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Bernhard Hummel über Schweizer Aktien bzw. "A vs. CH" bei HVs und dem Rundherum (Günter Luntsch)

Bild: © www.shutterstock.com, Schweiz, Frühstück, Milch, Fahne, Flagge, Alm, http://www.shutterstock.com/de/pic-188405348/stock-photo-j...

04.12.2019, 10121 Zeichen

Bernhard Hummel über Schweizer Aktien. Es ist mir gelungen, Bernhard Hummel am 30.11.19 für ein Interview zu gewinnen. Bernhard Hummel ist der einzige Mensch, den ich kenne, der vorrangig in der Schweiz investiert UND auch die Schweizer Hauptversammlungen besucht.

Bernhard, was fasziniert Dich an diesem exotischen Markt Schweiz?
Erstmal ein herzliches “Hallo” und vielen Dank für das Interview! Es gibt natürlich viele Menschen, die in der Schweiz investieren, und es ist immer eine Frage des Blickwinkels, ob man den Markt als “exotisch” bezeichnen möchte. Bin ich in der Schweiz, wird man wohl andere Märkte als exotisch bezeichnen. Nichtsdestotrotz fasziniert mich allgemein das Thema Aktien und Investments immer mehr, so auch Schweizer Aktiengesellschaften und deren Generalversammlungen. Insbesondere bedeutet mir auch der Austausch mit den Aktionären vor Ort sehr viel, was auch der Grund für meine vielen Besuche der Hauptversammlungen allgemein ist - neben den Informationen aus erster Hand und aber auch, ich bin da ganz ehrlich, dem oftmals guten Essen und der Atmosphäre. Das muss man auch nicht verstehen, aber mir bedeutet das eben viel. Ich bin weder Profi noch sonst besonders qualifiziert und kann sehr viel aus den Gesprächen vor Ort lernen.
Vielleicht noch ganz kurz ein Wort zu meiner Asset Allocation, damit auf Grund der Einleitung kein falscher Eindruck entsteht. Ich strebe allgemein ein Depot an, das zu ca. ⅓ Aktien aus AT/DE und EU-Staaten enthält, ⅓ CH Aktien und ⅓ USA/Global. Das entspricht auch meiner angestrebten Währungsdiversifikation aus Euro, Franken und Dollar.

Du hast gerade einen Finger in die Wunde gelegt. Essende Aktionäre sind in Österreich verhasst. Reden wir lieber über schönere Dinge: Wie schauts dort mit der Steuer aus, für einen Österreicher?
Das Thema Steuern sollte einen grundsätzlich allgemein nicht vom Investieren, Handeln oder dem Aufbau eines Business abhalten, möchte ich hier mal vorab als meine Einstellung festhalten. Ich höre immer wieder von Freunden: “Ich würde oder hätte ja dies oder jenes getan, aber die Steuern…” Lieber um die Steuern von etwas kümmern, das man verdient hat, als keine Steuern zahlen, weil man NICHTS verdient hat. In der Schweiz ist es wie bei allen anderen Staaten mit Doppelbesteuerungsabkommen grundsätzlich auch. In meinem Fall sieht das so aus: Ich habe meine Schweizer Titel wie auch internationale Titel aus verschiedenen Gründen wie Gebühren, Eintragung von Namensaktien, Sicherheit etc in meinem Schweizer Depot liegen. Dort werden nur die Quellensteuern abgezogen. Im Beispiel Schweiz sind das satte 35%. Die österreichische KESt wird erst im Rahmen der Einkommenssteuererklärung abgeführt. Das wären dann bekanntlich nochmals 27,5% dazu. Da wir aber, wie mit den meisten Staaten, mit der Schweiz ein Doppelbesteuerungsabkommen haben, zahle ich in Österreich “nur” noch 12,5% und in der Schweiz 15%. Die “zu viel” bezahlten 20% hole ich mir vom Schweizer Finanzamt einfach wieder zurück. Somit fallen für die Schweizer Titel genauso “nur” 27,5% Steuer an wie für die österreichischen auch. Das ist also überhaupt nicht schwierig, sogar Leute wie ich bekommen das auf die Reihe. Mittlerweile lasse ich das aber alles meinen Steuerberater machen.

Unterscheiden sich Hauptversammlungen in der Schweiz von österreichischen?
In der Schweiz sagt man ja “Generalversammlung”, also hätten wir schon einen Unterschied. Aber darauf war die Frage wohl nicht bezogen. Allgemein unterscheiden sich, wie die “Erfahrenen” unter uns wissen, generell Hauptversammlungen voneinander. Ich besuche im Jahr so zwischen 60 und 100 Hauptversammlungen und wir sind da in der D-A-CH Region in Wahrheit eine überschaubare Community, wie die Aktionäre, die regelmäßig teilnehmen, auch wissen. Man kennt sich, tauscht sich aus und verbringt gemeinsam Zeit. Ich schätze das sehr und bin sehr dankbar für die tollen Leute, die ich so kennenlernen durfte und darf! Das ist in der Schweiz genauso wie in Österreich, Deutschland oder sonst wo auf der Welt. Selbst bei der GV der “Group Monte-Carlo Société des Bains de Mer” in Monaco, die ich letztens besuchte, war es nicht viel anders. Ganz allgemein lässt sich aber schon sagen, dass die Aktionärskultur nach meinem Empfinden in der Schweiz gesellschaftlich noch fester verankert ist. Generalversammlungen gehören fest zum Alltag. Ebenso ist es ganz üblich, dass die Schulen/Universitäten aus dem Umkreis teilnehmen. Auch kulinarisch ist es in der Schweiz tendenziell ein deutlich höheres Level, aber es kommt natürlich auch hier auf die jeweilige GV an. Man kann in Österreich eine Do&Co-HV kulinarisch wohl auch nicht einer startup300-HV gleichsetzen. Wesentlich umfangreicher und wertvoller sind in der Regel auch die “Bhaltis”, die man in der Schweiz als Aktionär beim Besuch der Generalversammlung mitbekommt. Sei es beispielsweise eine Aktionärsuhr bei der Swatch Group (Sonderedtion) oder der jährliche Pyjama bei der Calida. Letzteres wird allerdings zugeschickt, auch ins Ausland. Wichtig ist eben nur, dass man bei Schweizer Namensaktien ins Aktienregister eingetragen ist, sonst geht da gar nichts, und daran scheitern bekanntlich die meisten.

Welchen Broker sollte man für Schweizer Aktien nehmen? Und wie funktioniert die Anforderung von Stimmkarten?
Auch da gibt es natürlich unterschiedliche Lösungen. Ich persönlich bin absoluter Fan von Swissquote. Ich empfinde Preis/Leistung top und habe großes Vertrauen in das Unternehmen. Da muss ich an dieser Stelle einen Disclaimer machen, dass ich auch Aktien von Swissquote halte. Machen wir das mal lieber - ich halte Aktien von Swissquote wie auch den anderen in diesem Interview erwähnten Gesellschaften. Es handelt sich um keinerlei Anlageempfehlung. Da ich die Frage, wie man denn als EU Bürger ein Depot in der Schweiz eröffnet, sehr häufig bekomme, habe ich dazu mal extra ein kurzes Video gedreht, wo ich dieses genau erläutere: https://youtu.be/fr2RwhxIIgM
Zur zweiten Frage bezüglich der Einladung/Anmeldung zur GV. Die meisten Aktien in der Schweiz sind Namensaktien. Da bekommt man also automatisch die Einladung, auch im Ausland. Somit kann man dann alles einfach, wie üblich bei Namensaktien, per Post anmelden und die Zutrittskarten anfordern. Das funktioniert problemlos, allerdings bedingt es eben, dass man mit seinen Aktien im Aktienregister eingetragen ist. Bei Swissquote kann man dieses online ganz einfach kostenlos mit einem Klick nach dem Kauf für Schweizer Titel veranlassen, bei Brokern aus anderen Ländern ist es meist ein Ding der Unmöglichkeit. Traditionelle Banken sind damit, wie ich unzählige Male aus meinem Umfeld hören musste, in der Regel sowieso total überfordert. Allerdings sind sie ja das bekanntlich oft schon mit inländischen Aktien, abgesehen von den hohen Gebühren.

Schweizer Aktien werden nicht mehr an EU-Börsen gehandelt? Was hat sich geändert, und wie umgeht man diese Probleme?
Für Leute wie mich hat sich gar nichts geändert, da ich schon Jahre zuvor meine Struktur danach ausgerichtet hatte. Ich kaufe Aktien in der Regel aus mehreren Gründen immer am jeweiligen Heimatmarkt, so Schweizer Titel an den Schweizer Börsen. Somit ist die Lagerstelle entsprechend, dass man sie auch dort wieder verkaufen kann. Für Leute, die Schweizer Titel an europäischen Börsen gekauft hatten, kann das jetzt - je nach Titel - beim Verkauf durchaus Probleme machen. Aufgrund der Lagerstelle können sie meist auch nur wieder an einer europäischen Börse verkaufen, da aber werden diese ja nun nicht mehr gehandelt. Damit bleibt oft nur ein außerbörslicher Handel oder ein oftmals teurer Lagerstellenwechsel übrig. Ein Argument, etwa bei Xetra zu handeln statt bei SIX Swiss Exchange, waren früher die Gebühren, da gerade bei Brokern aus der EU die Ordergebühren an der SIX oft vergleichsweise hoch sind. Nun, wo sie grundsätzlich nur noch in der Schweiz gehandelt werden können, muss man entweder die Gebühren bei einer Order in Kauf nehmen oder eben außerbörslich handeln. Da gibt es dann aber wieder bei vielen Titeln ein Liquiditätsproblem!
Genau deshalb habe ich mich eben von Anfang an für den Schweizer Broker entschieden, der als “heimischer” Broker auch an der SIX Swiss Exchange vergleichsweise günstige Gebühren hat und die Aktien problemlos ins Register eintragen kann. Das war jetzt allerdings nur der Versuch einer Kurzfassung - auch diese Frage bekam ich in letzter Zeit sehr häufig, daher habe ich auch das alles aus meiner Sicht genauer in einem Video erläutert: https://youtu.be/rOmq4xsWk9M

Hast Du Tipps oder Lieblingsaktien unter den Schweizer Aktien? Was hältst Du von Lindt?
Da gibt es tatsächlich einige, aber Nestle, Swissquote oder auch Emmi wären da vielleicht beispielhaft zu nennen, um nicht eine ganze Liste an dieser Stelle anzuführen. Lindt wäre schön, ist für mich aber leider (noch) keine Option. Der Preis der einzelnen Aktie, mit mehr als 80.000 CHF, ist mir einfach zu hoch. Das würde nicht meiner Strategie der Asset Allocation entsprechen und ein für mich persönlich zu hohes Klumpenrisiko darstellen. Also leider kein so beliebter “Lindt Koffer” im Rahmen der jährlichen GV für mich derzeit. Dafür aber eben jede Menge Bhaltis von den vielen anderen GVs, die ich in der Schweiz besuche. In meinem Blog beschreibe ich auch immer die jeweiligen Geschenke und füge im Anschluss Fotos für alle hinzu, um sich einen Überblick zu verschaffen. Sei es von der oft sehr schönen Location, als auch Kulinarik, Geschenken, etc. . Hier geht es zu meinem Blog mit den persönlichen Berichten über meine HV/GV Besuche: http://bernhardhummel.at/hauptversammlungen

Du machst einem ja Appetit. In Österreich kann man nicht so offen über die letzten Geschenke reden, die es noch gibt, sonst explodiert die Aktionärsquote im Lande, und alle stellen sich bei Manner um das Sackerl mit den Schnitten an. Das Interview ist jetzt wirklich sehr lang geworden. Jetzt kann ich nur hoffen, dass wir ausreichend Platz dafür finden, sonst würde meinen Lesern wirklich was entgehen. Vielen Dank, dass Du Dir soviel Zeit genommen hast.

(Der Input von Günter Luntsch für den http://www.boerse-social.com/gabb vom 04.12.)


(04.12.2019)

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    Erstmal ein herzliches “Hallo” und vielen Dank für das Interview! Es gibt natürlich viele Menschen, die in der Schweiz investieren, und es ist immer eine Frage des Blickwinkels, ob man den Markt als “exotisch” bezeichnen möchte. Bin ich in der Schweiz, wird man wohl andere Märkte als exotisch bezeichnen. Nichtsdestotrotz fasziniert mich allgemein das Thema Aktien und Investments immer mehr, so auch Schweizer Aktiengesellschaften und deren Generalversammlungen. Insbesondere bedeutet mir auch der Austausch mit den Aktionären vor Ort sehr viel, was auch der Grund für meine vielen Besuche der Hauptversammlungen allgemein ist - neben den Informationen aus erster Hand und aber auch, ich bin da ganz ehrlich, dem oftmals guten Essen und der Atmosphäre. Das muss man auch nicht verstehen, aber mir bedeutet das eben viel. Ich bin weder Profi noch sonst besonders qualifiziert und kann sehr viel aus den Gesprächen vor Ort lernen.
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    Unterscheiden sich Hauptversammlungen in der Schweiz von österreichischen?
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    Schweizer Aktien werden nicht mehr an EU-Börsen gehandelt? Was hat sich geändert, und wie umgeht man diese Probleme?
    Für Leute wie mich hat sich gar nichts geändert, da ich schon Jahre zuvor meine Struktur danach ausgerichtet hatte. Ich kaufe Aktien in der Regel aus mehreren Gründen immer am jeweiligen Heimatmarkt, so Schweizer Titel an den Schweizer Börsen. Somit ist die Lagerstelle entsprechend, dass man sie auch dort wieder verkaufen kann. Für Leute, die Schweizer Titel an europäischen Börsen gekauft hatten, kann das jetzt - je nach Titel - beim Verkauf durchaus Probleme machen. Aufgrund der Lagerstelle können sie meist auch nur wieder an einer europäischen Börse verkaufen, da aber werden diese ja nun nicht mehr gehandelt. Damit bleibt oft nur ein außerbörslicher Handel oder ein oftmals teurer Lagerstellenwechsel übrig. Ein Argument, etwa bei Xetra zu handeln statt bei SIX Swiss Exchange, waren früher die Gebühren, da gerade bei Brokern aus der EU die Ordergebühren an der SIX oft vergleichsweise hoch sind. Nun, wo sie grundsätzlich nur noch in der Schweiz gehandelt werden können, muss man entweder die Gebühren bei einer Order in Kauf nehmen oder eben außerbörslich handeln. Da gibt es dann aber wieder bei vielen Titeln ein Liquiditätsproblem!
    Genau deshalb habe ich mich eben von Anfang an für den Schweizer Broker entschieden, der als “heimischer” Broker auch an der SIX Swiss Exchange vergleichsweise günstige Gebühren hat und die Aktien problemlos ins Register eintragen kann. Das war jetzt allerdings nur der Versuch einer Kurzfassung - auch diese Frage bekam ich in letzter Zeit sehr häufig, daher habe ich auch das alles aus meiner Sicht genauer in einem Video erläutert: https://youtu.be/rOmq4xsWk9M

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