den Tag verderben. Die Frage ist natürlich für Alle, wie man diesen Effekten Herr (oder Frau) wird und sich dabei nicht ins Mittelalter zurückbewegt. Ground Zero in der Ursachenforschung ist angesagt.
Die Ursachen sind zweigeteilt und diese Erkenntnis könnte ein Lösungsansatz sein:
Lösen kann man Punkt 1 durch Ausbau von Alternativenergie, Energienetze, Technologie von Halbleitern bis Klimaschutz, Abkürzung von Lieferketten und einem Change im Konsum (Ent-Globalisierung, mehr Brattlfett ums Eck aufs Brot vom Bäcker vom gleichen Eck). Schaffen wir.
Punkt 2 wird sich nicht so einfach lösen lassen, denn da stehen moralische Dogmen im Weg. Wenn uns Vladimir und seine Flüsterer noch länger erhalten bleiben wird es das Wirtschaftswachstum heuer nicht geben und auch die Inflation bleibt uns, was wiederum auch für die USA und auch China (to be honest) flaches Wachstum bedeutet. Bis dahin stehen uns noch harte und offensichtlich im kommenden Winter kühle Zeiten bevor. Alternativen zum Gas-Manko gibt es bereits: man denkt an Gas- Auktionen, Bonifikationen für Alle, die Gas einsparen bis hin zu Förderungen für die die ganz ohne auskommen wollen. Das private Heizen soll davon ausgenommen werden, aber, Hand aufs Herz, wer hat daran geglaubt, als man uns gesagt hat, dass die Inflation nicht gravierend in unsere Haushaltskosten (inklusive Miete) eingreifen wird? Wer es getan hat, viel Spaß bei der Kontrolle der diesbezüglichen Rechnungen. Na dann, rechtzeitig im Sommerausverkauf noch die Daunenjacke sichern. Damit‘s vorm täglichen Doom-TV auch im Dezember gemütlich bleibt.
Über eine andere Ecke gedacht sind das jetzt keine Rocket Science Gedanken von mir, sondern zumindest den Politberatern bekannte Fakten. Conclusio: schaffen es die Berater, der Kapitalmarkt und auch der Bäcker ums Eck dies der Politik zu erklären? Wenn ja, bullish, wenn nein, dann Pause. Die Erkenntnis kommt. Entweder jetzt oder in einem halben Jahr bei Neuwahlen (egal wo).
Und das wissen auch die Profis. Bedeutet, wenn es einmal stärker zurückgeht, dann wird auch sehr rasch wieder gekauft. Von all jenen, die nur darauf gewartet haben "billig" einzusteigen. Denn auch das ist dieser Krise eigen, ab 2023 wird es wieder „normal“ werden dürfen. Etwas teurer, aber nicht mehr so dramatisch.
Und last but not least: die größte Angst von Kapitalmärkten ist der Verlust des Wachstums, vor allem des Wachstums an investierbarem Geld. Also unser aller Pensionszahlungen, Versicherungsprämien und das, was uns vom Steuerzahlen und Leben übrigbleibt. Die Inflation ist eine solche Gefahr. Sie ist es aber nur dann, wenn sie länger bleibt. Und das passiert zumeist bei verfehlter Wirtschaftspolitik (Türkei) oder isolierter Abhängigkeit (Energiekrise 70er Jahre oder jetzt, wenn uns nichts Neues einfällt) und das wissen inzwischen hoffentlich wirklich Alle.
(Der Input von Wolfgang Matejka für den http://www.boerse-social.com/gabb vom 11.05.)
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