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Inbox: Europa: Reformen treten in den Hintergrund (RBI)


27.03.2017

Zugemailt von / gefunden bei: RBI (BSN-Hinweis: Lauftext im Original des Aussenders, Titel (immer) und Bebilderung (oft) durch boerse-social.com aus dem Fotoarchiv von photaq.com)

Politik beeinflusst Wachstum und Kapitalmärkte

  • Europa: Reformen treten in den Hintergrund
  • USA warten auf „Trump-Effekt“
  • Nationale Interessen gefährden wirtschaftliche Entwicklung in CEE
  • Binnennachfrage trägt österreichischen Konjunkturaufschwung
  • ATX: freundlicher Jahresbeginn am österreichischen Aktienmarkt

Am 21. Dezember 2016 veröffentlichte Raiffeisen RESEARCH, eine Organisationseinheit der Raiffeisen Bank International AG (RBI), die beiden Kapitalmarktstrategien „Österreich & CEE[1] und „Globale Märkte“ für das erste Quartal 2017. Chefanalyst Peter Brezinschek legte in einem Gespräch vor Journalisten diesmal besonderes Augenmerk auf die politischen Entwicklungen der letzten Monate, die sich 2017 auf Wirtschaftswachstum und Kapitalmärkte in der Eurozone und CEE, aber auch auf den internationalen Märkten auswirken werden.

„2016 war das Jahr der politischen Überraschungen, deren Bedeutung weit über das Jahr 2016 hinausreichen wird. Für die Kapitalmärkte waren neben dem Brexit im Juni auch der unerwartete Wahlausgang in den USA im November und das Scheitern der italienischen Verfassungsreform im Dezember prägend. Aber auch 2017 stehen in den Niederlanden, Frankreich, Deutschland und wohl auch Italien wichtige Wahlen an, die  schon jetzt ihre Schatten vorauswerfen und sich auf das allgemeine Investitionsklima auswirken könnten. Die Kapitallücke der italienischen Banken war beispielsweise bereits jetzt ein maßgeblicher Grund für die Verlängerung des Quantitative Easing (QE) der Europäischen Zentralbank (EZB), das mit monatlich EUR 60 Milliarden bis Ende Dezember 2017 verlängert wurde,“ so Brezinschek.

Europa: Reformen treten in den Hintergrund 

Das „Ja“ zum EU-Austritt in Großbritannien und das „Nein“ zur Verfassungsreform in Italien sind bezeichnend für das Misstrauen in weiten Teilen der europäischen Bevölkerung gegenüber europäischen Institutionen und den eigenen nationalen Regierungen. Parteien, die sich selbst nicht als Teil des ungeliebten „Establishments“ sehen, werben mit Jobsicherheit und höheren Löhnen durch mehr Protektionismus. In Folge beginnen die „etablierten“ Parteien, diesen populistischen Forderungen in der eigenen Wirtschaftspolitik zumindest ansatzweise nachzukommen. In Ländern wie Portugal, Italien oder Spanien wurden Ausgabenprogramme zur Stützung der Wirtschaft angekündigt, obwohl die Vorgaben des Stabilitäts- und Wachstumspakts eine restriktivere Haushaltspolitik verlangen würden.

Allerdings wird nicht nur auf nationaler Ebene, sondern auch auf europäischer Ebene, versucht der vorherrschenden Skepsis und Ablehnung weiterer Reformen zu begegnen. Der Verzicht auf Sanktionen bei Verstößen gegen den Stabilitäts- und Wachstumspakt sowie die Forderung nach einer expansiveren Fiskalpolitik der gesamten Eurozone werden als Aufruf an einige Länder der Kerneurozone verstanden, ihre Staatsausgaben zu erhöhen. “Dabei ist es nicht kurzfristig befeuertes, sondern nachhaltiges Wirtschaftswachstum, das das Wohlstandsniveau der Bevölkerung dauerhaft steigert. Dafür wären aber weitere strukturelle Reformen erforderlich“, macht Brezinschek deutlich.

Die Analysten von Raiffeisen RESEARCH erwarten 2017 für die Eurozone ein reales BIP-Wachstum von 1,5 Prozent (2016e: 1,6 Prozent), sowie in den Kernländern Deutschland 1,7 Prozent (2016e: 1,8 Prozent), Frankreich 1,3 Prozent (2016e: 1,2 Prozent), Spanien 2,5 Prozent (2016e: 3,3 Prozent) und Italien 0,6 Prozent (2016e: 0,9 Prozent). In Großbritannien dürften sich die Verhandlungen rund um den Brexit 2017 bereits mit einer deutlichen Verlangsamung des realen BIP auf 1,0 Prozent (2016e: 1,9 Prozent) bemerkbar machen.

USA warten auf „Trump-Effekt“

In den USA gehen die Analysten von Raiffeisen RESEARCH 2017 von einem deutlich beschleunigten  BIP-Wachstum von 2,4 Prozent (2016e: 1,6 Prozent) aus. Allerdings beinhaltet diese Prognose noch keinerlei Effekte möglicher Gesetzesvorhaben der Regierung Trump. Tendenziell spricht aber einiges für leicht positive Auswirkungen auf die vorliegende Prognose.

Die Weichenstellungen in den USA in Richtung einer äußerst expansiven Fiskalpolitik mit starker Ausweitung der Budgetdefizite bringt eine neue Dynamik in die Märkte. Eine der ersten Maßnahmen von Donald Trump als US-Präsident dürfte ein massives Steuersenkungsprogramm sein (sowohl bei Unternehmen als auch bei privaten Haushalten). Auch wurden die angekündigten Investitionen in die Infrastruktur auf den Aktienmärkten rasch antizipiert. Die Inflationserwartungen beginnen zu steigen, weil auch die Rohstoff- und Energiepreise eine signifikante Wende nach oben eingeschlagen haben. Parallel dazu sind die langfristigen Kapitalmarktzinsen seit der Wahl Trumps markant gestiegen. In den USA beträgt der Renditeanstieg 90 Basispunkte, in Deutschland immerhin 55 Basispunkte, in einigen Emerging Markets über 100 Basispunkte. Die Renditekurve ist damit steiler geworden. Eine Entwicklung, die 2017 charakteristisch sein dürfte.

Auch der Zinstrend geht in den USA nach oben, wenngleich nicht so rasch wie im historischen Kontext. Die Abweichung zwischen Markterwartungen und Notenbank Forward Guidance hinsichtlich der Leitzinsen hat sich seit den US-Wahlen markant verringert. Je zügiger die Zinsanpassungen erfolgen, umso geringer fällt der langfristige Renditeanstieg aus. Und das ist auch relevant für das lange Ende des europäischen Rentenmarkts.

Nationale Interessen gefährden wirtschaftliche Entwicklung in CEE

Die Analysten von Raiffeisen RESEARCH erwarten 2017 für die CEE-Teilregion CE ein reales BIP-Wachstum von 3,0 Prozent (2016e: 2,6 Prozent), für SEE 3,3 Prozent (2016e: 3,8 Prozent) und für EE ein Wachstum von 1,0 Prozent (2016e: -0,5 Prozent). Besonders hervorzuheben sind dabei die Wachstumsspitzenreiter Albanien mit 4,0 Prozent (2016e: 3,5 Prozent), Rumänien mit 3,6 Prozent (2016e: 4,7 Prozent) und die Slowakei mit 3,3 Prozent (2016e: 3,3 Prozent).

„Die Tendenz, zunehmend nationalen Interessen gegenüber marktwirtschaftlichen Lösungen den Vorrang einzuräumen, ist leider auch in CEE spürbar. Kurzfristig wird das die starke Wachstumsdynamik nicht gefährden, längerfristig können aber die großen Vorteile der Flexibilität und Deregulierung dieser Märkte abnehmen,“ skizziert Brezinschek die Situation in der CEE-Region.

In CE/SEE dominiert 2017 noch die starke Binnennachfrage, was zu durchschnittlichen BIP-Zuwächsen von knapp über 3 Prozent führt, allerdings dürften die Investitionen hinter den Erwartungen bleiben. Während kurzfristig das Abrufen der EU-Fonds maßgeblich bleibt, sind längerfristig die ausländischen Direktinvestitionen vom politischen Umfeld beeinflusst. Der erfreuliche Trend am Arbeitsmarkt und die relativ hohen Lohnsteigerungen stützen weiterhin den Privaten Konsum als Wachstumsträger. Russland kehrt mit 1,0 Prozent (2016e: -0,5 Prozent) und die Ukraine mit 2,0 Prozent (2016e: 1,0 Prozent) zu bescheidenem Wachstum zurück.

Binnennachfrage trägt österreichischen Konjunkturaufschwung

Der moderate, von der Binnennachfrage getragene Konjunkturaufschwung in Österreich dürfte sich auch 2017 mit einem realen BIP-Wachstum von 1,3 Prozent fortsetzen (2016e: 1,4 Prozent), wobei 2018 aufgrund des steigenden Außenhandels mit 1,5 Prozent gerechnet wird. Die Beschäftigung entwickelte sich in vergangenen Monaten erfreulich. Allerdings dürfte dies nur eine Verschnaufpause sein, denn weiterhin gilt, dass aufgrund verschiedener Faktoren (Migration aus neuen EU-Mitgliedsstaaten, Arbeitsmarktzugang für Asylwerber, höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen und älteren Menschen) das Beschäftigungswachstum nicht ausreichen dürfte, um den Anstieg des Arbeitskräftepotenzials zu absorbieren.

Die Inflationsdifferenz zur Eurozone weitete sich 2016 wieder etwas aus. Verantwortlich dafür sind in erster Linie die Kategorien „Restaurants/Hotels“ sowie „Wohnen“ und damit die „üblichen Verdächtigen“. Im Jahresdurchschnitt dürfte 2016 die Teuerung bei 1,0 Prozent (Eurozone: 0,2 Prozent) liegen, für 2017 und 2018 erwarten die Analysten von Raiffeisen RESEARCH jeweils höhere Inflationsraten von 2,0 Prozent und 2,1 Prozent (Eurozone: jeweils 1,5 Prozent).

Ölpreis

Erstmals seit Dezember 2008 einigten sich die OPEC-Mitgliedsstaaten darauf, ihre Ölproduktion um 1,2 Millionen Fass pro Tag auf 32,5 Millionen Fass pro Tag zurückzufahren. Die Vereinbarung gilt ab 1. Jänner 2017 und ist vorerst für sechs Monate gültig. Dieser nun vereinbarte Deal wird die Angleichung von Angebot und Nachfrage in jedem Fall beschleunigen. Als Konsequenz sollte der Ölmarkt daher bereits im ersten Halbjahr 2017 von einem aktuellen Überangebot in ein Defizit drehen. Raiffeisen RESEARCH passte die bisherige Prognose für 2017 daher um USD 3 an und geht von einem Jahresschnitt für Brent von USD 58 pro Fass aus.

Auswirkung Devisenmärkte

Der Anstieg der Zinsdifferenz zwischen den USA und der Eurozone sollte dem US-Dollar vor allem in der ersten Jahreshälfte 2017 zugutekommen. Per Mitte 2017 halten die Analysten von Raiffeisen RESEARCH an ihrer Prognose von 1,02 EUR/USD fest. Dagegen sehen sie beim Schweizer Franken zum Euro wenig Bewegung. Die EUR/PLN-Prognose wurde aufgrund des politischen Umfelds in Polen und der expansiven Geldpolitik deutlich vorsichtiger angesetzt. Wenig Bewegung sieht Raiffeisen RESEARCH auch bei HUF und CZK, wenngleich in der zweiten Jahreshälfte 2017 die Fixierung zum EUR aufgehoben werden dürfte. Der stärkere Ölpreis und der Zinsunterschied stützen den RUB.

Auswirkung auf Renten- und Aktienmärkte

Die Gewinnerwartungen für 2017 sind ambitioniert, aber im Falle der USA nur bei signifikanten Steuersenkungen realistisch. Die moderate Konjunkturerholung und reichliche Liquiditätsversorgung der Notenbanken setzen sich fort und damit sind positive Faktoren für Aktienmärkte definiert. Der globale Renditeverbund bei längeren Laufzeiten führt zu Kursrückgängen bei Anleihen. Das kurze Ende sollte aber durch das QE in Europa sowohl bei Staatspapieren als auch Unternehmensanleihen verschont bleiben.

Ähnlich wie in den etablierten Aktienmärkten erwarten die Analysten von Raiffeisen RESEARCH für die CEE-Region ein freundliches erstes Halbjahr 2017. Sowohl die Wachstumsschätzungen als auch die Gewinnentwicklung sollte hier neben der Geldpolitik die Kurse nach oben führen. Die Analysten geben den meisten Aktienindizes noch zwischen 5 und 10 Prozent Kurspotenzial bis Jahresmitte 2017, wobei der österreichische ATX zu den Spitzenreitern zählt. Bei den Anleihemärkten sieht Raiffeisen RESEARCH nach den Korrekturen zum Jahresende 2016 eine gewisse Konsolidierung in den ersten Monaten des neuen Jahres. Generell dürfte aber spätestens im zweiten Halbjahr leichter Renditeaufwärtstrend bemerkbar sein.

ATX: Freundlicher Jahresbeginn am österreichischen Aktienmarkt

Mit einem Anstieg in Höhe von rund 11 Prozent inklusive Dividenden hat der Wiener Leitindex ATX im zu Ende gehenden Jahr eine bessere Kursentwicklung erzielt als europäische Pendants. Für das kommende Börsenjahr gehen die Analysten der Raiffeisen Centrobank ebenso von einer ähnlich guten Performance aus und erwarten den ATX zu Jahresende 2017 bei etwa 2.800 Punkten. Dabei sind sie für die Entwicklung im ersten Halbjahr 2017 optimistischer und sehen die Visibilität für den weiteren Jahresverlauf etwas abnehmen. Eine weitere Verbesserung der europäischen Konjunkturdynamik, sehr robuste Wirtschaftsdaten in CEE, die positiven Auswirkungen der USD-Stärke auf österreichische Exporteure und die anhaltend relative Attraktivität von Aktien gegenüber Anleihen stützen dabei ihre Einschätzung von steigenden Kursen im ersten Halbjahr 2017. Häufig erzielen Nebenwerte in fortgeschrittenen Aktienzyklen eine bessere Kursentwicklung als hochkapitalisierte internationale Standardwerte, ein Umstand der laut der Raiffeisen Centrobank den österreichischen Aktienmarkt zusätzlich unterstützen kann. Die Bewertung des ATX mit einem bereinigten KGV von rund 12 für das Jahr 2017 erscheint daher angemessen und erlaubt bei guter Gewinndynamik der Unternehmen weitere Kurssteigerungen.

25 Jahre ATX - Peter Brezinschek



Aktien auf dem Radar:Rosenbauer, SBO, Palfinger, Addiko Bank, Austriacard Holdings AG, Flughafen Wien, EVN, Immofinanz, AT&S, ams-Osram, Marinomed Biotech, Porr, Warimpex, SW Umwelttechnik, Oberbank AG Stamm, Pierer Mobility, Agrana, Amag, CA Immo, Erste Group, Kapsch TrafficCom, Österreichische Post, Strabag, Telekom Austria, Uniqa, VIG, Wienerberger, Continental, adidas, Travelers Companies, Fresenius.

(BSN-Hinweis: Lauftext im Original des Aussenders, Titel (immer) und Bebilderung (oft) durch boerse-social.com aus dem Fotoarchiv von photaq.com)

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    27.03.2017, 12373 Zeichen

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    • Europa: Reformen treten in den Hintergrund
    • USA warten auf „Trump-Effekt“
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    • ATX: freundlicher Jahresbeginn am österreichischen Aktienmarkt

    Am 21. Dezember 2016 veröffentlichte Raiffeisen RESEARCH, eine Organisationseinheit der Raiffeisen Bank International AG (RBI), die beiden Kapitalmarktstrategien „Österreich & CEE[1] und „Globale Märkte“ für das erste Quartal 2017. Chefanalyst Peter Brezinschek legte in einem Gespräch vor Journalisten diesmal besonderes Augenmerk auf die politischen Entwicklungen der letzten Monate, die sich 2017 auf Wirtschaftswachstum und Kapitalmärkte in der Eurozone und CEE, aber auch auf den internationalen Märkten auswirken werden.

    „2016 war das Jahr der politischen Überraschungen, deren Bedeutung weit über das Jahr 2016 hinausreichen wird. Für die Kapitalmärkte waren neben dem Brexit im Juni auch der unerwartete Wahlausgang in den USA im November und das Scheitern der italienischen Verfassungsreform im Dezember prägend. Aber auch 2017 stehen in den Niederlanden, Frankreich, Deutschland und wohl auch Italien wichtige Wahlen an, die  schon jetzt ihre Schatten vorauswerfen und sich auf das allgemeine Investitionsklima auswirken könnten. Die Kapitallücke der italienischen Banken war beispielsweise bereits jetzt ein maßgeblicher Grund für die Verlängerung des Quantitative Easing (QE) der Europäischen Zentralbank (EZB), das mit monatlich EUR 60 Milliarden bis Ende Dezember 2017 verlängert wurde,“ so Brezinschek.

    Europa: Reformen treten in den Hintergrund 

    Das „Ja“ zum EU-Austritt in Großbritannien und das „Nein“ zur Verfassungsreform in Italien sind bezeichnend für das Misstrauen in weiten Teilen der europäischen Bevölkerung gegenüber europäischen Institutionen und den eigenen nationalen Regierungen. Parteien, die sich selbst nicht als Teil des ungeliebten „Establishments“ sehen, werben mit Jobsicherheit und höheren Löhnen durch mehr Protektionismus. In Folge beginnen die „etablierten“ Parteien, diesen populistischen Forderungen in der eigenen Wirtschaftspolitik zumindest ansatzweise nachzukommen. In Ländern wie Portugal, Italien oder Spanien wurden Ausgabenprogramme zur Stützung der Wirtschaft angekündigt, obwohl die Vorgaben des Stabilitäts- und Wachstumspakts eine restriktivere Haushaltspolitik verlangen würden.

    Allerdings wird nicht nur auf nationaler Ebene, sondern auch auf europäischer Ebene, versucht der vorherrschenden Skepsis und Ablehnung weiterer Reformen zu begegnen. Der Verzicht auf Sanktionen bei Verstößen gegen den Stabilitäts- und Wachstumspakt sowie die Forderung nach einer expansiveren Fiskalpolitik der gesamten Eurozone werden als Aufruf an einige Länder der Kerneurozone verstanden, ihre Staatsausgaben zu erhöhen. “Dabei ist es nicht kurzfristig befeuertes, sondern nachhaltiges Wirtschaftswachstum, das das Wohlstandsniveau der Bevölkerung dauerhaft steigert. Dafür wären aber weitere strukturelle Reformen erforderlich“, macht Brezinschek deutlich.

    Die Analysten von Raiffeisen RESEARCH erwarten 2017 für die Eurozone ein reales BIP-Wachstum von 1,5 Prozent (2016e: 1,6 Prozent), sowie in den Kernländern Deutschland 1,7 Prozent (2016e: 1,8 Prozent), Frankreich 1,3 Prozent (2016e: 1,2 Prozent), Spanien 2,5 Prozent (2016e: 3,3 Prozent) und Italien 0,6 Prozent (2016e: 0,9 Prozent). In Großbritannien dürften sich die Verhandlungen rund um den Brexit 2017 bereits mit einer deutlichen Verlangsamung des realen BIP auf 1,0 Prozent (2016e: 1,9 Prozent) bemerkbar machen.

    USA warten auf „Trump-Effekt“

    In den USA gehen die Analysten von Raiffeisen RESEARCH 2017 von einem deutlich beschleunigten  BIP-Wachstum von 2,4 Prozent (2016e: 1,6 Prozent) aus. Allerdings beinhaltet diese Prognose noch keinerlei Effekte möglicher Gesetzesvorhaben der Regierung Trump. Tendenziell spricht aber einiges für leicht positive Auswirkungen auf die vorliegende Prognose.

    Die Weichenstellungen in den USA in Richtung einer äußerst expansiven Fiskalpolitik mit starker Ausweitung der Budgetdefizite bringt eine neue Dynamik in die Märkte. Eine der ersten Maßnahmen von Donald Trump als US-Präsident dürfte ein massives Steuersenkungsprogramm sein (sowohl bei Unternehmen als auch bei privaten Haushalten). Auch wurden die angekündigten Investitionen in die Infrastruktur auf den Aktienmärkten rasch antizipiert. Die Inflationserwartungen beginnen zu steigen, weil auch die Rohstoff- und Energiepreise eine signifikante Wende nach oben eingeschlagen haben. Parallel dazu sind die langfristigen Kapitalmarktzinsen seit der Wahl Trumps markant gestiegen. In den USA beträgt der Renditeanstieg 90 Basispunkte, in Deutschland immerhin 55 Basispunkte, in einigen Emerging Markets über 100 Basispunkte. Die Renditekurve ist damit steiler geworden. Eine Entwicklung, die 2017 charakteristisch sein dürfte.

    Auch der Zinstrend geht in den USA nach oben, wenngleich nicht so rasch wie im historischen Kontext. Die Abweichung zwischen Markterwartungen und Notenbank Forward Guidance hinsichtlich der Leitzinsen hat sich seit den US-Wahlen markant verringert. Je zügiger die Zinsanpassungen erfolgen, umso geringer fällt der langfristige Renditeanstieg aus. Und das ist auch relevant für das lange Ende des europäischen Rentenmarkts.

    Nationale Interessen gefährden wirtschaftliche Entwicklung in CEE

    Die Analysten von Raiffeisen RESEARCH erwarten 2017 für die CEE-Teilregion CE ein reales BIP-Wachstum von 3,0 Prozent (2016e: 2,6 Prozent), für SEE 3,3 Prozent (2016e: 3,8 Prozent) und für EE ein Wachstum von 1,0 Prozent (2016e: -0,5 Prozent). Besonders hervorzuheben sind dabei die Wachstumsspitzenreiter Albanien mit 4,0 Prozent (2016e: 3,5 Prozent), Rumänien mit 3,6 Prozent (2016e: 4,7 Prozent) und die Slowakei mit 3,3 Prozent (2016e: 3,3 Prozent).

    „Die Tendenz, zunehmend nationalen Interessen gegenüber marktwirtschaftlichen Lösungen den Vorrang einzuräumen, ist leider auch in CEE spürbar. Kurzfristig wird das die starke Wachstumsdynamik nicht gefährden, längerfristig können aber die großen Vorteile der Flexibilität und Deregulierung dieser Märkte abnehmen,“ skizziert Brezinschek die Situation in der CEE-Region.

    In CE/SEE dominiert 2017 noch die starke Binnennachfrage, was zu durchschnittlichen BIP-Zuwächsen von knapp über 3 Prozent führt, allerdings dürften die Investitionen hinter den Erwartungen bleiben. Während kurzfristig das Abrufen der EU-Fonds maßgeblich bleibt, sind längerfristig die ausländischen Direktinvestitionen vom politischen Umfeld beeinflusst. Der erfreuliche Trend am Arbeitsmarkt und die relativ hohen Lohnsteigerungen stützen weiterhin den Privaten Konsum als Wachstumsträger. Russland kehrt mit 1,0 Prozent (2016e: -0,5 Prozent) und die Ukraine mit 2,0 Prozent (2016e: 1,0 Prozent) zu bescheidenem Wachstum zurück.

    Binnennachfrage trägt österreichischen Konjunkturaufschwung

    Der moderate, von der Binnennachfrage getragene Konjunkturaufschwung in Österreich dürfte sich auch 2017 mit einem realen BIP-Wachstum von 1,3 Prozent fortsetzen (2016e: 1,4 Prozent), wobei 2018 aufgrund des steigenden Außenhandels mit 1,5 Prozent gerechnet wird. Die Beschäftigung entwickelte sich in vergangenen Monaten erfreulich. Allerdings dürfte dies nur eine Verschnaufpause sein, denn weiterhin gilt, dass aufgrund verschiedener Faktoren (Migration aus neuen EU-Mitgliedsstaaten, Arbeitsmarktzugang für Asylwerber, höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen und älteren Menschen) das Beschäftigungswachstum nicht ausreichen dürfte, um den Anstieg des Arbeitskräftepotenzials zu absorbieren.

    Die Inflationsdifferenz zur Eurozone weitete sich 2016 wieder etwas aus. Verantwortlich dafür sind in erster Linie die Kategorien „Restaurants/Hotels“ sowie „Wohnen“ und damit die „üblichen Verdächtigen“. Im Jahresdurchschnitt dürfte 2016 die Teuerung bei 1,0 Prozent (Eurozone: 0,2 Prozent) liegen, für 2017 und 2018 erwarten die Analysten von Raiffeisen RESEARCH jeweils höhere Inflationsraten von 2,0 Prozent und 2,1 Prozent (Eurozone: jeweils 1,5 Prozent).

    Ölpreis

    Erstmals seit Dezember 2008 einigten sich die OPEC-Mitgliedsstaaten darauf, ihre Ölproduktion um 1,2 Millionen Fass pro Tag auf 32,5 Millionen Fass pro Tag zurückzufahren. Die Vereinbarung gilt ab 1. Jänner 2017 und ist vorerst für sechs Monate gültig. Dieser nun vereinbarte Deal wird die Angleichung von Angebot und Nachfrage in jedem Fall beschleunigen. Als Konsequenz sollte der Ölmarkt daher bereits im ersten Halbjahr 2017 von einem aktuellen Überangebot in ein Defizit drehen. Raiffeisen RESEARCH passte die bisherige Prognose für 2017 daher um USD 3 an und geht von einem Jahresschnitt für Brent von USD 58 pro Fass aus.

    Auswirkung Devisenmärkte

    Der Anstieg der Zinsdifferenz zwischen den USA und der Eurozone sollte dem US-Dollar vor allem in der ersten Jahreshälfte 2017 zugutekommen. Per Mitte 2017 halten die Analysten von Raiffeisen RESEARCH an ihrer Prognose von 1,02 EUR/USD fest. Dagegen sehen sie beim Schweizer Franken zum Euro wenig Bewegung. Die EUR/PLN-Prognose wurde aufgrund des politischen Umfelds in Polen und der expansiven Geldpolitik deutlich vorsichtiger angesetzt. Wenig Bewegung sieht Raiffeisen RESEARCH auch bei HUF und CZK, wenngleich in der zweiten Jahreshälfte 2017 die Fixierung zum EUR aufgehoben werden dürfte. Der stärkere Ölpreis und der Zinsunterschied stützen den RUB.

    Auswirkung auf Renten- und Aktienmärkte

    Die Gewinnerwartungen für 2017 sind ambitioniert, aber im Falle der USA nur bei signifikanten Steuersenkungen realistisch. Die moderate Konjunkturerholung und reichliche Liquiditätsversorgung der Notenbanken setzen sich fort und damit sind positive Faktoren für Aktienmärkte definiert. Der globale Renditeverbund bei längeren Laufzeiten führt zu Kursrückgängen bei Anleihen. Das kurze Ende sollte aber durch das QE in Europa sowohl bei Staatspapieren als auch Unternehmensanleihen verschont bleiben.

    Ähnlich wie in den etablierten Aktienmärkten erwarten die Analysten von Raiffeisen RESEARCH für die CEE-Region ein freundliches erstes Halbjahr 2017. Sowohl die Wachstumsschätzungen als auch die Gewinnentwicklung sollte hier neben der Geldpolitik die Kurse nach oben führen. Die Analysten geben den meisten Aktienindizes noch zwischen 5 und 10 Prozent Kurspotenzial bis Jahresmitte 2017, wobei der österreichische ATX zu den Spitzenreitern zählt. Bei den Anleihemärkten sieht Raiffeisen RESEARCH nach den Korrekturen zum Jahresende 2016 eine gewisse Konsolidierung in den ersten Monaten des neuen Jahres. Generell dürfte aber spätestens im zweiten Halbjahr leichter Renditeaufwärtstrend bemerkbar sein.

    ATX: Freundlicher Jahresbeginn am österreichischen Aktienmarkt

    Mit einem Anstieg in Höhe von rund 11 Prozent inklusive Dividenden hat der Wiener Leitindex ATX im zu Ende gehenden Jahr eine bessere Kursentwicklung erzielt als europäische Pendants. Für das kommende Börsenjahr gehen die Analysten der Raiffeisen Centrobank ebenso von einer ähnlich guten Performance aus und erwarten den ATX zu Jahresende 2017 bei etwa 2.800 Punkten. Dabei sind sie für die Entwicklung im ersten Halbjahr 2017 optimistischer und sehen die Visibilität für den weiteren Jahresverlauf etwas abnehmen. Eine weitere Verbesserung der europäischen Konjunkturdynamik, sehr robuste Wirtschaftsdaten in CEE, die positiven Auswirkungen der USD-Stärke auf österreichische Exporteure und die anhaltend relative Attraktivität von Aktien gegenüber Anleihen stützen dabei ihre Einschätzung von steigenden Kursen im ersten Halbjahr 2017. Häufig erzielen Nebenwerte in fortgeschrittenen Aktienzyklen eine bessere Kursentwicklung als hochkapitalisierte internationale Standardwerte, ein Umstand der laut der Raiffeisen Centrobank den österreichischen Aktienmarkt zusätzlich unterstützen kann. Die Bewertung des ATX mit einem bereinigten KGV von rund 12 für das Jahr 2017 erscheint daher angemessen und erlaubt bei guter Gewinndynamik der Unternehmen weitere Kurssteigerungen.

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