25.04.2017, 4963 Zeichen
Liebe Leser,
die Ölpreis Unsicherheit hat uns wieder. Der Ölpreis ist in dieser Woche trotz seit zwei Wochen in Folge verzeichnetem Abbau bei den US-Beständen eingebrochen. Ein möglicher Grund: Mitten in der saisonal bedingt normalerweise stabilen Phase für den Ölpreis, sind die Benzinbestände stark angestiegen. Das weckt bei mir böse Erinnerungen an das vergangene Jahr, als der Ölpreis im Juli stark einbrach, weil die Benzinbestände in den USA, mitten in der Driving Season abrupt gestiegen waren. Ein Bärentrend wurde damals ausgerufen, da der Ölpreis binnen einiger Wochen um 20 % nachgab. Der Ölpreis stabilisierte sich Anfang August als die Bestände wieder abgebaut wurden. Hier noch mal der aktuelle Preischart.
Phase der Ölpreis Unsicherheit
Aktuell befinden wir uns am Anfang einer Phase der Ölpreis Unsicherheit, in der ein erfolgreiches Rebalancing des weltweiten Angebot-Nachfrage Verhältnisses bezweifelt wird. Die aktuelle Prognose seitens der IEA, sowie die darauf aufbauenden Bloomberg-Kalkulation zu den Beständen im Juni, dürften, neben den gestiegenen Benzinbeständen in den USA, zu dem abrupten Verfall beigetragen haben.
OPEC Gets a Surprise After Oil Cuts: Higher Stockpiles
Der Bloomberg-Bericht bestätigt das, was sich einige Skeptiker bereits vorher schon gedacht hatten. Einige OPEC-Länder haben kurz vor Beginn der Cuts ihre Produktion so stark hochgefahren, dass sie im ersten halben Jahr dieses Jahres, nur damit beschäftigt waren diesen Anstieg wieder zu drücken.
Mit tatsächlichem Rebalancing hat das aber wenig zu tun. Vor allem dann nicht, wenn die Nachfrage dann nicht anzieht. Die gemäß Bloomberg berechneten weltweiten Bestände für Juni, also dann wenn der Deal ausläuft, dürften bei Langem nicht ausreichen, um die US-Produktion zu kompensieren.
The accord last year between OPEC, Russia and 10 other producers was intended to boost prices by eliminating an inventory surplus of about 300 million barrels over the five-year average — equivalent to three days of global oil production. By this measure, the historic agreement hasn’t delivered.
Bloomberg calculations using the agency’s supply and demand projections indicate that, by the time OPEC’s accord expires in June, stockpiles will be roughly back in line with their end-December level and still about 200 million barrels above the five-year average.
Die Kalkulation legt nahe, dass die Höhe der weltweiten OECD Bestände, auch im Juni noch, 200 Mio. Barrel über dem durchschnittlichen Bestand der vergangenen fünf Jahre liegen werden. Allerdings gibt es auch einige Gegenargumente. So gehen einige davon aus, dass die Daten noch nicht ausreichend sind, um hier genaue Angaben zu den Beständen im Juni zu machen.
Data for the first quarter aren’t detailed enough yet to make solid conclusions, and inventories in more obscure locations may be falling more rapidly than it appears, he said. Some major oil consumers, notably China and India, do not publish monthly inventory levels.
Fazit
Die Ölpreis Unsicherheit wird uns ab jetzt wohl stärker begleiten, denn der OPEC-Deal nähert sich dem Ende und die Frage aller Fragen ist: Können die Cuts annähernd die hohe Produktion in den USA kompensieren und wenn nicht, werden die Länder sich auf eine Verlängerung einigen können? Die Stunde der Wahrheit rück also immer näher und wir werden sehen, in welche Richtung sich das Ganze auflöst. Den Chart dabei natürlich immer im Blick.
Dass nun Bestände für Raffinerieprodukte, kurz vor Beginn der US Driving Season wieder ansteigen, ist kein gutes Signal, denn das bedeutet wiederum, dass die Nachfrage nach Rohöl später geringer ausfallen wird, weil diese Bestände erst einmal aufgebraucht werden müssten. Das hat tendenziell höhere Rohölbestände zur Folge, was aber jetzt bereits eingepreist wird. Uns bleibt also, was den Ölpreis angeht, nichts anderes übrig als am Tropf der Daten, den konkreten Aussagen der Ölproduzenten und dem Chart selbst zu hängen. Eine klare Richtung, lässt sich meiner Meinung nach, zum gegebenen Zeitpunkt, abseits des Preischarts, nicht erkennen.
Im folgenden Beitrag zum Ölpreis, schaue ich mir die COT-Daten etwas näher an. Ich bin zwar kein Verfechter dieser Daten. Im Rahmen meiner letzten Analyse bei Zero2One, fiel mir jedoch auf, dass die Analyse der Brutto-Positionen, auf der kurzfristigen Basis, hin und wieder einige Vorteile liefern kann. Diesen Umstand habe ich kürzlich auch in Gold beobachten können. Ich bin daher gespannt, ob sich diese Annahme im Verlauf bestätigen lässt. Wer sich für saisonale Charts interessiert, so wie den hier unten, kann diese bei mir auf der Webseite als monatlich erscheinenden Newsletter anfordern. Saisonale Charts Newsletter
Viel Erfolg!
David Iusow
Dieser Beitrag von tradingundinvestments wurde von trading-treff.de zur Verfügung gestellt.
Unter 2i-Services verbirgt sich der selbstständige Händler und Marktanalyst David Iusow. Neben diesen Tätigkeiten fungiert David Iusow zudem als Berater und Online-Redakteur.
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