26.02.2017, 5705 Zeichen
Der ehemalige Marathon-Weltrekordler siegt in Tokio und läuft zum vierten Mal unter 2:04 Stunden
Wilson Kipsang hat den Tokio-Marathon am Sonntag in der Weltklassezeit von 2:03:58 Stunden gewonnen. Damit erzielte der 34-jährige Kenianer die zwölftschnellste je auf einer rekordkonformen Strecke gelaufene Zeit. Zum avisierten Weltrekord seines Landsmannes Dennis Kimetto (2:02:57 in Berlin 2014) fehlten nach sehr schnellem Start am Ende 61 Sekunden. Bis etwa Kilometer 30 lag Kipsang in Tokio noch auf Weltrekord-Kurs. Der Auftritt des früheren Weltrekordlers Kipsang (2:03:23 in Berlin 2013) war dennoch mehr als außergewöhnlich. Er lief seine vierte Marathonzeit unter 2:04 Stunden. Kein anderer Läufer blieb so oft unter dieser Marke wie er:
2:03:42 Frankfurt 2011
2:03:23 Berlin 2013 (damals Weltrekord)
2:03:13 Berlin 2016
2:03:58 Tokio 2017
Kipsangs Ergebnis ist zudem die schnellste je auf asiatischem Boden erzielte Zeit und eine Jahresweltbestzeit. Es ist bereits die zweite absolute Top-Siegzeit im Marathon in diesem Jahr. Vor einem Monat hatte der Äthiopier Tamirat Tola in Dubai mit 2:04:11 Stunden gewonnen.
Hinter Wilson Kipsang belegten seine kenianischen Landsleute Gideon Kipketer (2:05:51) und Dickson Chumba (2:06:25) die Ränge zwei und drei.
Das Rennen der Frauen gewann die Kenianerin Sarah Chepchirchir mit einer deutlichen Steigerung auf 2:19:47 vor den Äthiopierinnen Birhane Dibaba (2:21:19) und Amane Gobena (2:23:09). Die 32-jährige Siegerin stellte ebenfalls eine Jahresweltbestzeit auf und lief die erste Zeit unter 2:20 Stunden in diesem Jahr. Beide Siegzeiten sind auf der neuen Strecke des Tokio-Marathons auch Veranstaltungs-Rekorde.
Kipsang mit bestechendem Rennen
Angeführt von Tempomachern lag die Spitzengruppe der Männer von Beginn an auf Weltrekord-Kurs und zum Teil deutlich darunter. 5 Kilometer in 14:14 Minuten und 10 Kilometer in 28:49 Minuten bedeuteten rechnerisch eine Endzeit um 2:01:30 Stunden. Hinter zwei „Hasen“ erreichten sechs Läufer die Halbmarathonmarke nach 61:21 Minuten. Das war ziemlich genau das Tempo, das Wilson Kipsang laufen wollte. Nach und nach musste erwartungsgemäß einer nach dem anderen dem extrem hohen Tempo Tribut zollen - für sie war diese Pace einfach zu schnell, während Wilson Kipsang einmal mehr zeigte, dass er nach wie vor in der Lage ist, den Weltrekord zu brechen. In Berlin war er im vergangenen September als Zweiter hinter Kenenisa Bekele (Äthiopien/2:03:03) eine Zeit von 2:03:13 gelaufen.
Superschneller Beginn fordert Tribut
Evans Chebet und Albert Kangogo (beide Kenia) hatten vor Kilometer 25 den Kontakt verloren. Diesen Punkt passierte die Spitzengruppe in 1:12:46 Stunden. Auch nach 30 km lag die Zwischenzeit (1:27:27) noch im Bereich des Weltrekordes. Allerdings waren die letzten beiden 5-km-Abschnitte bereits etwas langsamer, so dass eine leichte Tempoverschärfung nötig gewesen wäre, um die Kimetto-Zeit zu unterbieten. Nachdem die Kenianer Gideon Kipketer und Solomon Deksisa zuvor zurückgefallen waren und dann auch die Tempomacher aus dem Rennen gingen, lief neben Kipsang jedoch nur noch der Tokio-Sieger des Jahres 2014, Dickson Chumba. Der Kenianer hatte vor drei Jahren mit der Streckenrekordzeit von 2:05:42 gewonnen.
Kurz vor Kilometer 35 löste sich Wilson Kipsang dann von Dickson Chumba, doch es war nun klar, dass er den Weltrekord einmal mehr relativ knapp verfehlen würde. „Ich habe mich sehr gut gefühlt, und die Strecke ist gut. Aber es war etwas windig und am Ende fehlte Konkurrenz“, wird Wilson Kipsang auf der Internetseite des internationalen Leichtathletik-Verbandes iaaf.org zitiert.
Chepchirchir bricht mit schneller zweiter Hälfte die 2:20-Marke
Im Rennen der Frauen hatte eine sechsköpfige Spitzengruppe hinter den Tempomachern die Halbmarathonmarke nach 70:31 Minuten erreicht. Bis zur 30-km-Marke hatte sich diese Gruppe halbiert. Hinter Sarah Chepchirchir, die mit einer 2:24:13 Stunden ins Rennen gegangen war, liefen die beiden Äthiopierinnen Amane Gobena und Birhane Dibaba. Es war dann Chepchirchir, die das Tempo anziehen konnte und die beiden Konkurrentinnen auf den nächsten 5 km vorentscheidend hinter sich ließ. Diesen Abschnitt lief sie in extrem schnellen 15:46 Minuten, so dass plötzlich sogar eine Zeit unter 2:20 Stunden möglich wurde. Die 32-jährige Kenianerin verbesserte sich schließlich um rund viereinhalb Minuten. Das mit Spannung erwartete Debüt der 10.000-m-Weltklasseläuferin Betsy Saina endete vorzeitig. Die Kenianerin lief lange in der Spitzengruppe, fiel dann jedoch zurück und ging nach 35 km aus dem Rennen.
Männer:
1. Wilson Kipsang KEN 2:03:58
2. Gideon Kipketer KEN 2:05:51
3. Dickson Chumba KEN 2:06:25
4. Evans Chebet KEN 2:06:42
5. Alfers Lagat KEN 2:07:39
6. Bernard Kipyego KEN 2:08:10
7. Yohanes Ghebregergish ETH 2:08:14
8. Hiroto Inoue JPN 2:08:22
Frauen:
1. Sarah Chepchirchir KEN 2:19:47
2. Birhane Dibaba ETH 2:21:19
3. Amane Gobena ETH 2:23:09
4. Ayaka Fujimoto JPN 2:27:08
5. Marta Lema ETH 2:27:37
6. Sara Hall USA 2:28:26
2:02:57 Dennis Kimetto KEN Berlin 28.9.2014
2:03:03 Kenenisa Bekele ETH Berlin 26.9.2016
2:03:05 Eliud Kipchoge KEN London 24.4.2016
2:03:13 Emmanuel Mutai KEN Berlin 28.9.2014
2:03:13 Wilson Kipsang KEN Berlin 26.9.2016
2:03:23 Wilson Kipsang KEN Berlin 29.9.2013
2:03:38 Patrick Makau KEN Berlin 25.9.2011
2:03:42 Wilson Kipsang KEN Frankfurt 30.10.2011
2:03:45 Dennis Kimetto KEN Chicago 13.10.2013
2:03:51 Stanley Biwott KEN London 24.4.2016
2:03:52 Emmanuel Mutai KEN Chicago 13.10.2013
2:03:58 Wilson Kipsang KEN Tokio 26.2.2017
2:03:59 Haile Gebrselassie ETH Berlin 28.9.2008
VCM News. Text: JW | race-news-service.com
Im Original hier erschienen: Grandioser Wilson Kipsang
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