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Heinz Bednar: Berater in der Bankfiliale bleiben für Fonds wichtigste Quelle; hohe Erwartungen in den Weltfondstag am 19. April

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Mein Name ist Heinz Bednar, ich bin Geschäftsführer der Erste Asset Management, das ist die Asset Management Gesellschaft der Erste Bank in Österreich.

Und wir sprechen über den Weltfondstag, der ist nämlich am 19. April und findet auch zum 5. mal in Österreich statt. Was steckt dahinter? Was will man denn damit erreichen? 

Der 19. April und der Weltfondstag ist ein Tag, an dem wir den Fonds in den Mittelpunkt stellen, indem wir eigentlich schon die ganze Woche um den 19. herum, Informationen über die Investmentfonds bringen, es gibt auch besondere Aktionen, Verkaufsaktionen .... Das ganze Produkt wird in den Mittelpunkt gestellt, die Vorteile des Produkts, die Features des Produkts. Es ist eigentlich in den letzten Jahren ein sehr erfolgreiches Thema gewesen. Es machen praktisch alle größeren österreichischen Banken da auch mit.

Und warum gibt es so etwas? Weil natürlich nach wie vor zu wenig in Fonds investiert wird? 

Das ist korrekt. Wir sind der Meinung, dass hier die Menschen noch unterinvestiert sind. Es gibt noch einen großen Bedarf, vor allem wenn es um das Thema Vorsorge geht, hier zusätzliche Erträge zu schaffen. Sie wissen, am Sparbuch bekommt man zur Zeit nicht viel, wenn man überhaupt etwas bekommt und die Investmentfonds sind auch aufgrund ihrer Diversifikationsmöglichkeiten, dh der Möglichkeit, auch in verschiedene Assetklassen bei sehr geringem Einsatz zu investieren, natürlich ein ideales Mittel um Vermögen aufzubauen.

Aktuell scheint es allerdings so, als geht die Entwicklung sowieso schon in die richtige Richtung. Das österreichische Fondsvolumen hat ein Allzeithoch erreicht von 169,3 Mrd Euro. Vielleicht sieht man da ja schon die Erfolge der Weltfondstage der vergangenen 5 Jahre. Gut, das kann man nicht nachprüfen, aber dennoch, wird der Weltfondstag 2017 schon so etwas wie ein kleiner Feiertag sein? 

Naja, das hoffen wir. Also wir haben schon gesehen, auch heuer läufts wieder sehr gut. Also das Interesse am Produkt ist da. Was wir allerdings auch gesehen haben, und wir haben das in einer Umfrage festgestellt, das Wissen über Investmentfonds ist immer noch nicht genügend ausgereift. Da haben wir, und da sehen wir auch uns in der Bringschuld, sicher noch Bedarf an Informationen. Informationen über Wertpapiere, über das, was Fonds können, was ihre Vorteile sind, auch, was ihre Nachteile sind. Darüber müssen wir informieren. Der Hauptgrund, einen Investmentfonds in Österreich nicht zu kaufen, ist etwa nicht, weil man zu wenig Geld hat oder irgendwelche besonderen Risiken sieht, sondern weil man zu wenig Information darüber hat und das ist etwas, wo der Weltfondstag ein ganz wichtiges Instrument und ein ganz wichtiges Datum ist, um hier zusätzliche Information zu bringen.

Mangelndes Finanzwissen, mangelndes Fondswissen also einer der Hauptgründe. Da arbeiten Sie daran, da arbeiten wir daran, dass sich das ändert.  Wie kann man das denn noch ändern? Was gibt es noch für mögliche Maßnahmen? 

Wie gesagt, eine ganz wichtige Maßnahme sind einerseits Medien, so wie Sie, die sich dankenswerter Weise auch dieses Themas annehmen, das zweite wichtige Thema, das ist interessant, sind die Banken selbst. Also die wichtigste Informationsquelle laut dieser Umfrage, die wir hier durchgeführt haben, für den Investor, sind immer noch die Bankangestellten, also sozusagen der Berater in der Filiale ist immer noch die wichtigste Quelle. Das heißt, dort müssen wir auch ansetzen und dort müssen wir auch die Information hinbringen.

Aber wie gesagt, es gibt nicht eine Maßnahme, die da zielführend ist, sondern es muss ein ganzes Bündel an Maßnahmen sein. Das fängt sicherlich bei Aktionen in den Schulen an, manche Banken richten sogenannte Financial Literacy Centers ein, also wo es darum geht, allgemein Finanztherminologie, Finanzinformation, in unserem Fall hier bei der Erste Bank, auch an Schulklassen zu bringen. Da muss man relativ viel tun, das ist ein weites Feld und es gibt glaube ich keine singuläre Maßnahme, die hier ausreichend ist, sondern es ist ein Bündel und der Weltfondstag ist eine Gelegenheit, diese ganzen Maßnahmen wieder in den Mittelpunkt zu stellen und die Vorteile auch der Fonds in Erinnerung zu rufen.

Man könnte ja auch denken die Zurückhaltung liegt daran, dass die Anleger in Österreich eben sehr konservativ denken, aber das stimmt auch nicht, denn es gibt da auch einen gegenläufigen Trend, der Trend geht zu Mischfonds. Die Rentenfonds wurden inzwischen sogar überholt. Wie beurteilen Sie diesen Trend? Warum gehen die Investoren mehr ins Risiko?

Sie haben zweimal Recht. Sie haben einmal Recht, indem Sie sagen, die österreichischen Kunden sind konservativ, das sind sie wirklich. Und Sie haben auch Recht, wenn Sie sagen, dass der Anteil der Mischfonds im Steigen begriffen ist und schon größer ist als der der Rentenfonds. Verglichen  mit internationalen Märkten ist es trotzdem noch relativ wenig, weil dort die Aktienkomponente in der Regel eine viel größere Rolle spielt, aber wie gesagt, der österreichische Anleger ist eher etwas konservativer und bewegt sich jetzt von den Renten- langsam zu den Mischfonds hin, oder jetzt schon relativ stürmisch zu den Mischfonds hin. Das heißt, sein Aktienanteil im Portfolio wird größer und das ist meiner Meinung nach auch sinnvoll. Sie brauchen sich nur umzusehen. Wir haben ein Niedrigzinsumfeld, das wird sich nicht so rasch ändern. Sie bekommen für Staatsanleihen oder Sparbuchzinsen kaum noch Geld, wenn sie überhaupt irgendeine Verzinsung bekommen. Das heißt, ich muss schauen, dass mein Portfolio auch Komponenten aufweist, die größere Ertragschancen bieten und da gehören zB auch Aktien dazu und ein gemischter Fonds bietet die Möglichkeit, eine aktivere Aktiensteuerung, je nach Risikograd können das mehr oder weniger Aktien sein, das kann sich halt der Kunde entsprechend aussuchen. 

Aber auch die offenen Immobilienfonds legen zu, nicht nur jetzt, sondern die legen jedes Jahr deutlich zu. Innerhalb der letzten 5 Jahre hat sich das Volumen fast verdoppelt. Wie ist das zu beurteilen? 

Absolut, das geht genau in die gleiche Kerbe die Sie schon angesprochen haben. Die offenen Immobilienfonds gelten auch eher als konservatives Investment, die jetzt nicht in erster Linie auf den Wertzuwachs, also auf sogenannte Kursspekulationen setzen, sondern da geht es vor allem um die Einnahmen, um die sogenannten Zinseinnahmen, die ich über die Häuser und die Wohnungen habe, die ich da vermiete. Teilweise sind es halt auch Unternehmen, die da Mieter sind und das ist eine relativ konservative Veranlagung, weil sie wie gesagt nicht spekulativ ist, es geht weniger um die Kursgewinne sondern um die Einnahmen, die die Immobilien selber abwerfen.

Da hat es in Österreich einen Nachholbedarf gegeben, auch weil die Möglichkeit der offenen Immobilienfonds relativ spät im Vergleich zu anderen Ländern eingeführt worden ist. Offensichtlich ist auch genug Liquidität da, die in diese Investments fliest. Der österreichische Immobilienmarkt ist kein überhitchter, das heißt, hier gibt es noch Platz – das haben die Investoren auch honoriert und haben in letzter Zeit auch in den letzten Jahren schon sehr viel Geld dort auch hingetragen.

Auch Aktienfonds möchte ich noch ansprechen. Sie hatten es ja schon angedeutet, dass die international noch immer dominieren. Wie sieht es denn in Österreich aus mit reinen Aktienfonds? 

Der Anteil der Aktienfonds ist gewachsen am Gesamtportfolio der Österreicher, aber das hat wohl eher damit zu tun, dass die Aktien seit der großen Finanzkrise, die im März 2009 ihr Ende gefunden hat, überproportional stark in der Performance gewachsen sind. Also es war eher ein performance getriebenes Wachstum als ein durch Käufe getriebenes Wachstum. Da sind die Österreicher eher noch verhalten. Ich glaube aber, dass sich das auch ändern wird. Mit dem Aufkommen der Mischfonds oder mit dem starken Gewicht werden die Menschen langsam mit dem Instrument Aktie vertraut und das wird auch dazu führen, dass die Aktienfonds wachsen. Man darf nicht vergessen, dass wenn es um Risiko gegangen ist, in erster Linie immer das Thema Aktie auch in der österreichischen Politik als das Böse am Kapitalmarkt beschrieben worden ist. In der Zwischenzeit kann man da einen etwas nüchterneren Blick darauf werfen und auch sehen, dass das eine durchaus ertragreiche und bei richtiger Steuerung auch vom Risiko her gut managbares Investment ist und dazu möchte ich auch noch sagen: Auch der österreichische Aktienmarkt hat da natürlich mitgeholfen. Im vergangenen Jahr hat der ATX, also der Index der wichtigsten Titel in Wien, eine starke Performance hingelegt und heuer, year to date, also in ein bisschen mehr als den ersten 3 Monaten, sind es auch schon über 10%, knapp 11%. Das hilft natürlich bei der Überzeugung. Wir sagen ja nicht, dass es sinnvoll ist für die meisten Investoren, 100% in Aktien zu legen, sondern eine Aktienbeimischung ist in der Regel etwas Sinnvolles. Wie groß, hängt halt vom Risikoprofil ab und von der Risikoneigung, die man persönlich hat.

Wenn wir schon beim Anleger angelangt sind, dann sprechen wir doch mal über den Anleger. Wir haben jetzt immer gesagt „die Investoren“, „die Österreicher“ und ähnliches, aber Sie haben ja schon angedeutet, dass sie eine große Studie, eine Umfrage gemacht haben, um eben mehr über diesen Anleger herauszufinden und das Ergebnis: der typische Fondsanleger ist männlich, zwischen 30 und 49 Jahre alt, gebildet und hat ein hohes Einkommen. Ich glaube, das ist keine allzu große Überraschung. Was ist Ihnen sonst aufgefallen in dieser Umfrage? Wer sind die Fondsanleger? 

Sie haben es schon ein bisschen beschrieben. In der Regel sind es schon Personen, und ich glaube, das ist wiederum das wichtigste Kriterium, denen auch der Informationszugang möglich ist, das heißt, es ist eine gewisse Bildung notwendig, um zu verstehen was ich da tue, was ich da kaufe. Also das ist ein ganz ein wichtiges Kriterium und es spielt auch der Faktor Risiko eine Rolle, das heißt, ich muss mir das Risiko natürlich auch leisten können, das ist klar und offensichtlich haben Männer tendenziell eine höhere Risikoneigung als Frauen, zumindest ist das etwas, was diese Studie in gewisser Weise verrät. Zumindest dann, wenn es um Geldveranlagung geht. In anderen Fragen haben wir das nicht abgeklärt.

Jetzt hatten wir über den typischen Fondsanleger gesprochen. Ich hatte ja vorhin schon erwähnt, männlich, gewisses Alter, gewisses Einkommen. Muss das denn der typische Anleger sein? Ich denke, Fondssparen ist doch mit Sicherheit etwas für jedermann. Darauf zielen Sie auch ab mit dem Weltfondstag.

Komplett richtig. Das ist genau einer der Punkte, die wir auch ansprechen wollen. Es ist natürlich nicht unbedingt notwendig, ein großes Volumen und ein großes Vermögen zu haben um ins Fondssparen zu gehen. Man kann mit kleinen Beträgen, 100 Euro, teilweise auch noch geringer, und ins sogenannte Fondssparen einsteigen. Das heißt, ich kann mit einem relativ geringen Betrag, diversifiziertes, das heißt ein breit gestreutes Portfolio erwerben, in dem sich Aktien, Renten und andere Wertpapiere befinden und wie gesagt, kein großes Volumen notwendig, sondern auch mit relativ kleinen Beträgen ist das möglich. Daher auch mit einem gut überschaubaren Risiko. 

Das kann sich ja alles ändern nach dem 19. April, dem 5. Weltfondstag, in Österreich. Kommen wir zum Fazit. Was erhoffen Sie sich davon= 

Ich glaube, dass wir nicht nur am 19. April, sondern im weiteren Jahresverlauf einen Schwerpunkt haben werden, was die Investmentfonds anbelangt. Das heißt, wir gehen schon davon aus, dass der Zuspruch der Kunden zu diesem Produkt langfristig ein größerer wird und vor allem das Niedrigzinsumfeld und auch das relativ ruhige Fahrwasser, das gegenwärtig die Risikomärkte, also Aktienmärkte und die sogenannten Hochrisikorentenmärkte, bringen, dass das schon auch dazu beiträgt, dass insgesamt mehr Geld auch in diese Veranlagungen fliest und das wird sich in den Portfolios der Kunden doch hoffentlich positiv niederschlagen. Also da bin ich recht zuversichtlich. Der Weltfondstag am 19. April ist in gewisser Weise eine Initialzündung, die allerdings eine länger fliegende Rakete starten sollte.

Dann wünschen wir uns doch alle viel Interesse, nicht nur am 19., sondern am liebsten immer. Vielen Dank! 

Interview: Sebastian Leben (boersenradio.at) im Gespräch mit Heinz Bednar, Erste Asset Management, VÖIG, 1:1 Transkript eines Audio-Beitrags



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Die S Immo AG ist eine Immobilien-Investmentgesellschaft, die seit 1987 an der Wiener Börse notiert. Die Gesellschaft investiert zu 100 Prozent in der Europäischen Union und setzt den Fokus dabei auf Hauptstädte in Österreich, Deutschland und CEE. Das Portfolio besteht aus Büros, Einkaufszentren, Hotels sowie aus Wohnimmobilien.


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Beitrag von boersenradio.at



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