11.08.2017, 3732 Zeichen
Einige Broker waren bei der Umsetzung zwar schon schneller, aber ab heute sind CFD-Trader endgültig von der Nachschusspflicht befreit.
CFD-Trading stand schon häufiger in der Kritik, denn überstieg eine Verlustposition die hinterlegte Margin, dann wurde vom jeweiligen Broker ein Margin Call (Forderung weiterer Sicherheiten) ausgerufen bzw. die Position vom Broker direkt geschlossen. Bisher waren die Trader verpflichtet, ihrer Nachschusspflicht nachzukommen und somit auch Verluste auszugleichen, die die Einlage übersteigen – egal wie hoch diese ausfallen!
Im Worst-Case mussten CFD-Trader in voller Höhe uneingeschränkt mit ihrem Privatvermögen für Verluste haften. Doch genau bei dieser Regelung sah die Bundesanstalt für Finanzdienstleitungsaufsicht (BaFin) Handlungsbedarf.
Zum Schutz der Privatanleger wurde die Vermarktung, der Vertrieb und der Verkauf von finanziellen Differenzgeschäften (CFD) beschränkt. Ab heute (10. August) dürfen CFD-Broker ihren Kunden nur noch Produkte ohne Nachschusspflicht anbieten. Die Finanzaufsicht BaFin hat die Nachschusspflicht zum Schutz der Privatanleger verbieten lassen. Der Handel mit sogenannten Differenzkontrakten (CFD) beschränkt sich fortan auf das Depotvermögen – das Privatvermögen bleibt im Verlustfall unberührt. Das heißt, mit der Neuregelung können Verlust die Höhe des eingesetzten Kapitals nicht mehr übersteigen.
Rückblick – Das war ein teurer Spaß
Die Abwertung des Euros gegenüber dem Schweizer Franken dürfte einigen CFD-Tradern schmerzhaft in Erinnerung geblieben sein. Anleger gingen bis Mitte Januar 2015 davon aus, dass die eidgenössische Schweizer Notenbank das Währungspaar EUR/CHF durch den Mindestkurs von 1,20 Franken nicht zu weit abdriften lassen würde.
Doch dann kam alles anders. Die Schweizer Notenbank hob den Euro-Mindestkurs für den Franken überraschend auf. Infolgedessen brach der Kurs mit bis zu 30 % teils dramatisch ein. Einige CFD-Trader mussten daraufhin erhebliche fünf- bis sechsstellige Verluste hinnehmen, weil sie mit einem Hebel von 1:200 oder noch höher im Währungspaar engagiert waren. Aufgrund der massiven Marktbewegung waren teils Stop-Orders, die den Verlust eigentlich hätten begrenzen sollen, wirkungslos.
Was genau ändert sich nun für CFD-Trader?
Die CFD-Broker haben im Zuge der BaFin-Verfügung die Marginanforderungen angepasst. Das bedeutet, dass der Hebel für die meisten Produkte niedriger wird oder die Gebühren steigen.
Anleger sollten aufgrund der neuen Marginanforderungen sicherstellen, dass ihr Konto ausreichend gedeckt ist, insofern bestehende Positionen aufrechterhalten bleiben sollen.
Sind CFDs nun attraktiver?
CFDs sind durch den Wegfall der Nachschusspflicht deutlich risikoärmer und infolgedessen vielleicht auch für die breite Masse attraktiver. Laut Website-Angaben lässt der nach Kundenzahl größte Anbieter, CMC – trotz des Wegfalls der Nachschusspflicht – Spreads, Kommissionen und Finanzierungskosten unverändert. Branchenexperten gehen durch die Neuregelung sogar von einer zunehmenden Nachfrage nach Differenzkontrakten aus.
Um vorhandene Kunden nicht zu verprellen, stehen CFD-Anbieter nun vor der Herausforderung, einen guten Mix zwischen Hebel und Gebühren zu finden. Denn durch die Abschaffung der Nachschusspflicht steigt das Risiko für den CFD-Anbieter. Dieses Risiko wird durch Hedges abgesichert, doch das ist teuer. Diesen Effekt kann der Broker nur über einen geringeren Hebel oder durch höhere Gebühren kompensieren. Zudem sollte jedem CFD-Trader klar sein, dass Differenzgeschäfte nicht über die Börse abgewickelt werden – sondern über den CFD-Broker direkt, d. h. der Broker bestimmt die Spielregeln für die Finanzwette.
Autor: Frederik Geiger, Technischer Analyst bei GodmodeTrader.de.
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