05.05.2013, 2492 Zeichen
Die Inhalte des Fachheft 8 (April 2013) als Artikelserie am 1. Mai-Wochenende. Das Fachheft gibt es unter http://www.christian-drastil.com/fachheft-info/ zum Download.
Teil 4: Ein Xetra-Liquiditätsmaß, das auch für Wien Sinn machen würde
Von: Silke Schlünsen, Executive Dir. Close Brothers Seydler Bank
Eine Idee für Wien: XLM ist die Abkürzung für Xetra Liquiditätsmaß und zeigt auf einen Blick die sogenannten „impliziten Transaktionskosten an, die in Basispunkten (BP) gemessen werden. Die Deutsche Börse AG überprüft mehrmals am Tag, um wie viel teurer ein Investment für eine Aktie aufgrund ihrer Geld-Brief-Spanne ist, wenn ein Investor gleichzeitig einen Kauf/Verkauf für z.B. ein Ordervolumen von 25.000 Euro tätigen würde. Je illiquider das Orderbuch, umso größer der XLM-Wert und umso teurer das potentielle Investment in das Unternehmen. Vergleicht man die XLM-Werte von zwei fundamental gleich interessanten Aktien, so wird sich der rationale Investor immer für das Unternehmen entscheiden, welches den geringsten XLM-Wert aufweist, weil der Investor sich von seinem Bestand besser und kostengünstiger trennen kann als wenn er in das andere Vergleichsunternehmen investiert wäre.
Im DAX beträgt der durchschnittliche XLM-Wert 5,62 Basispunkte, im MDAX 20,6 BP, im SDAX 96,27 BP und im TecDAX 53,36 BP für eine Ordergröße von jeweils 25.000 Euro. In Österreich ist der Wert bisher weitgehend unbekannt, obwohl in Wien genauso wie in Frankfurt der Handel über das elektronische Handelssystem Xetra von statten geht. Gerade unser Haus nutzt diesen Wert sehr stark, um Risiken abzuwägen aber auch, um mögliche Indexunternehmen in einen Auswahlindex zu entwickeln, da der XLM-Wert in Deutschland sogar als „weiches“ Kriterium in die Entscheidung des „Arbeitskreis Aktienindizes“ einfließt, der über einen Indexaufstieg/-abstieg entscheidet.
Somit sollte es das Anliegen eines jeden börsennotierten Unternehmens sein, einen möglichst geringen XLM-Wert aufzuweisen, der nur von einem aktiven Market Maker bzw. Specialist forciert werden kann, indem er das Orderbuch mit manuellen Geld- und Briefseiten neben seinem Quote pflegt.
Leider weisen die österreichischen Aktien eher Orderbücher mit sehr breiten Spreads auf, die zu wenig bzw. rückläufiger Liquidität und einer unnötig hohen Volatilität führen.
Wir würden uns sehr wünschen, wenn die Wiener Börse AG zukünftig diesen Wert auf ihrer sehr detaillierten Homepage für jeden Emittenten zwecks besserer Vergleichbarkeit aufweisen würde.
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