19.02.2017, 6004 Zeichen
Mit Essen spielt man nicht, hat Oma immer gesagt. Doch das Lebensmittel-Monopoly ist in vollem Gange: Der erst 2015 fusionierte Fress-Multi KraftHeinz bietet rund 143 Mrd. US-Dollar für den britisch-niederländischen Konsumgüter-Konzern Unilever . Dessen Management hat die Offerte zunächst brüsk abgelehnt, doch das dürfte nur die erste Runde einer längeren Poker-Partie sein. Unilever hat schließlich keinen Großaktionär, sondern gehört einer Vielzahl institutioneller Investoren – und die wollen am Ende möglichst viel Geld für ihre Anteile sehen.
Buffett und Lemann werden so schnell nicht aufgeben
Anders als beim Schoko-Riesen Hershey’s, wo die Stiftung des Firmengründers im vergangenen Jahr die Übernahme durch Mondelez blockieren konnte, wird’s bei Unilever also vor allem um den Preis gehen. Da trifft es sich gut, dass hinter KraftHeinz zwei Herren mit ganz tiefen Taschen stehen: 26,8% der Anteile liegen bei Investment-Ikone Warren Buffett, weitere 23,9% werden von dem brasilianisch-schweizerischen Milliardär Jorge Paulo Lemann kontrolliert, der zuvor schon die globale Bier-Branche aufgemischt hat. Seine Brauerei AmBev schloss sich 2004 zunächst mit der belgischen Interbrew zu InBev zusammen und schluckte hernach den US-Brauer Anheuser Busch. Die fusionierte AB InBev verleibte sich 2016 dann auch noch die britisch-südafrikanische SABMiller ein und kommt nun auf einen Weltmarktanteil von über 30%.
Unilever-Aktionäre bleiben erstmal cool
Die Gerstensaft-Geschichte dürfte sich nun bei der festen Nahrung wiederholen. Unilever-Aktionäre behalten deshalb trotz des 12%-igen Kurssprungs vom Freitag einen kühlen Kopf und bleiben erstmal engagiert: Die Chancen stehen gut, dass KraftHeinz am Ende deutlich mehr als 50,00 Euro je Aktie hinblättert. Anschließend wird Unilever dann wohl filetiert. Denn die für KraftHeinz interessante Lebensmittel-Sparte mit Marken wie Becel, Pfanni oder Ben & Jerry’s steht ja nur für 43% vom Umsatz – während der größere Rest mit Haushaltswaren wie Dove-Seife, Rexona-Deo oder Domestos-Reiniger erwirtschaftet wird.
Als Income-Investoren verfolgen wir die sich anbahnende Übernahmeschlacht mit einem lachenden und einem weinenden Auge. So erfreulich die Kursgewinne auch sind – mit Unilever würde einer der zuverlässigsten Dividendenzahler Europas vom Börsenparkett verschwinden. Und selbst wenn nach acht Quartalen alles danach aussieht, dass KraftHeinz die blitzsaubere Ausschüttungs-Historie von Kraft Foods und Heinz Ketchup fortführen wird: Falls der Unilever-Deal knappt, hätte man halt wieder eine Euro-Aktie weniger im Dividenden-Depot.
Lebensmittel-Monopoly: Der Druck auf Nestlé steigt
Parallel steigt nun auch der Druck auf Nestlé. Mit umgerechnet über 90 Mrd. US-Dollar machen die Schweizer zwar mehr Umsatz als KraftHeinz und Unilever zusammen. Allerdings flaut das organische Wachstum von Jahr zu Jahr ab. Gut möglich deshalb, dass der neue Chef Ulf Mark Schneider früher oder später dasselbe tut, womit er schon an seiner vorherigen Wirkungsstätte – nämlich beim deutschen Dividenden-Primus Fresenius – grandios erfolgreich war: Firmen kaufen.
Geld für einen Mega-Deal wäre durchaus da, vor allem wenn Nestlé die nicht wirklich zum Kerngeschäft zählende Beteiligung am Kosmetik-Konzern L’Oréal versilbern würde. Das 23%-ige Paket hat einen Marktwert von über 20 Mrd. Euro, was schon mal gut die Hälfte des aktuellen Börsenwerts von Danone wäre. Mit ihren Milchprodukten, Tafelwassern und Baby-Breichen würden die Franzosen ziemlich gut zu Nestlé passen – aus kartellrechtlicher Sicht an der einen oder anderen Stelle vielleicht sogar zu gut.
Danone nicht nur als Übernahmeziel interessant
Wir wollen deshalb nicht in die Glaskugel glotzen und irgendwelche Deals beschwören, vor allem weil es in Frankreich traditionell immensen politischen Widerstand gegen Übernahmen gibt. Fakt ist jedoch, dass Danone mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 17,9 (auf Basis der für die nächsten zwölf Monate prognostizierten Erträge) zwar kein Schnäppchen ist – aber günstiger bewertet als Nestlé (20,6), KraftHeinz (25,1) oder die irische Kerry Group (20,0). Darüber hinaus hat der Fruchtzwerge-, Evian- und Milupa-Konzern wie Unilever keinen strategischen Großaktionär.
Gleichwohl kann Übernahmephantasie vielleicht ein Impuls, aber niemals ein hinreichender Grund für ein Investment sein. Ganz im Gegensatz zur Ausschüttungsqualität. Und die stimmt: In den letzten 25 Jahren wurde die Dividende nie gesenkt und nur dreimal (zuletzt 2014) nicht erhöht. Beim Drei-Jahres-Payout bewegt das 1919 gegründete Unternehmen sich zwar am oberen Rand des DividendenAdel-Zielkorridors, aber da die Ertragsdelle 2014/15 inzwischen ausgebügelt wurde, sehen wir dies nicht als problematisch an. Die Dividendenrendite von 2,8% scheint somit gesichert. Auf dieser Basis kann man mit der auch an deutschen Börsen gut handelbaren Aktie durchaus beim Lebensmittel-Monopoly mitspielen.
Klicken Sie sich hier durch die DividendenAdel-Profile der Top 10 Lebensmittel-Aktien aus den Industrieländern:
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Fresenius
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Uhrzeit: 21:58:45
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Unilever
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