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„2017 wird das 7. Rekordjahr in Folge, für 2018 sieht es ebenfalls gut aus“ (Stefan Pierer im Börse Social Magazine)

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Unsere Headline hier ist ein sportgerechter Running Gag. Im Vorjahr durfte ich „2016 wird das 6. Rekordjahr in Folge, für 2017 sieht es ebenfalls gut aus“  titeln. Und jetzt?

Stefan Pierer (lacht): Schreiben Sie „2017 wird das 7. Rekordjahr in Folge, für 2018 sieht es ebenfalls gut aus“.

Welche Guidance haben Sie bei Umsatz und EBIT?

Die Guidance für den Kapitalmarkt liegt bei über 1,5 Mrd. Euro Umsatz, also erneut mindestens 10 Prozent Plus, die EBIT-Marge wird zwischen 8-10 Prozent liegen.

In den vergangenen Jahren gab Ihnen auch der Dollar Rückenwind, heuer ist der Dollar gegen den Euro schwach.

Ja, aber das trifft uns nicht stark. Wir hedgen uns immer wieder für ein Jahr, das Härter-Werden des Dollars haben wir also nicht in hohem Ausmaß mitgenommen.

Sie produzieren fast alles in Euro, ausgenommen Indien, richtig?

Ja, dort kaufen wir um ca. 100 Mio. auf Dollarbasis ein, das gibt uns einen schönen Natural Hedge. Das hilft in der Dollarbilanz.

Die KTM-Aktie liegt year-to-date bei rund 10 Prozent Plus. Vor einem Jahr sind Sie an die Börse in der Schweiz gegangen. Rückwirkend die richtige Entscheidung?

Als österreichischer Unternehmer tut es mir weh, sagen zu müssen, dass die Schweiz eine goldrichtige Entscheidung war. Es ist wie Tag und Nacht, es ist auch die zweitgrößte Börse in Europa und der Servicegedanke wird hochgehalten. Einfach One-Stop-Shop, wenn ich eine Ruling-Frage habe, so wird die von der Aufsicht innerhalb von einer Woche kompetent schriftlich beantwortet. Man ist rechtssicher unterwegs und wird auch wirklich als Kunde behandelt. Da geht es auch um symbolische Kleinigkeiten. So habe ich z.B. zum einjährigen Jubiläum ein persönliches Schreiben erhalten, der Börsevorstand hat gratuliert. Eine Schokolade war beigepackt, das kostet nicht viel, aber es freut halt. Man ist Kunde. Dazu haben wir den 20fachen Handelsumsatz im Vergleich zu Österreich. Es tut mir weh, aber der Zustand des österreichischen Kapitalmarkts ist nicht ungefährlich.

Aber man hat schon den Eindruck, dass es schon mal schlechter war und der neue Börsevorstand aus Deutschland frischen Wind hereingebracht hat.

Ja, Herrn Boschan muss man positiv bewerten, er geht auf die Leute zu. Aber in Wahrheit sind auch ihm die Hände gebunden. Wir haben zwei Ministerien, die für die Gesetze zuständig sind.

Und derzeit keinen Kapitalmarktbeauftragten.

… genau. Keinen Kapitalmarktbeauftragten, der vermittelt. Da geht nicht viel, Herr Boschan bemüht sich jedenfalls.

Sie waren im Wahlkampf immer wieder in den Medien, haben eine Liste supportet.

Nur Unternehmer und erfolgreiche Unternehmen schaffen Arbeitsplätze und damit die Grundlage für die Steuern bzw. die Schaffung von Wohlstand. Die Regierung ist für die Rahmenbedingungen verantwortlich. In Österreich glaubt der Staat jedoch, er muss für Arbeitsplätze sorgen, die Rahmenbedingungen haben sich damit verschlechtert. Mir geht es zB um Arbeitszeitflexibilisierung, das ist derzeit nicht zeitgemäß für Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Nehmen Sie doch mal nur eure Branche her. Wir haben Überbürokratisierung durch viele neue Gesetze, Gold Plating im Vergleich mit anderen Ländern über zahlreiche Gesetzesnovellen. Heraus kommt pure Rechtsunsicherheit, das ist nicht mehr administrierbar für KMU‘s. Große Konzerne haben Rechtsabteilungen, KMU‘s kommen nicht mehr mit.  Heute ist sogar eine Reiseabrechnung schon eine Dissertation. Bottom Line ist, dass mehr netto vom brutto für die Arbeitnehmer rauskommen muss, die Lohnnebenkosten sind ja fast schon die Lohnhauptkosten. Das war das Thema meines Engagements, Leistung muss sich auch lohnen. Mitarbeiterprämien von Unternehmen sollen steuerfrei erfolgen können, eine bestimmte Anzahl von freiwilligen Überstunden gehört weniger stark besteuert. Pensionierte Ehemalige mit Motivation und Freude an der Arbeit sollen auch mehr Möglichkeiten haben. Und letztendlich gehört die kalte Progression weg, damit Lohnverhandlungen nicht zu Steuererhöhungsverhandlungen werden.

Trotzdem haben sie in Österreich investiert und ausgebaut. Für die KTM in Oberösterreich und Pankl in der Steiermark.

Weil ich davon überzeugt bin, dass wir ein Standort mit den besten Mitarbeitern sind, vergleichbar nur mit Deutschland. Die Erfolge im Unternehmen kommen ganz maßgeblich von tüchtigen und fleißigen Mitarbeitern.

KTM Industries; das sind KTM, Pankl, WP uvm. Ihr persönliches Business Highlight 2017?

Ich würde die 2. Generation unserer Einstiegsmotorräder, die unser indischer Partner Bajaj produziert, hervorheben. Das ist State of the Art aus Indien, extrem erfolgreiche Produkte. Ein weiteres Highlight ist die überarbeitete 1. Generation unserer großen Reise-Enduro. Das ist ein großer Erfolg.

Mit Bajaj gibt es ja ein schönes Jubiläum.

Ja, wir feiern 10 Jahre, dazu werden wir im Dezember in Wien mit Bajaj Gelegenheit haben.

Und neben Indien hat auch China in der Bedeutung markant zugenommen ...

Richtig. Den lokalen Partner kennen wir seit sieben Jahren als Generalimporteur von ATVs, Motorräder in gehobenem Bereich. Da gibt es Vertrauen und eine gute Zusammenarbeit.  Jetzt machen wir gemeinsam den nächsten Schritt, der Partner baut eine Fabrik mit 20.000 m2 für rund 50.000 Motorräder jährlich in der Endausbaustufe. Wir bringen Modell und Technologie, er investiert. Ein klassisches Joint Venture, damit können wir uns international noch besser aufstellen.

E-Bikes für 2018 stehen ebenfalls auf der Agenda, Sie haben eine Guidance von 30.000 E-Bikes ausgegeben. Was wird so ein E-Bike kosten?

Nachdem wir ja eine jahrzehntelange Vereinbarung mit KTM Fahrrad haben, gehen wir mit der Marke Husqvarna rein.  Ein E-Bike wird zwischen ca. 2.000, 2.500 und 5.000 Euro kosten, vom Citybike bis zum High-End-Mountainbike wird die Palette reichen. Das Thema Elektromobilität ist wichtig, beim Power Two Wheeler ist es durch. Wir glauben, dass die Leistungen nach oben gehen werden, hin in das Segment der alten Roller, Mofas, Mopeds. Wir denken, dass da extremes Wachstum kommen wird. Wir wollen mit unserer Erfahrung und unseren Entwicklungsmöglichkeiten an vorderer Front mitgestalten.

Damit ist Husqvarna weiter gestärkt. Ich leitartikle ja oft, dass ich Sie - wie auch Porr-Chef Strauss - als Best Practice Beispiele für Entwicklung von unternehmergeführten Konzernen über Kapitalmarktinstrumente sehe. Ist es denkbar, dass ihre E-Bike-Kooperation mit dem deutschen Partner in einer Frühphase solo an die Börse kommt?

Hmm, interessante Frage, aber eher nicht, weil das Thema sich von oben und unten annähern wird. Beim Motorrad kommen die Hubräume - auch durch unsere Modelle - nach unten, im Gelände sind wir Pioniere in der Elektromobilität bei der Sportanwendung.  Wir sehen bei 3 bis 4 KW Leistung die wirtschaftliche Grenze. Ich glaube, das wird alles näher zusammenwachsen. Derzeit werden bei Fahrrädern Komponenten von namhaften Zulieferern assembliert, dazu kommen Design und Farbe. Die Pexco verfolgt einen integrativen Entwicklungsansatz, der die Fahrradbranche weiterbringen wird. Eine einzigartige Stellung wie im Motorradbereich ist für “Husqvarna Bicycles“ und „R2R“ möglich.

Ein reines E-Bike-IPO hätte spezialisierte Investoren anziehen können.

Keine Frage, wir haben aber Fokus auf Power Two Wheeler generell, KTM ist die scharfe und spitze Marke mit Sport und Rennsport, Husqvarna ist cool riding, E-Bike und sportive urban mobility.

Kommt ein stärkerer Husqvarna-Rollout auch in Österreich?

Ja.

Mit dem Rad sind wir beim Radsport und dem diesjährigen Sieger beim Business Athlete Award, Arno Wohlfahrter, ein Ex-Radsportler.

Ich verfolge Sport schon über viele Jahrzehnte, so auch die Ära Wohlfahrter in den 80ern, ein klassischer Power Two Wheeler mit Muskelkraft (lacht) und jetzt auch sehr erfolgreich im Business. Ganz so, wie wir es beim BAA suchen. Ein würdiger Champ in Sport und Business.

Na dann bleiben wir gleich beim Sport: Moto GP, Moto 2 , Moto 3. Wie sind Sie mit der Saison 2017 zufrieden?

Das erste Jahr in der Moto GP ist besser gelaufen als erwartet, da bin ich stolz drauf, wir sind Nummer 5, mehr als ein halbes Jahr über den Plänen. Im nächsten Jahr sehe ich Einstelligkeit bei den Plätzen, vielleicht ist Podium drin.

Also Moto GP bleibt der Schwerpunkt …

Ganz klar. Sowohl vom finanziellen Einsatz, als auch vom Marketingeffekt her. Das bringt uns Hochachtung und Reputation. Moto 2 ist wegen der Durchgängigkeit zwischen Moto GP und Moto 3 wichtig, wir wollen die besten jungen Talente abfangen, mit den Standardmotoren in der Moto 2 haben wir es leicht, da sind wir gut unterwegs, haben die letzten drei Rennen gewonnen.

Wie sieht es mit Merchandising aus?

Das Thema Bekleidung und alles rundherhum, Kappe, T-Shirt, usw., da hilft die Markenstärke und der Straßenrennsport unterstützt uns in den Emerging Markets, wir sind von der Reputation her mit Honda und Yamaha fast schon auf Augenhöhe. Auch bei Husqvarna nimmt das Merchandising eine wichtige Rolle ein.

Stichwort „KTM und Digitalisierung“.

Die Digitalisierung ist für uns ein Thema, das quer durchgeht. Das ist weniger Infotainment, sondern vielmehr Hilfestellung rund um die Sicherheit des Produktes und für den Fahrer. Wir haben vor drei Jahren mit Bosch das erste Schräglagen-ABS in den Markt gebracht, Sensorik ist ganz wichtig für die Sicherheit. Weiters natürlich alles rund um Industrie 4.0, die Sicherheitsnachweise aller Komponeten sind digital mitverfolgbar. Am Ende des Tages heißt Digitalisierung besser, sicherer und schneller zu sein. Aber nur „digital“ zu sagen, das ist zu wenig. Es ist selbstredend, dass wir digital agieren. Wir schauen, dass wir jene Daten heranziehen, die wirklich relevant sind. Der Motorradbau ist digital ein paar Jahre hinter der Autoindustrie. Das macht nichts, wir können auf bewährte und richtige Pferde setzen.

Und abschliessend bitte noch mehr zu 2018.

Es wird besser als 2017, wobei unsere Guidance für den Kapitalmarkt wieder bei rund 10 Prozent liegt, die Bandbreite bei der EBIT-Marge soll trotz des enormen Wachstums konstant hoch bleiben. Die Mid Term Planung haben wir insofern geändert, dass wir bis statt 300.000 Motorräder p.a. bis 2021 nun 400.000 bis 2022 planen, wir haben den Gradienten erhöht. Rund um Husqvarna in Indien ab 2020 gibt es nochmal Zusatzwachstumsmöglichkeiten. Power Two Wheeler haben eine interessante Zukunft, dort spielt sich die Elektromobilität ab. Ich sehe einen Business Case, das ist bei den Autos in der Elektromobilität noch nicht der Fall. In Indien können wir kosten- und einstiegsgerechte Modelle bauen, um im asiatischen und lateinamerikanischen Markt gegen die Japaner antreten zu können. Wir sehen eine schöne Zukunft. E-Bikes werden uns noch viel Freude machen. Durch Hinuntergehen der Hubräume kommen wir auch zu den 16jährigen, zur sportiven Mobilität.

Interview: Christian Drastil, Fotos: Michaela Mejta

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Aus dem Börse Social Magazine #11
(November 2017)





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