03.09.2017, 6763 Zeichen
Börsengehandelte Indexfonds (ETFs) werden immer beliebter. Sie bieten im Vergleich zu klassischen, aktiv gemanagten Indexfonds viele Vorteile. Unter anderem beim Preis. Warum also nicht gleich zu einem niedrigeren Preis auf die Indizes setzen?
Die Richtung stimmt. Die jüngsten Statistiken des Deutschen Aktieninstituts (DAI) zeigen, dass es noch Hoffnung gibt, wenn es darum geht, die Deutschen zu mehr Aktieninvestments zu bewegen. Dies ist unerlässlich, um die private Altersvorsorge attraktiver zu gestalten und die gesetzliche Rentenversicherung zu entlasten. Zu den Hoffnungsschimmern zählen die guten Zahlen des DAI zum Aktien- und Aktienfondsbesitz in der zweiten Jahreshälfte 2016.
Auf diesem Fundament kann man aufzubauen. Außerdem erfreuen sich Fonds einer wachsenden Beliebtheit. Auch wenn die Deutschen damit noch lange kein Volk von Aktionären sind, führt der Weg in die richtige Richtung. Dabei setzen die Deutschen nicht nur auf klassische Investmentfonds. Börsengehandelte Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETFs) werden immer beliebter. Dies ist sogar ein Trend, der weltweit zu beobachten ist und die Stars der Fondsbranche vor neue Probleme stellt. Der Boom hat viele Gründe.
Schwache Fondsmanager. Bei den Fondsmanagern dieser Welt dreht sich alles darum, einen so genannten Vergleichsindex zu schlagen. Dies kann der Deutsche Aktienindex DAX sein, der Dow Jones Industrial Average oder ein anderer Aktienindex. Häufig treten Fondsmanager gegen den MSCI World an, einen weltumspannenden Aktienindex, der Aktien aus vielen Industrieländern vereinigt. Fondsmanager stehen unter großem Druck, höhere Renditen zu erzielen. Zu diesem Zweck gehen sie Risiken ein und verzetteln sich manchmal, da sie auf der Jagd nach Rendite auf kurzfristige Trends vertrauen und sich von vorgegebenen, langfristig orientierten Anlagestrategien entfernen. Darunter kann die Transparenz massiv leiden.
Diese Gefahr besteht insbesondere bei den in Deutschland sehr beliebten Mischfonds. Zwar können diese unentschlossenen Anleger helfen, wenn sie sich nicht zwischen Aktien und festverzinslichen Wertpapieren entscheiden können, sie haben aber auch Nachteile. Die Breite an Anlagemöglichkeiten verleitet Fondsmanager dazu, zwischen verschiedenen Investments hin und her zu springen, ohne jedes Mal für die notwendige Transparenz zu sorgen. Insbesondere bei so genannten Multi-Asset-Fonds kann man schon einmal den Überblick verlieren.
Mehr Transparenz. Investitionen in Immobilien, Rohstoffe oder Währungen können eine zusätzliche Absicherung gegenüber Aktien- und Anleiheinvestments bringen, allerdings müssten Privatanleger schon ganz genau hinschauen, wenn sie ihr Geld in solche Multi-Asset-Fonds stecken. Die verstärkte Kontrolle der Fondsmanager läuft aber gerade dem Bequemlichkeitsgedanken zuwider. Schließlich sollen Investmentfonds – und im speziellen Fall Mischfonds – Sparern die Portfoliogestaltung weitgehend abnehmen. ETFs schaffen genau hier Abhilfe. Sie sorgen für die nötige Diversifikation, sind außerdem besonders transparent, während sie im Vergleich zu klassischen Investmentfonds zusätzlich auch mit geringeren Kosten aufwarten.
Bei den aktiv gemangten Fonds werden Anleger nur alle drei Monate über die Portfoliozusammensetzung informiert, was nicht gerade die Transparenz und das Vertrauen stärkt. Dagegen sind Anleger über die Zusammensetzung der ETFs jederzeit bestens informiert. Das gilt vor allem für physisch entwickelte ETFs, in denen die Werte aus dem zugrundeliegenden Index tatsächlich im Indexfonds enthalten sind. Synthetisch, über so genannte Swap-Geschäfte entwickelte ETFs, haben damit zu kämpfen, dass Derivate nach der Finanzkrise an Ansehen eingebüßt haben. Physisch entwickelte ETFs können allerdings die Märkte durcheinanderbringen. Wenn große Fondsgesellschaften Indizes anpassen und dazu Aktien kaufen und verkaufen, werden Trends verstärkt. Dies kann vor allem in Abschwungphasen zu verstärkenden Effekten führen.
Eine Erfolgsstory. ETFs versuchen gar nicht erst, irgendwelche Referenzindizes zu schlagen. Börsengehandelte Indexfonds bleiben passiv. Sie versuchen die Wertentwicklung eines zugrunde liegenden Index möglichst exakt nachzubilden. Dabei reden wir hier inzwischen nicht nur von Aktienindizes. Das ETF-Angebot wurde in den vergangenen Jahren derart ausgeweitet, dass neben Aktien auch Themen wie Anleihen, Immobilien oder Rohstoffe abgebildet werden. Ganz beliebt sind auch so genannte Strategieindizes. Damit können sehr komplexe Anlagestrategien wie eine einzelne Aktie gehandelt werden. Allein um den DAX abzubilden, müssten sich Privatanleger 30 Einzelwerte ins Depot holen. Mit einem ETF, der den DAX nachbildet geht dies wesentlich einfacher vonstatten.
Vielen Anlegern ist der Blick auf die Kosten wichtig. Beim Kauf von Fonds fällt oft ein Ausgabeaufschlag an, der in Prozent angegeben wird und in den Kaufpreis eingerechnet werden muss. Außerdem muss man mit Verwaltungsgebühren der Fondsgesellschaft und mit Depotgebühren rechnen. Das geht alles von der Rendite ab. Immerhin, ein Argument haben Fonds: Durch die Streuung des Geldes auf verschiedene Anlagegegenstände (Diversifikation) wird das Anlagerisiko reduziert, womit die Fonds ein risikofreieres Investment als die Anlage in Einzelwerte darstellen können. In Deutschland gilt Fondsvermögen außerdem als Sondervermögen und muss strikt von dem Vermögen der Gesellschaft getrennt gehalten werden. Das bedeutet, dass dieses im Fall einer Insolvenz der Kapitalanlagegesellschaft geschützt ist. Dies gilt jedoch auch für ETFs, zusätzlich zu den anderen Vorteilen börsengehandelter Indexfonds.
FAZIT. Angesichts der Vorteile von ETFs gegenüber aktiv gemangten Fonds ist es wenig verwunderlich, dass passiv gemangte Indexfonds auch hierzulande ihren Siegeszug antreten konnten, nachdem die State Street-Tochter SPDR 1993 den allerersten Fonds dieser Art, einen ETF auf den S&P 500, auflegte. Heute ist die Deutsche Börse mit dem XTF-Segment europäischer Marktführer im ETF-Handel.
Über die vollelektronische Handelsplattform Xetra haben Investoren laut Deutsche Börse Zugriff auf mehr als 1.100 ETFs. Am 11. April 2000 ging es los. Die Deutsche Börse war die erste europäische Börse, die den Handel mit börsengelisteten Indexfonds ermöglichte. Unter allen Börsen in Europa gibt es hier das vielfältigste Angebot und die höchsten Umsätze. Das durchschnittliche monatliche Handelsvolumen liegt bei rund 15 Mrd. Euro. An Spitzentagen verarbeitet das Handelssystem bereits mehr als 2,6 Millionen Ausführungen pro Tag. Und das Wachstum geht ungebremst weiter.
Dieser Beitrag ist ein Stück aus marktEINBLICKE – dem Quartals-Magazin der Börsenblogger-Redaktion für Geldanlage und Lebensart. Erhältlich am Kiosk, als Online-Ausgabe oder im Abo. www.markteinblicke.de
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