18.06.2018, 3934 Zeichen
Am Freitag war Quartalsverfall und unsere kleinen Transaktionen für das wikifolio anlässlich der Verstärkung der Erste Group im ATX haben im Grunde funktioniert. Die Erste Group wurde nahe Tagestief gekauft und knapp 2 Prozent höher teilweise wieder gegeben, die voestalpine im Verlauf verkauft und ebenfalls knapp 2 Prozent tiefer wieder eingedeckt. Die Idee war, dass durch die Erhöhung des Rep-Faktors bei der Erste Group die anderen Titel tendenziell verlieren müssten. Freilich haben auch die breite Marktbewegung mitgespielt, aber geschadet hat es nicht.
Und wie angekündigt habe ich mich erkundigt, was an Verfallstagen an der Eurex aus österreichischer Sicht eigentlich genau abgeht. Gefragt habe ich jenen Börsiaer, der wohl am nähesten dran ist in dieser Sache: Martin Kreiner, Managing Director und Head of Trading & Treasury bei der RCB. Folgendes hat Martin geantwortet:
"Generell ist der Verfalltag für einen Händler, und für RCB als Market Maker insbesonders, bestimmt von einem kontinuierlichen Check und gegebenfalls einer Anpassung des Hedges der verfallenden Positionen. Besonderes Augenmerk ist auf Optionspositionen zu richten, die potentiell, aufgrund der jeweiligen Marktbewegung, noch aus dem oder auch ins Geld rutschen.
Bis zum tatsächlichen Expiry-Zeitpunkt werden die verschiedensten Kontrakte (hier vorwiegend Futures) noch gehandelt respektive quotiert und auch noch Rollen gepreist und durchgeführt. Zwar wird der Grossteil der Kontrakte in den Tagen vor dem Verfall bereits von den Marktteilnehmern gerollt, dennoch kommt es regelmässig zu kurzfristiger Rollaktivität am Verfalltag selbst.
Für den österreichischen Markt sind relevante Zeitpunkte am Verfalltag die Mittagsauktion an der Wiener Börse, in welcher der Settlementpreis für etwaige Optionen und Futures (Quartalsfutures) gebildet wird, und die Schlussauktion um 17:30, die das Settlement für Aktienoptionen determiniert. Im Falle von Indexumgewichtungen (welche regelmässig mit dem Verfalltag zusammenfallen), wie bspw. am 15.06.2018 im ATX, ist die Schlussauktion von grosser Bedeutung, da die Index-Anpassungen auf Basis des Closingpreises und dann effektiv für den nächsten Handelstag durchzuführen sind.
Auch ist zu sagen, dass sich das derivate (Österreich)Volumen an der Eurex zu einem Grossteil im ATX-Future konzentriert. ATX-Optionen, wo wir als RCB defakto der einzige quotierende Market Maker and der Eurex sind, werden leider kaum gehandelt. Abgesehen von den Index-Derivaten gibt es doch immer wieder Interesse in Optionen auf Einzelaktien im ATX-Scope, welche RCB umfänglich an der Eurex abdeckt, oft aber konzentriert in den Immo-Aktien.
Zur ATX-Indexanpassung am 15.06.2018 ist, neben leichten Freefloat-Faktor-Änderungen in der Immofinanz und S Immo und einer Anpassung der Aktienanzahl in der Buwog, inbesondere die Anpassung in der Erste Bank erwähnenswert. Erste Bank wird dann, ceteris paribus, per 18.06.2018 wieder mit rund 20% Gewichtung im ATX vertreten sein (per 15.06. um die 17,6%).
Deswegen war hohes Volumen in der Erste Bank in der Schlussauktion (1,247 Mio Stück) zu sehen, im Vergleich zum Tagesumsatz von 2,708 Mio Stück. Kursauswirkung defakto keine, wurde vom Markt gut absorbiert. Tendenziell sind die "Ausreisser" bei Indexumgewichtungen nicht so frequent, der Markt stellt sich eigentlich immer gut drauf ein.
Generell war der Markt an diesem Verfalltag etwas volatiler, interessant war sicher auch eine kurze Bewegung von ca. 15 Punkten nach der Mittagsauktion, die sich aber innerhalb von 10 Minuten wieder ausgeglichen hat. Treiber dürfte hier vorwiegend eine Orderlage in der OMV gewesen sein."
Und das hat dann unser Robot zum Freitag ausgespuckt: Die höchsten Tagesumsätze hatten Erste Group (195,95 Mio.), OMV (121,27) und Andritz (97,76). Umsatzausreisser nach oben gegenüber dem 2018er-Tagesschnitt gab es bei Bawag Group(1109%), Andritz (574%) und S Immo (537%). Der Tagesumsatz der Erste Group war zB der zweithöchste in 2018 bisher.
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