Ich stimme der Verwendung von Cookies zu. Auch wenn ich diese Website weiter nutze, gilt dies als Zustimmung.

Bitte lesen und akzeptieren Sie die Datenschutzinformation und Cookie-Informationen, damit Sie unser Angebot weiter nutzen können. Natürlich können Sie diese Einwilligung jederzeit widerrufen.





Was Richard Schenz vor 10 Jahren zum Abschied als Kapitalmarktbeauftragter für uns schrieb

Bild: © entweder mit freundlicher Genehmigung der Geburtstagskinder von Facebook oder von den jeweils offiziellen Websites , Richard Schenz, Ex-Kapitalmarktbeauftragter, langjähriger OMV-CEO (25. Jänner), finanzmarktfoto.at wünscht alles Gute!

Autor:
Christian Drastil

Der Namensgeber des Blogs. Ich funktioniere nach dem Motto "Trial, Error & Learning". Mehrjährige Business Pläne passen einfach nicht zu mir. Zu schnell (ver)ändert sich die Welt, in der wir leben. Damit bin ich wohl nicht konzernkompatibel sondern lieber ein alter Jungunternehmer. Ein lupenreiner Digital Immigrant ohne auch nur einen Funken Programmier-Know-How, aber - wie manche sagen - vielleicht mit einem ausgeprägten Gespür für Geschäftsmodelle, die funktionieren. Der Versuch, Finanzmedien mit Sport, Musik und schrägen Ideen positiv aufzuladen, um Financial Literacy für ein grosses Publikum spannend zu machen, steht im Mittelpunkt. Diese Dinge sind mein Berufsleben und ich arbeite gerne. Der Blog soll u.a. zeigen, wie alles zusammenhängt und welches Bigger Picture angestrebt wird.
Christian Drastil

>> Website


>> zur Startseite mit allen Blogs

25.01.2022, 8147 Zeichen

Was Richard Schenz (heute Geburtstag, alles Gute!) vor 10 Jahren zum Abschied als Kapitalmarktbeauftragter für uns schrieb ...

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

als Kapitalmarktbeauftragter des Finanzministeriums habe ich mehr als zehn Jahre für einen liquiden, tiefen und leistungsstarken einheimischen Kapitalmarkt gekämpft. Ich habe dies unbezahlt und ohne Eigeninteresse getan, weil ich um die Bedeutung des Finanzsektors für die Unternehmensfinanzierung und damit die gesunde wirtschaftliche Basis unserer Unternehmen aus langjähriger Erfahrung Bescheid weiß. Die Medien von Herrn Drastil und andere Qualitätsmedien waren dabei immer hilfreich, nicht zuletzt mit Veranstaltungen wie dem AnalystAward, deren Bedeutung gar nicht genug geschätzt werden kann.

• Wie sonst sollen dem Anlage suchenden Bürger sachlich fundierte Einschätzungen für die Wahl des passenden Investments geliefert werden?
• Wie sonst soll die notwendige Transparenz am Kapitalmarkt verbessert und die größtmögliche „Waffengleichheit“ zwischen institutionellen und privaten Investoren geschaffen werden?
• Wie sonst soll der Kapitalmarkt in der Öffentlichkeit die ihm gebührende Aufmerksamkeit erhalten?
Die Unterstützung durch die Politik war dabei leider nicht immer im selben Ausmaß vorhanden (und das ist vornehm, vielleicht zu vornehm ausgedrückt !).

Ich könnte hier einige Beispiele mißglückter Regulierungen aus den letzten Jahren bringen, etwa die reichlich verunglückte Wertpapier–Kapitalertragsteuer; möchte mich aber – nicht zuletzt aus Zeitgründen - ganz bewußt und beispielhaft auf den Umgang der Politik mit dem Produkt der prämiengeförderten Zukunftsvorsorge beschränken. Sie wissen aus den vergangenen Jahren, dass mir dieses Produkt im Hinblick auf die Ungewissheit künftiger staatlicher Pensionsleistungen für die junge Generation sehr am Herzen lag und liegt. Schliesslich habe ich selbst Enkelkinder, deren Zukunft mir nicht gleichgültig ist.

Mit unqualifizierten Pauschalurteilen und Angstmacherei in der Öffentlichkeit soll offenbar die staatlich geförderte Zukunftsvorsorge schlecht gemacht werden, welche zu einem erheblichen Anteil in österreichische Aktien veranlagt und damit österreichische Arbeitsplätze sichert.

Wenn es nach dem Pensionistenverband geht, sollen sich die Bürger in Österreich offenbar ganz auf die gesetzliche Pensionsvorsorge verlassen. Obwohl EU-weit aufgrund der demographischen Entwicklung auf ein Drei-Säulen-Modell bestehend aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Vorsorge gesetzt wird, verschliessen viele Politiker und Interessenvertreter in Österreich leider noch immer die Augen vor der Realität und machen statt dessen lieber zukunftsorientierte Lösungen – wie etwa die einer garantiefreien Variante - für eine zusätzliche Altersvorsorge insbesondere der jüngsten Generation madig.

Aber vielleicht sollte man sich einmal bei seinen deutschen Parteigenossen genauer erkundigen, die mit der sogenannten Riester-Rente aus guten Gründen ebenso wie in Österreich eine geförderte kapitalmarktfinanzierte Ergänzungsversorgung anbieten.

• Wollen wir wirklich, dass die ausnehmend tüchtigen österreichischen Unternehmen nur von ausländischem Kapital abhängen ?
• Wollen wir wirklich, dass wettbewerbsfähige Unternehmen nicht mehr den mühsamen, disziplinierenden und Transparenz schaffenden Prozess der Börsenotierung suchen ?
• Oder sollen diese Unternehmen lieber den Weg an ausländische Börsen suchen, wo ihnen neben größerer Liquidität auch eine kontinuierlichere, verlässlichere und wohlgesonnenere Kapitalmarktpolitik den Zugang und den dauerhaften Verbleib an der Börse erleichtert ?
• Wollen wir ernsthaft die so erfolgreiche Expansion der einheimischen Unternehmen in neue Märkte wie CEE und Balkan gefährden, nur weil damit auch Risiko verbunden ist und dies Eigenkapital erfordert ?
• Wollen wir tatsächlich in unseren politischen Debatten jegliches Risiko als natürlichen Grundbestandteil unternehmerischen Handelns verteufeln oder es überhaupt gleich per Gesetz und Regulierung unterbinden ?
• Wollen wir Risikoprämien als moralisch verächtlich abstempeln und steuerlich bestrafen ?
• Wollen wir uns wirklich angesichts der fortschreitenden Globalisierung in ein „finanzpolitisches Schneckenhaus“ zurückziehen, bei dem dem unmündigen und paternalistisch bevormundeten Privatanleger nur mehr die Wahl zwischen einem Sparbuch, einem Bausparvertrag und einer Staatsanleihe bleibt ?
• Wollen wir tatsächlich jegliches Risiko im Pensionbereich nur mehr dem Staat und seiner finanziellen Gestion überlassen ?

Ich erspare mir an dieser Stelle die naheliegende Versuchung, auf die politische Rhetorik und das tatsächliche Risiko griechischer oder isländischer Staatsanleihen einzugehen oder die jüngste Veranlagungspolitik einzelner Bundesländer zu kommentieren.


Aber eine Bemerkung kann ich mir im Zusammenhang mit der Zukunftsvorsorge doch nicht verkneifen: Wenn sich einzelne sozialdemokratische Politiker in Österreich nicht mit der Halbierung der Prämie für die PZV begnügen, sondern Öl in das Feuer gießen und ernsthaft öffentlich „die Streichung der staatlichen Förderung der unrentablen privaten Pensionsvorsorge“ fordern, steht das in krassem Gegensatz zur Entwicklung in Europa und zur deutschen Sozialdemokratie, die unter dem damaligen Finanzminister Eichel ebenfalls die Notwendigkeit erkannt hat, die Pensionsvorsorge auf mehrere Säulen zu verteilen. Man beleidigt damit nicht nur den gesunden wirtschaftlichen Hausverstand der Österreicherinnen und Österreicher, sondern auch jene Mehrheit an Banken und Versicherungen, die auch in der schlimmsten Finanzkrise seit 1929 ihre Verträge zur Absicherung der Kapitalgarantie nicht ausgestoppt haben. Manche Anbieter haben ihre Produkte bereits grundlegend umgebaut oder haben ihren Kunden den Umstieg auf andere Produktkategorien angeboten.


Die geförderte Zukunftsvorsorge ist und bleibt ein freiwilliges Produkt zur privaten Vorsorge ,welches das bestehende Umlageverfahren bei der gesetzlichen Pension ergänzen, aber nicht ersetzen soll. Im Hinblick auf die bekannt lange Dauer der Verträge und das nunmehr verwirklichte Absenken der Aktienquote mit zunehmendem Alter („Life cycle asset allocation) ist es dreist und absolut unzulässig, hier das Wort „Spekulation“ auch nur in den Mund zu nehmen. Ich verwende in diesem Zusammenhang den Ausdruck „Aktiensparen“ und verwehre mich dagegen, mündige Bürger, die aus Verantwortung für die eigene Zukunft und die Zukunft ihrer Kinder in vorbildlicher Weise Vorsorge betreiben, in ein derart schiefes Licht zu rücken. Der Staat und seine Vertreter sollten sich lieber freuen, dass nicht jeder Bürger darauf aus ist, seine Verantwortung ausschliesslich an den Staat zu delegieren.


Ich wünsche mir daher für die Zukunft, dass die Politiker nach hoffentlich erfolgreicher Budgetsanierung auch wieder die Prämie für die PZV auf die ursprüngliche, volle Höhe anheben werden und endlich den Mut finden, eine garantiefreie Variante zuzulassen.


Ich wünsche mir für die Zukunft weiters, dass die österreichische Politik in neuer Gemeinsamkeit die Notwendigkeit einer neuen Kapitalmarktinitiative erkennt und umsetzt. Wenn wir angesichts der Globalisierung unseren Wohlstand halten oder gar ausbauen wollen, wird dies nur mit einem tiefen, liquiden und leistungsstarken Kapitalmarkt gelingen.


Zumindest aber wünsche ich mir, dass die Politiker in Zukunft bei der Wahrheit bleiben und nicht mit Pauschalurteilen das Ansehen des österreichischen Kapitalmarktes und der österreichischen börsennotierten Unternehmen beschädigen. Mit falschen Angstparolen gefährdet man die Kapitalversorgung der österreichischen Wirtschaft. Damit werden Wachstums- und Innovationschancen für die heimischen Firmen und Arbeitsplätze mutwillig aufs Spiel gesetzt.


Bei Mitstreitern wie Herrn Drastil bedanke ich mich nochmals für die Unterstützung. Ich wünsche uns allen noch viele weitere, gelungene Veranstaltungen, in deren Mittelpunkt ein lebendiger Kapitalmarkt mit stark performenden Aktien österreichischer und internationaler Unternehmen stehen."

(Richard Schenz, 2012)

 

(Der Input von Christian Drastil für den http://www.boerse-social.com/gabb vom 25.01.)


(25.01.2022)

BSN Podcasts
Christian Drastil: Wiener Börse Plausch

kapitalmarkt-stimme.at daily voice 118/365: EAM bleibt überlegene Nr. 1 bei Austro-Stocks, die Steiermärkische hat offenbar ein Faible




 

Bildnachweis

1. Richard Schenz, Ex-Kapitalmarktbeauftragter, langjähriger OMV-CEO (25. Jänner), finanzmarktfoto.at wünscht alles Gute! , (© entweder mit freundlicher Genehmigung der Geburtstagskinder von Facebook oder von den jeweils offiziellen Websites )   >> Öffnen auf photaq.com

Aktien auf dem Radar:Palfinger, CPI Europe AG, FACC, RHI Magnesita, Lenzing, Semperit, OMV, voestalpine, ATX Prime, Rosgix, SBO, EuroTeleSites AG, Polytec Group, DO&CO, Agrana, Erste Group, Frequentis, Kapsch TrafficCom, Strabag, Wolftank-Adisa, Zumtobel, Austriacard Holdings AG, Porr, BKS Bank Stamm, Oberbank AG Stamm, Warimpex, Amag, Flughafen Wien, Österreichische Post, Telekom Austria, Uniqa.


Random Partner

Österreichische Post
Die Österreichische Post ist der landesweit führende Logistik- und Postdienstleister. Zu den Hauptgeschäftsbereichen zählen die Beförderung von Briefen, Werbesendungen, Printmedien und Paketen. Das Unternehmen hat Tochtergesellschaften in zwölf europäischen Ländern.

>> Besuchen Sie 60 weitere Partner auf boerse-social.com/partner


 Latest Blogs

» Österreich-Depots: Weiter nach oben und vor der Benchmark (Depot Kommentar)

» Börsegeschichte 28.4.: Polytec, RBI (Börse Geschichte) (BörseGeschichte)

» Nachlese: Market & Me im Formula X-Remix, Andreas Schweighofer, Börsenra...

» Wiener Börse Party #891: ATX fester, es gibt den perfekten Vormittagsgew...

» PIR-News: News zu Strabag, ATX Prime, Research zu Polytec, Warimpex, Ver...

» Spoiler: Die DJs der Präsentationen am Österreichischen Aktientag (Chris...

» Wiener Börse zu Mittag fester: Polytec, Strabag und Palfinger gesucht

» Börse-Inputs auf Spotify zu u.a. BYD, Polytec, Goldrausch, Formula X, An...

» ATX-Trends: Palfinger, Pierer Mobility, Polytec, FACC, Addiko ...

» Börsepeople im Podcast S18/18: Andreas Schweighofer


Useletter

Die Useletter "Morning Xpresso" und "Evening Xtrakt" heben sich deutlich von den gängigen Newslettern ab. Beispiele ansehen bzw. kostenfrei anmelden. Wichtige Börse-Infos garantiert.

Newsletter abonnieren

Runplugged

Infos über neue Financial Literacy Audio Files für die Runplugged App
(kostenfrei downloaden über http://runplugged.com/spreadit)

per Newsletter erhalten


Meistgelesen
>> mehr





PIR-Zeichnungsprodukte
Newsflow
>> mehr

Börse Social Club Board
>> mehr
    #gabb #1838

    Featured Partner Video

    Börsepeople im Podcast S18/16: Joachim Zimmel

    Joachim Zimmel ist seit mehr als 25 Jahren in Finanz- und operativen Aufgaben bis hin zu Management- und Aufsichtsratsfunktionen tätig, u.a. bei den börsenotierten Firmen RHI und Telekom Austria. ...

    Books josefchladek.com

    Various artists
    Maledetto Cane #1
    2024
    Self published

    Pierre Jahan
    Mer
    1936
    Éditions O.E.T.

    Nikita Teryoshin
    O Tannenbaum
    2024
    pupupublishing

    Olivia Arthur
    Murmurings of the Skin
    2024
    Void

    Chargesheimer
    Cologne intime
    1957
    Greven


    25.01.2022, 8147 Zeichen

    Was Richard Schenz (heute Geburtstag, alles Gute!) vor 10 Jahren zum Abschied als Kapitalmarktbeauftragter für uns schrieb ...

    Meine sehr geehrten Damen und Herren,

    als Kapitalmarktbeauftragter des Finanzministeriums habe ich mehr als zehn Jahre für einen liquiden, tiefen und leistungsstarken einheimischen Kapitalmarkt gekämpft. Ich habe dies unbezahlt und ohne Eigeninteresse getan, weil ich um die Bedeutung des Finanzsektors für die Unternehmensfinanzierung und damit die gesunde wirtschaftliche Basis unserer Unternehmen aus langjähriger Erfahrung Bescheid weiß. Die Medien von Herrn Drastil und andere Qualitätsmedien waren dabei immer hilfreich, nicht zuletzt mit Veranstaltungen wie dem AnalystAward, deren Bedeutung gar nicht genug geschätzt werden kann.

    • Wie sonst sollen dem Anlage suchenden Bürger sachlich fundierte Einschätzungen für die Wahl des passenden Investments geliefert werden?
    • Wie sonst soll die notwendige Transparenz am Kapitalmarkt verbessert und die größtmögliche „Waffengleichheit“ zwischen institutionellen und privaten Investoren geschaffen werden?
    • Wie sonst soll der Kapitalmarkt in der Öffentlichkeit die ihm gebührende Aufmerksamkeit erhalten?
    Die Unterstützung durch die Politik war dabei leider nicht immer im selben Ausmaß vorhanden (und das ist vornehm, vielleicht zu vornehm ausgedrückt !).

    Ich könnte hier einige Beispiele mißglückter Regulierungen aus den letzten Jahren bringen, etwa die reichlich verunglückte Wertpapier–Kapitalertragsteuer; möchte mich aber – nicht zuletzt aus Zeitgründen - ganz bewußt und beispielhaft auf den Umgang der Politik mit dem Produkt der prämiengeförderten Zukunftsvorsorge beschränken. Sie wissen aus den vergangenen Jahren, dass mir dieses Produkt im Hinblick auf die Ungewissheit künftiger staatlicher Pensionsleistungen für die junge Generation sehr am Herzen lag und liegt. Schliesslich habe ich selbst Enkelkinder, deren Zukunft mir nicht gleichgültig ist.

    Mit unqualifizierten Pauschalurteilen und Angstmacherei in der Öffentlichkeit soll offenbar die staatlich geförderte Zukunftsvorsorge schlecht gemacht werden, welche zu einem erheblichen Anteil in österreichische Aktien veranlagt und damit österreichische Arbeitsplätze sichert.

    Wenn es nach dem Pensionistenverband geht, sollen sich die Bürger in Österreich offenbar ganz auf die gesetzliche Pensionsvorsorge verlassen. Obwohl EU-weit aufgrund der demographischen Entwicklung auf ein Drei-Säulen-Modell bestehend aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Vorsorge gesetzt wird, verschliessen viele Politiker und Interessenvertreter in Österreich leider noch immer die Augen vor der Realität und machen statt dessen lieber zukunftsorientierte Lösungen – wie etwa die einer garantiefreien Variante - für eine zusätzliche Altersvorsorge insbesondere der jüngsten Generation madig.

    Aber vielleicht sollte man sich einmal bei seinen deutschen Parteigenossen genauer erkundigen, die mit der sogenannten Riester-Rente aus guten Gründen ebenso wie in Österreich eine geförderte kapitalmarktfinanzierte Ergänzungsversorgung anbieten.

    • Wollen wir wirklich, dass die ausnehmend tüchtigen österreichischen Unternehmen nur von ausländischem Kapital abhängen ?
    • Wollen wir wirklich, dass wettbewerbsfähige Unternehmen nicht mehr den mühsamen, disziplinierenden und Transparenz schaffenden Prozess der Börsenotierung suchen ?
    • Oder sollen diese Unternehmen lieber den Weg an ausländische Börsen suchen, wo ihnen neben größerer Liquidität auch eine kontinuierlichere, verlässlichere und wohlgesonnenere Kapitalmarktpolitik den Zugang und den dauerhaften Verbleib an der Börse erleichtert ?
    • Wollen wir ernsthaft die so erfolgreiche Expansion der einheimischen Unternehmen in neue Märkte wie CEE und Balkan gefährden, nur weil damit auch Risiko verbunden ist und dies Eigenkapital erfordert ?
    • Wollen wir tatsächlich in unseren politischen Debatten jegliches Risiko als natürlichen Grundbestandteil unternehmerischen Handelns verteufeln oder es überhaupt gleich per Gesetz und Regulierung unterbinden ?
    • Wollen wir Risikoprämien als moralisch verächtlich abstempeln und steuerlich bestrafen ?
    • Wollen wir uns wirklich angesichts der fortschreitenden Globalisierung in ein „finanzpolitisches Schneckenhaus“ zurückziehen, bei dem dem unmündigen und paternalistisch bevormundeten Privatanleger nur mehr die Wahl zwischen einem Sparbuch, einem Bausparvertrag und einer Staatsanleihe bleibt ?
    • Wollen wir tatsächlich jegliches Risiko im Pensionbereich nur mehr dem Staat und seiner finanziellen Gestion überlassen ?

    Ich erspare mir an dieser Stelle die naheliegende Versuchung, auf die politische Rhetorik und das tatsächliche Risiko griechischer oder isländischer Staatsanleihen einzugehen oder die jüngste Veranlagungspolitik einzelner Bundesländer zu kommentieren.


    Aber eine Bemerkung kann ich mir im Zusammenhang mit der Zukunftsvorsorge doch nicht verkneifen: Wenn sich einzelne sozialdemokratische Politiker in Österreich nicht mit der Halbierung der Prämie für die PZV begnügen, sondern Öl in das Feuer gießen und ernsthaft öffentlich „die Streichung der staatlichen Förderung der unrentablen privaten Pensionsvorsorge“ fordern, steht das in krassem Gegensatz zur Entwicklung in Europa und zur deutschen Sozialdemokratie, die unter dem damaligen Finanzminister Eichel ebenfalls die Notwendigkeit erkannt hat, die Pensionsvorsorge auf mehrere Säulen zu verteilen. Man beleidigt damit nicht nur den gesunden wirtschaftlichen Hausverstand der Österreicherinnen und Österreicher, sondern auch jene Mehrheit an Banken und Versicherungen, die auch in der schlimmsten Finanzkrise seit 1929 ihre Verträge zur Absicherung der Kapitalgarantie nicht ausgestoppt haben. Manche Anbieter haben ihre Produkte bereits grundlegend umgebaut oder haben ihren Kunden den Umstieg auf andere Produktkategorien angeboten.


    Die geförderte Zukunftsvorsorge ist und bleibt ein freiwilliges Produkt zur privaten Vorsorge ,welches das bestehende Umlageverfahren bei der gesetzlichen Pension ergänzen, aber nicht ersetzen soll. Im Hinblick auf die bekannt lange Dauer der Verträge und das nunmehr verwirklichte Absenken der Aktienquote mit zunehmendem Alter („Life cycle asset allocation) ist es dreist und absolut unzulässig, hier das Wort „Spekulation“ auch nur in den Mund zu nehmen. Ich verwende in diesem Zusammenhang den Ausdruck „Aktiensparen“ und verwehre mich dagegen, mündige Bürger, die aus Verantwortung für die eigene Zukunft und die Zukunft ihrer Kinder in vorbildlicher Weise Vorsorge betreiben, in ein derart schiefes Licht zu rücken. Der Staat und seine Vertreter sollten sich lieber freuen, dass nicht jeder Bürger darauf aus ist, seine Verantwortung ausschliesslich an den Staat zu delegieren.


    Ich wünsche mir daher für die Zukunft, dass die Politiker nach hoffentlich erfolgreicher Budgetsanierung auch wieder die Prämie für die PZV auf die ursprüngliche, volle Höhe anheben werden und endlich den Mut finden, eine garantiefreie Variante zuzulassen.


    Ich wünsche mir für die Zukunft weiters, dass die österreichische Politik in neuer Gemeinsamkeit die Notwendigkeit einer neuen Kapitalmarktinitiative erkennt und umsetzt. Wenn wir angesichts der Globalisierung unseren Wohlstand halten oder gar ausbauen wollen, wird dies nur mit einem tiefen, liquiden und leistungsstarken Kapitalmarkt gelingen.


    Zumindest aber wünsche ich mir, dass die Politiker in Zukunft bei der Wahrheit bleiben und nicht mit Pauschalurteilen das Ansehen des österreichischen Kapitalmarktes und der österreichischen börsennotierten Unternehmen beschädigen. Mit falschen Angstparolen gefährdet man die Kapitalversorgung der österreichischen Wirtschaft. Damit werden Wachstums- und Innovationschancen für die heimischen Firmen und Arbeitsplätze mutwillig aufs Spiel gesetzt.


    Bei Mitstreitern wie Herrn Drastil bedanke ich mich nochmals für die Unterstützung. Ich wünsche uns allen noch viele weitere, gelungene Veranstaltungen, in deren Mittelpunkt ein lebendiger Kapitalmarkt mit stark performenden Aktien österreichischer und internationaler Unternehmen stehen."

    (Richard Schenz, 2012)

     

    (Der Input von Christian Drastil für den http://www.boerse-social.com/gabb vom 25.01.)


    (25.01.2022)

    BSN Podcasts
    Christian Drastil: Wiener Börse Plausch

    kapitalmarkt-stimme.at daily voice 118/365: EAM bleibt überlegene Nr. 1 bei Austro-Stocks, die Steiermärkische hat offenbar ein Faible




     

    Bildnachweis

    1. Richard Schenz, Ex-Kapitalmarktbeauftragter, langjähriger OMV-CEO (25. Jänner), finanzmarktfoto.at wünscht alles Gute! , (© entweder mit freundlicher Genehmigung der Geburtstagskinder von Facebook oder von den jeweils offiziellen Websites )   >> Öffnen auf photaq.com

    Aktien auf dem Radar:Palfinger, CPI Europe AG, FACC, RHI Magnesita, Lenzing, Semperit, OMV, voestalpine, ATX Prime, Rosgix, SBO, EuroTeleSites AG, Polytec Group, DO&CO, Agrana, Erste Group, Frequentis, Kapsch TrafficCom, Strabag, Wolftank-Adisa, Zumtobel, Austriacard Holdings AG, Porr, BKS Bank Stamm, Oberbank AG Stamm, Warimpex, Amag, Flughafen Wien, Österreichische Post, Telekom Austria, Uniqa.


    Random Partner

    Österreichische Post
    Die Österreichische Post ist der landesweit führende Logistik- und Postdienstleister. Zu den Hauptgeschäftsbereichen zählen die Beförderung von Briefen, Werbesendungen, Printmedien und Paketen. Das Unternehmen hat Tochtergesellschaften in zwölf europäischen Ländern.

    >> Besuchen Sie 60 weitere Partner auf boerse-social.com/partner


     Latest Blogs

    » Österreich-Depots: Weiter nach oben und vor der Benchmark (Depot Kommentar)

    » Börsegeschichte 28.4.: Polytec, RBI (Börse Geschichte) (BörseGeschichte)

    » Nachlese: Market & Me im Formula X-Remix, Andreas Schweighofer, Börsenra...

    » Wiener Börse Party #891: ATX fester, es gibt den perfekten Vormittagsgew...

    » PIR-News: News zu Strabag, ATX Prime, Research zu Polytec, Warimpex, Ver...

    » Spoiler: Die DJs der Präsentationen am Österreichischen Aktientag (Chris...

    » Wiener Börse zu Mittag fester: Polytec, Strabag und Palfinger gesucht

    » Börse-Inputs auf Spotify zu u.a. BYD, Polytec, Goldrausch, Formula X, An...

    » ATX-Trends: Palfinger, Pierer Mobility, Polytec, FACC, Addiko ...

    » Börsepeople im Podcast S18/18: Andreas Schweighofer


    Useletter

    Die Useletter "Morning Xpresso" und "Evening Xtrakt" heben sich deutlich von den gängigen Newslettern ab. Beispiele ansehen bzw. kostenfrei anmelden. Wichtige Börse-Infos garantiert.

    Newsletter abonnieren

    Runplugged

    Infos über neue Financial Literacy Audio Files für die Runplugged App
    (kostenfrei downloaden über http://runplugged.com/spreadit)

    per Newsletter erhalten


    Meistgelesen
    >> mehr





    PIR-Zeichnungsprodukte
    Newsflow
    >> mehr

    Börse Social Club Board
    >> mehr
      #gabb #1838

      Featured Partner Video

      Börsepeople im Podcast S18/16: Joachim Zimmel

      Joachim Zimmel ist seit mehr als 25 Jahren in Finanz- und operativen Aufgaben bis hin zu Management- und Aufsichtsratsfunktionen tätig, u.a. bei den börsenotierten Firmen RHI und Telekom Austria. ...

      Books josefchladek.com

      Bryan Schutmaat
      Good Goddamn
      2017
      Trespasser

      Robert Longo
      Men in the Cities
      2009
      Schirmer / Mosel

      Manolis Coupe-Kalomiris
      Electricity
      2024
      Nearest Truth

      Vic Bakin
      Epitome
      2024
      Void

      Yorgos Lanthimos
      Dear God, the Parthenon is still broken
      2024
      Void