Österreichs grosse Sparbuch-Liebe (ein "interner" Gastkommentar zum Start des Zins Express) (Christian Drastil)
18.02.2009, 5649 Zeichen
Herr und Frau Österreicher sind gelernte Sparer, wurden in dieser Hinsicht auch wirklich verwöhnt. Doch garantierte Superzinsen sind jetzt leider passé. Was tun? Lesen Sie hier eine kleine Geschichte der "Geldanlage in Österreich".
"Ein Drittel Gold, ein Drittel Aktien und ein Drittel Immobilien." Das war jahrezehntelang der Antwortklassiker auf die Frage, wie man denn sein hart erworbenes Vermögen richtig aufteilen sollte.
Zunächst zählte nur Sicherheit, ...
Bei Gold galt es unter anderem als Motiv, dass man sich jederzeit ein Goldstück in die Tasche stecken könne, sollte man einmal rasch das Land verlassen müssen. Heutzutage steht es erfreulicherweise nicht mehr so sehr auf der Tagesordnung, einmal rasch das Land verlassen zu müssen. Auch beim Aktiendrittel ging es vielen interessanterweise lange Zeit nicht um den Wertsteigerungseffekt, sondern um die Tatsache, dass Krisen diverse Totalverlustszenarien und massive Geldentwertung (auch Staatsanleihen sind in solchen Szenarien schon mal wertlos verfallen) mit sich bringen können. Bei Aktieninvestments kann es hingegen jederzeit zu – bisweilen schweren – Kursverlusten kommen, wie man auch aktuell sieht. Besteht ein Unternehmen aber nach einer Krise weiter, gibt es Chancen auf künftige Wertsteigerungen. Viele Konzerne sind nach Krisen erst wirklich groß geworden. Bei den Immobilien wiederum liegen die Motive auf der Hand. Investitionen in Grund und Boden bieten greifbare Werte. Das war den Leuten schon immer ein Anliegen.
... dann wollte man sparen, ...
Der in der Einleitung erwähnte "Drittel- Klassiker" ist allerdings aus österreichischer Sicht eher als Mythos denn als historische Umsetzungsvariante zu sehen, auch wenn Gold(münzen) bei Österreichern (Stichwort: Philharmoniker, Dukaten) große Tradition hat. Das Thema "gut ausgewogener Anlagemix" ist hingegen ein noch sehr junges. Vielmehr ist Österreich ein klassisches Land der Sparer. Das rührt aus dem Wiederaufbau in den 50ern her und wurde in der Ära Kreisky, als es hohes Vertrauen in die Regierung und eine verlässlich argumentierte Bindung an die DM gab, noch verstärkt.
... hey, der Staat zahlt 10 Prozent ...
Rückwirkend betrachtet war die DM-Bindung natürlich ein Idealszenario für die österreichischen Sparer und Bundesanleihenkäufer, da die österreichischen Bundesanleihen aufgrund der Schuldenpolitik Kreiskys in der Spitze um bis zu 2,5 Prozentpunkte höhere Verzinsungen boten als ihre deutschen Pendants. Was dem Staat also viel Geld kostete (Stichwort: höhere Zinskosten zur Finanzierung der Staatsschuld), freute den Bürger. 1981 konnte man beispielsweise zehnjährige österreichische Bundesanleihen mit Renditen von deutlich mehr als zehn Prozent ins Depot nehmen (Anm.: ... oder in den Safe, damals ließen sich ja etliche Anleger ihre Anleihen noch physisch ausliefern und gingen dann ihre Zinskupons bei den Bankfilialen einreichen). Erst gegen Ende der 80er-Jahre bzw. in den frühen 90ern ging diese Risikoprämie für Österreich (die ja nie schlagend wurde, weil der Schilling vs. DM wie ein Felsen gehalten hatte) auf fast null zurück. Die Renditeeinengung zu Deutschland war dabei weniger auf das Beitrittsansuchen Österreichs in die EU (1989) zurückzuführen, als vielmehr auf die spezifischen Zinsund Renditeauftriebskräfte im Zuge der deutschen Wiedervereinigung. Die Deutschen machten plötzlich selbst hohe Schulden.
... wer braucht da schon Aktien ?
Auch in den Vereinigten Staaten begannen die Notenbanken erst mit Beginn der 80er mit der Bekämpfung der Inflation. Zuvor hatte man auf den Ölpreisschock mit expansiver Geldpolitik reagiert, was die Inflation ausufern ließ. Zu dieser Zeit konnte man z. B. US-Staatsanleihen mit Verzinsungen von um die 14 Prozent erwerben – ein Szenario, das aus heutiger Sicht undenkbar ist. Bei derart hohen Zinsen dachte niemand daran, dass man auch Aktien oder Immobilien kaufen konnte. Und es dachte auch niemand daran, dass der Dollar markant abstürzen könnte. Aber das ist eine andere Geschichte. Zurück nach Österreich: Auch heute sind Sparbuch, Bausparvertrag und Lebensversicherung die beliebtesten Sparprodukte der Österreicher. Das Sparbuch übernimmt nach wie vor den Zweck des Notgroschens. Das Problem sind die niedrigen Zinsen, denn vor allem die langjährigen Sparer können sich nur zu gut an die "guten alten Zeiten" erinnern, in denen man nur durch Zinsen reich und reicher werden konnte.
... plötzlich fallen die Zinsen ...
Und jetzt kommt das große Problem (und damit die "geheimen Verführer" ins Spiel). In Zeiten niedriger Sparzinsen suchen viele Investoren nach Alternativen – wollen aber im Grunde einfach nur höhere Zinsen. Dabei kommt es aus Mangel an Fachwissen und durch das Verkaufsgeschick diverser "Berater" gerne zu Verwechslungen: Bei den meisten Anlageformen wird ja in der Regel die (historische) Performance angegeben, das ist letztendlich der Gesamtertrag (vor Steuern) einer Anlagealternative, also z. B. Kursgewinn plus Dividende. Das, was aber der zinssuchende Sparer unter Ertrag versteht, ist das, was ausgeschüttet wird. Denn Kursgewinne können sich ja auch ins Gegenteil verkehren, freilich nicht, was historische Kursgewinne (mit denen gerne geworben wird) betrifft. Dass man seit Jahren keine risikolosen zehn Prozent mehr lukrieren kann, ist unter den Tisch gekehrt worden oder man wollte es nicht hören.
... man sucht Alternativen ...
So hatten Boomkinder aller Art leichtes Spiel bei den gierigen Investoren: Der Neue Markt in Deutschland, der Run auf Alternative Investments Anfang des neuen Jahrtausends und – ganz aktuell – die immense Übergewichtung von Immobilienaktien in den Portfolios von Herrn und Frau Österreicher.
Wiener Börse Party #747: ATX stärker, CA Immo und Immofinanz erholen sich unterschiedlich, HS-Gerücht bei AT&S, tolle Jubilare
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