Ich stimme der Verwendung von Cookies zu. Auch wenn ich diese Website weiter nutze, gilt dies als Zustimmung.

Bitte lesen und akzeptieren Sie die Datenschutzinformation und Cookie-Informationen, damit Sie unser Angebot weiter nutzen können. Natürlich können Sie diese Einwilligung jederzeit widerrufen.






Die Evotec-Vision (CEO Werner Lanthaler im Interview mit dem Börse Social Magazine)

12174 Zeichen

Smeil-Jurymitglied (http://www.boerse-social.com/smeil ) Werner Lanthaler brachte die Hamburger Evotec Zug um Zug auf einen profitablen - und für die Healthcare-Branche einzigartigen - Shared-Economy-Kurs. Die Aktie ist ein Darling. Im Interview spricht der CEO über Stop/Loss bei gescheiterter Forschung, seine starke Österreich-Tangente sowie über vife, aber oft zu volatil denkende Finanzblogger. Versandt auch via http://www.boerse-social.com/whatsapp .

Christian Drastil: Lieber Werner, anlässlich des ersten Smeil-Award 2013 haben wir unser letztes grosses Interview gemacht, heute beim 5. Smeil Award 2017 ist das Update ja überfällig, Du warst bei allen fünf Austragungen in der Jury. Doch dazu später. In diesen fünf Jahren ist Deine Evotec zu einem Biotech-Innovationsmotor geworden, der Aktienkurs hat sich vervielfacht. Und viele Österreicher sind beim Österreicher in Hamburg als Langfristinvestoren dabei …

Werner Lanthaler (lacht): Österreicher sind kluge Leute, die weltweit führende Unternehmen erkennen. Unsere Investoren aus Österreich sind jene Fonds- und Pensionskassenmanager, über deren Namen man in Österreich immer wieder drüberstolpert. Ich freue mich, dass das so langfristig stabil bei um die 5 Prozent ist.

Wie sieht Euer Aktionärskreis ingesamt aus?

Neben Roland Oetker (Anm: der Neffe des Backmittel-Königs), der mit seinem 10-Prozent-Stake seit 9 Jahren dabei ist, hält seit diesem Februar auch die Novo A/S aus Dänemark 10 Prozent der Aktien. Novo ist ein Evergreen, die kaufen und bleiben dabei. Für uns ein Volltreffer, es wurde auch eine Kapitalerhöhung gezeichnet, das war ein € 92-Mio.-Investment ohne Discount zum Marktpreis. Da waren also viele symbolische Handlungen dabei, ernst und echt und langfristig. Die haben insgesamt mehr als 50 Mrd. Assets under Management, rein für Healthcare.

Du selbst bist Evotec-Aktionär und als Ex-Intercell-CFO immer noch Valneva -Aktionär?

Ja, ich besitze 600.000 Evotec-Aktien, viele davon über die Jahre nachgekauft, dazu ca. ein Prozent Stock Options. Valneva-Aktionär bin ich immer noch, klar.

Und wie sieht es mit Retail in Österreich aus?

Das ist nicht mehr so leicht fassbar, weil Evotec mittlerweile schon eine lange Börsegeschichte hat, damit auch eine grosse Streuung, man findet uns in vielen Töpfen.

Ein so ein Topf ist eindeutig auch Social Trading, bei wikifolio seid ihr in vielen Statistiken weit vorne, da gehts weniger um Buy & Hold, sondern um Swingtrader.

Das wichtigste bei einer Aktie ist, dass man nicht nur Market Cap hat, sondern auch Liquidität schafft. Da helfen Trading-Aspekte natürlich mit. Und für Fonds wird es leichter, wenn die Basisliquidität da ist. Dann gibt es auch noch ein paar Investoren, die immer wieder long oder auch short gehen, da ist man kurzfristig ein wenig Spielball, aber uns ist das mittlerweile fast egal, weil wir operativ gut sind. Wir verstehen den Kapitalmarkt als Partner, da muss man auch jeden, der dort teilnimmt, als Partner akzeptieren. Diese Entscheidung hat man mit dem Börsegang getroffen. Für uns ist das perfekt.

Ihr würdet von der Market Cap und den Volumina in Österreich klar im ATX sein. Das ist natürlich kein Thema. Aber: Zwei Deutsche, Nico Baader und Christoph Boschan, bringen gerade tolle Aktien aus den USA und Deutschland an die Wiener Börse. Evotec wäre ja rein über Dich auch eine perfekte Österreicher-Aktie. Würde Dich ein Wien-Listing freuen?

Klar würde das freuen, aber nicht nur mich als einen von 2000 Mitarbeitern bei Evotec. Es wäre damit vielleicht auch eine geringere Hemmschwelle für österreichische Privatanleger.

Das Nasdaq -Listing wurde ja 2011 eingespart, rein aus Kostengründen ...

Ja, das musste damals sein. In Frankfurt haben wir jetzt gute Umsätze, an der Nasdaq wären wir jedoch wohl höher bewertet, allein schon aufgrund der Anzahl an möglichen Investoren. Da wir aber profitabel sind und bleiben wollen, ist der Primärmarkt und dessen Tools nicht so wichtig, wir haben jetzt auch guten Zugang zum Kreditmarkt. Eigenkapital brauchen wir nicht und  ca. € 4 Mio. zusätzliche Kosten sind eine Nasdaq-Präsenz derzeit, ohne grösseren strategischen Grund, nicht wert.

Stichwort „profitabel“ ...

Das ist ein entscheidender Punkt. 2011, als wir Gewinne erzielt haben, haben etliche begonnen, uns zu folgen. Für mich war immer ganz wichtig, dass wir stabile, langfristige Investoren haben, die wissen, dass Forschung langfristig aufgebaut werden muss und nicht tagesaktuell gesehen werden kann. Wenn man mal rote Zahlen hat, ist man dem Kapitalmarkt ausgeliefert, eine Kapitalmassnahme steht da schnell im Raum. Uns ist es gelungen, den Druck rauszunehmen, wir haben uns das durch harte Servicearbeit erkauft. Nun können wir auch  in der Wissenschaft Innovationsthemen angehen, die einen längerfristigen Returndruck haben. Da haben wir die Ideen für ganz bahnbrechende Dinge aufgegriffen, zB rund um die Gewinnung und Bereitstellung patientenbasierter induzierter pluripotenter Stammzellen, iPSC. Das geht nicht in einem Jahr, sondern vielleicht in 10 Jahren. Das ist ein Nr. 1-Thema, und wenn die Basis profitabel ist, kann man solche Innovationen aufsetzen.

Das heisst, die Profitabilität ermöglicht Euch eine stabile Investmentstory?

Ja. Viele von den Dingen, die wir machen, sind erst am Anfang. Die Wissenschaft, die wir nach vorne treiben, ist oft noch jung. Wissenschaftlich sind wir auf Weltmarktführerschaftsthemen gegangen, die Nr. 1 als Ziel. Wir sagen das nicht nur, wir haben da wirklich die Chance,  zB bei neuem Drugdevelopment bei iPSC Stammzellen. iPSC kann mit humanen Zellen im humanen Umfeld bereits in der Drug Discovery Situation austesten, ob etwas funktionieren kann oder nicht. Damit lasse ich die Zwischenstufe Maus aus, sondern setze gleich beim Menschen an.

Was sagt die Ethik dazu?

Das ist ethisch das Schönste, man nimmt ja nur eine Hautzelle eines Menschen, das tut nicht weh. Diese Hautzelle ist programmierbar in jede Zelle, die man im Körper hat, damit kann man Versuche machen, ob ein Compound toxisch oder nicht toxisch ist, ohne eine Maus zu schädigen. Man spart, wenn man schon in-vitro sieht, dass das eh keine Chance hat, jahrelange mühsame Arbeit. Hier bekommt man Sofortwissen über das Scheitern, auch das ist ein ethischer Pluspunkt. Es gibt 3300 Krankheiten, die nicht behandelbar sind, das wird jedes Jahr um 5 weniger. Wir haben alle die nächsten 100 Jahre zu tun, um 3300 Krankheiten auszuschalten. Daher hat unser Slogan „Research never stops“ auch strategische Bedeutung, wir haben gar keine Zeit, nicht zu forschen, weil der Bedarf einfach für viele Krankheiten da ist. Wir tun meiner Meinung nach etwas wirklich Bedeutungsvolles, weil das unendlich grosse Bild auf kleine Prozesse fokussiert wird. Wir bauen Infrastrukturen, die wir nicht nur für uns selbst nutzen, sondern gerne auch mit anderen teilen. Damit schaffen wir eine lernende Shared Economy rund um Evotec-Plattformen.

Kann man das mit APIs wie zB von Facebook oder Architekturen von Apple wie für Apps vergleichen, oder vielleicht mit Outsourcing wie in der Automobilindustrie?

Nicht ganz, denn bei uns spielen Patente eine grosse Rolle, da ist die Hürde anders. Gleich ist, dass bei Scheitern alle lernen. Das spart gerade in unserer Industrie unglaublich viele Ressourcen, wenn man sagen kann: Diesen Weg geh nicht weiter, weil dieser nicht funktioniert. Man spinnt Forschung nicht budgetgetrieben Jahr für Jahr weiter, sondern macht auch Stop/Loss sofort. Und ja, in der Automobilbranche hat Ähnliches lange Tradition.

Eure Plattform gibt es seit 2010 - Dein Baby?

Ich habe nicht die Wissenschaft erfunden, ich habe das Geschäftsmodell eingesetzt. Es war damals auch der aus meiner Sicht einzige Weg, mit Evotec zu überleben. Weil einfach der Weg zum Kapitalmarkt für Biotechs versperrt war. Wir haben eine Outsourcing-Wertschöpfungskette im Discovery Bereich völlig neu definiert, uns dabei bei Erfolgsmodellen aus anderen Branchen bedient. Aber für sich weltweit neu. Deswegen werden wir da auch in Amerika als weltführendes Unternehmen wahrgenommen.

Wohin kann es mit einer Evotec damit gehen?

Gute Unternehmensentwicklungen führen zu Kapitalmarkt-

erfolg, das geht zwar nicht immer zeitlich synchron, ist aber so. Hochinnovation führt zu Unternehmenswerten, genau das wird in unseren Märkten gebraucht. Die Vision ist der wissenschaftliche Wert, nicht nur der ökonomische Wert. Wir gehen zu den Ursachen der Krankheiten, nicht zur Symptomatik. Warum bildet sich Alzheimer aus? Und so dann versuchen zu heilen und nicht nur eine bessere Kopfschmerztablette zu machen. Das treibt den wissenschaftlichen Wert. 

Zum Smeil Award und Medien: Wie geht‘s Euch mit den Medien?

Evotec korreliert nicht immer mit den grossen Finanzmedien, ein potenzieller iPCS-Durchbruch ist dem Handelsblatt egal, für Diabetiker aber vielleicht die Hoffnung auf ein Leben ohne Insulin. Für die grossen Finanzmedien ist sowas oft zu früh, da geht es um Performance vs. DAX oder TecDAX und Quartalsergebnisse. Die Blogger gehen da durchaus viel mehr in die Tiefe.

Wie verhalten sich die Media-Clippings bei Euch in Prozent? Ich meine Börsethemen vs. Fachthemen Biotech oder Chemie?

Wir sind mittlerweile zum Beispiel Referenzunternehmen in der Medizinalchemie geworden. Wir sind auch Technologieführer im Deep Learning in Verbindung mit Chemie, das ermöglicht unsere Plattform. Das interessiert schön langsam auch Scoutmedien in der Wissenschaft. Die Finanzcommunity ist bei Hochinnovation entweder ganz vorne, wenn man was entdecken und interpretieren will oder man ist ganz hinten. Oft dürfen wir unsere Experimente auch nicht kommunizieren. Ich freue mich immer, wenn in Finanzmedien qualifizierte Diskussionen stattfinden. Ich schau mir das auch gerne selbst an, freue mich über das hohe Niveau. Es gibt den Versuch, zu verstehen, was wissenschaftlich passiert. Frustrierend ist es dann oft, wenn dann die Tagesvolatilität an den Börsen alles überstrahlt. Das sind andere Fristen. Um Deine Frage zu beantworten: Ich schätze, Wissenschaft zu Börse verhalten sich ca. 70 zu 30 Prozent bei uns. Die Finanzcommunity ist für uns aber auch deswegen wichtig, weil es stark in zB HR geht auch, was Recruiting betrifft.

Was verbindet die Evotec mit Österreich ausserhalb der Investoren und Deiner Person?

Vor allem die Wissenschaft, wir haben zB ein tolles Projekt gemeinsam mit Haplogen, die kommen aus dem CEMM. Auch mit der schon etwas bekannteren Apeiron haben wir eine hochpotente Wissenschaftskooperation.

Wie siehst Du als Österreicher in Hamburg den Wiener Kapitalmarkt?

Der Kapitalmarkt ist eine Folge von Angebot und Nachfrage, das wissenschaftliche Angebot in Österreich ist hervorragend, aber die Mechanismen in Richtung Kapitalmarkt sind deutlich verbesserbar. Die frühe Forschungsförderungslandschaft passt noch, aber zwischen der ersten Experimentenkaskade und einem kapitalmarktfähigen Unternehmen fehlt so gut wie alles. Das ärgert mich, denn die Instrumente gibt es ja, da braucht man nur in andere Länder schauen. Evotec macht Academic Bridge Strategies zb mit Oxford, das Ziel ist, neue Unternehmen zu schaffen, die auch durchaus kapitalmarktfähig werden können. In Amerika werden wir Ähnliches starten.

Passt zu 21st Austria und der angloamerikanischen DNA …

Die Denke ist anders, in den USA und England gibt es zudem weniger Förderungen, dort gehen solche Steps meist über Kooperationen mit Unternehmen.

Letzte Frage: Marinomed hat einen Bond platziert und an der Wiener Börse gelistet, auch mit der Aktie steht etwas im Raum. Kennst Du Die?

Ja, die kenne ich und finde sie hochspannend. Es ist ein Meeres-

biologie-übersetzendes Unternehmen mit echten Produkten, sogar schon mit Schachtel am Markt und mit Umsatz. Damit ist es auch von der Angreifbarkeit etwas anderes als nur eine forschungsbetriebene Firma. Wenn die Technologie weitere Produkte bringt, kann es top werden. Weiters fallen mir aber auch Themis Bioscience und unsere erwähnten Partner Haplogen und Apeiron sowie viele andere ein.  Es gibt eine sehr gute Pipeline an Wissenschaftsunternehmen in Österreich. ϑ


Text: Christian Drastil.   Fotos: Michaela Mejta

 

Aus dem "Börse Social Magazine #7" - 1 Jahr, 12 Augaben, 77 Euro. Ca. 100 Seiten im Monat, ca. 1200 Seiten Print A4


Seiten und Bilder aus dem Magazine (Navigieren mit Klick oder den Cursor-Tasten, Wischen am Smartphone)
Interview Evotec CEO Werner Lanthaler - Börse Social Magazine #07

Sample page 1 for "Interview Evotec CEO Werner Lanthaler - Börse Social Magazine #07"

Interview Evotec CEO Werner Lanthaler - Börse Social Magazine #07

Sample page 2 for "Interview Evotec CEO Werner Lanthaler - Börse Social Magazine #07"


Random Partner

Erste Group
Gegründet 1819 als die „Erste österreichische Spar-Casse“, ging die Erste Group 1997 mit der Strategie, ihr Retailgeschäft in die Wachstumsmärkte Zentral- und Osteuropas (CEE) auszuweiten, an die Wiener Börse. Durch zahlreiche Übernahmen und organisches Wachstum hat sich die Erste Group zu einem der größten Finanzdienstleister im östlichen Teil der EU entwickelt.


>> Besuchen Sie 68 weitere Partner auf boerse-social.com/partner







Aus dem Börse Social Magazine #07
(Juli 2017)





Börse Social Magazine Abo

1 Jahr, 12 Augaben, 77 Euro.
Ca. 100 Seiten im Monat, ca. 1200 Seiten Print A4 gesamt. Das Abo endet nach Ablauf automatisch.
by the way: Die Heftrücken aneinandergereiht werden im Bücherregal den ATX TR-Chart ergeben, der rote Balken ist stets der Stand vom Monatsultimo.
>> Abo bestellen


Prime Content Magazine